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Asylsuchende beziehen Villa in Millionärsviertel - Bürgermeister wusste von nichts

Von: Michael Acker

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Diese Stadtvilla mit großem Garten in Ebersberg wurde vom Landratsamt für Asylsuchende angemietet.
Diese Stadtvilla mit großem Garten in Ebersberg wurde vom Landratsamt für Asylsuchende angemietet. © Stefan Rossmann

Im Landkreis Ebersberg werden 14 Asylsuchende bald eine Villa im Millionärsviertel beziehen. Der Bürgermeister wurde darüber nicht informiert.

Ebersberg – Ignaz Perner war ein bedeutender Vorkämpfer des Tierschutzes mit einem großen Herzen für Kreaturen in Not. Nicht umsonst ist in seiner Geburtsstadt Ebersberg eine Straße nach ihm benannt. In dieser werden in Kürze Menschen in Not eine neue Bleibe finden.

Der Landkreis Ebersberg hat eine Stadtvilla (250 m2 Wohnfläche) in der Ignaz-Perner-Straße 12 mit parkähnlichem, rund 1700 Quadratmeter großen Garten angemietet, um dort Asylbewerber unterzubringen. Entsprechende Informationen der Ebersberger Zeitung bestätigte das Landratsamt einsilbig.

Die Kreisbehörde ist ständig auf der Suche nach Flüchtlingsunterkünften, da sie die im Verteilungsschlüssel festgelegte Anzahl an Plätzen derzeit nicht vollumfänglich zur Verfügung stellt. Nach der Ankunft in Deutschland und nach der Meldung als Asylsuchende werden die Flüchtlinge einer Erstaufnahmeeinrichtung zugewiesen, wo sie ihren Antrag stellen können und dazu angehört werden. Danach werden sie weiter verteilt. Die Verteilung auf die Bundesländer erfolgt nach Einwohnerzahl und Steuerkraft, die Weiterverteilung in Bayern auf die Landkreise und kreisfreien Städte nach Einwohnerzahl.

„Wir nehmen fast alles, was wir kriegen können“, sagt ein Mitarbeiter des Landratsamts, der nicht genannt werden will. Auch die Ebersberger Stadtvilla mit dem Parkgrundstück sei der Behörde angeboten worden. Zwölf bis 14 Asylsuchende sollen dort untergebracht werden, frühestens wohl ab Januar. Eine Begehung hat schon stattgefunden. Dabei sei u.a. beschlossen worden, die wertvollen Böden in dem Haus durch geeignete Maßnahmen zu schützen.

Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) ist in diesem Fall nicht gut auf das Landratsamt zu sprechen. Er wurde nämlich über den Abschluss des Mietvertrags nicht informiert. Erst auf Nachfrage im Landratsamt erhielt er ein paar dürftige Informationen. „Ich würde mir wünschen, dass wir in Zukunft auf Augenhöhe miteinander reden“, sagt der Rathauschef in Richtung Landrat Robert Niedergesäß (CSU). Es könne ja durchaus sein, dass die Stadt einen Wissensvorsprung habe, wenn es um eine bestimmte Immobilie gehe.

Das jetzt vom Landratsamt angemietete Haus in der Ignaz-Perner-Straße befindet sich jedenfalls in Bestlage der Kreisstadt, manche sprechen vom „Viertel der Millionäre“. Das Landratsamt bezahlt nach eigener Auskunft eine ortsübliche Miete von 11,20 Euro pro Quadratmeter, sprich rund 2800 Euro gesamt. Der Mietvertrag ist bis Ende Oktober 2023 befristet.

Die Zufahrt zu dem Grundstück, wo demnächst Flüchtlinge wohnen werden.
Die Zufahrt zu dem Grundstück, wo demnächst Flüchtlinge wohnen werden. © Stefan Rossmann

Wörtlich lässt das Landratsamt auf Anfrage der EZ verlauten: „Der Landkreis Ebersberg ist wie alle anderen Landkreise rechtlich verpflichtet, Menschen mit Asyl-Hintergrund aufzunehmen nach der Quote, die sich aus dem sogenannten Königsteiner Schlüssel ergibt, den der Landkreis aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes derzeit ohnehin nur zu gut 60 Prozent erfüllen kann und damit Schlusslicht in Oberbayern ist. Dezentrale kleinere Unterkünfte sind nicht zuletzt aus humanitärer Sicht und mit Blick auf eine gute und schnelle Integration zu bevorzugen. Den Landkreisbürgerinnen und -bürgern, die für diesen Zweck Wohnraum zur Verfügung stellen, ist das Landratsamt sehr dankbar.“

Proske hofft, dass es „in dem Eck“ wegen der neuen Nachbarschaft nicht zu Spannungen kommt. Bisher hätten sich die Ebersberger den Asylsuchenden gegenüber hervorragend verhalten. Er habe seit Dienstantritt im Mai noch keine Beschwerden bekommen. Derzeit gibt es in der Kreisstadt vier Unterkünfte.

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