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Atomkrise: Frankreich hofft auf Hilfe aus Deutschland

Das liegt unter anderem am Energiepreisdeckel, mit dem die Regierung die Verbraucher vor allzu hohen Preisen schützen will. Der Staat verpflichtet EDF, einen Teil seines Stroms unter dem Marktpreis an Konkurrenten abzugeben.

Ein weiteres Problem sind fehlende Fachkräfte, um die nötigen Reparaturen anzugehen. Der scheidende EDF-Chef Jean-Bernard Lévy hatte der Regierung vorgeworfen, durch ihre Wechselhafte Atompolitik die Misere mitverursacht zu haben.

Die Korrosionsprobleme sind seit etwa einem Jahr bekannt. Es handelt sich um feine Risse in den Leitungen des Notfall-Kühlsystems. Mindestens zwölf Reaktoren sind deswegen bereits heruntergefahren. Doch es gibt nicht genügend Fachkräfte, um die Leitungen zu ersetzen.

Um die Reparaturen zu beschleunigen, sollen die Höchstwerte für die Strahlenbelastung bei einigen Facharbeitern heraufgesetzt werden, heißt es bei EDF. Außerdem sollen Fachkräfte aus Nordamerika die Lücken stopfen.

Fernleitung wird vorbereitet

Probleme bereitet auch weiterhin ein neuer französischer EPR-Reaktor in Flamanville, der ursprünglich 2007 ans Netz gehen sollte: Er befindet sich weiterhin im Bau. Ein bisschen Hoffnung für die französische Atomwirtschaft ergibt sich daraus, dass der finnische Reaktor gleicher Bauart in Olkiluoto mit einer Verspätung von zwölf Jahren nun erstmals die volle Leistung erreicht hat.

Um EDF zu retten, soll das Unternehmen in Kürze wieder verstaatlicht werden. Derzeit hält der Staat 84 Prozent. Für die übrigen 16 Prozent ist ein Übernahmeangebot von zwölf Euro pro Aktie geplant. Neuer Chef soll Luc Rémont werden, der bei Schneider Electric Karriere gemacht hat und zuvor Berater im Wirtschaftsministerium war.

Bundeskanzler Olaf Scholz und Präsident Macron hatten sich bereits Anfang September darauf verständigt, sich im kommenden Winter gegenseitig bei der Energieversorgung zu unterstützen. Frankreich will Deutschland mit Gas aushelfen und im Gegenzug Strom importieren. Für den Gastransport von Frankreich nach Deutschland wird eine bestehende Fernleitung vorbereitet, die bislang in umgekehrter Richtung genutzt wurde. Der französische Netzbetreiber rechnet mit einer Inbetriebnahme Mitte Oktober.