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Atomsprengköpfe zuvor entfernt: London: Russen feuern Waffen ohne Munition ab

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Ein russischer Raketenwerfer feuert bei einer Übung in Belarus eine Rakete ab.

(Foto: AP)

Am Boden verliert Putins Armee immer mehr Gebiete, nun sollen Großangriffe aus der Ferne die ukrainische Infrastruktur zerstören. Doch inzwischen mangelt es laut britischem Geheimdienst auch an ausreichend Langstreckenraketen - weshalb mit nuklearfähigen Marschflugkörpern improvisiert werden müsse.

Russland entfernt nach Informationen des britischen Geheimdienstes wahrscheinlich Atomsprengköpfe von alternden Marschflugkörpern und feuert die Waffen ohne Munition ab. Das berichtet das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstquellen. "Unabhängig von den Gründen zeigt diese Improvisation, in welchem Maß Russlands Kontingent an Langstreckenraketen abgebaut wurde", heißt es im täglichen Bericht des Ministeriums, der auf Twitter veröffentlicht wurde. 

Auf Bildern seien die Überreste eines Marschflugkörpers der Baureihe AS-15 KENT zu sehen, der in den 1970er Jahren in der Sowjetunion als Träger für Atomsprengköpfe entwickelt wurde. Die fehlenden Sprengköpfe dürften den britischen Angaben zufolge mit Ballast aufgefüllt worden sein. Durch die Bewegungsenergie und nicht verbrauchte Antriebsstoffe würde trotz der fehlenden Munition immer noch Schaden angerichtet, heißt es weiter.

Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass Moskau damit ernsthafte Erfolge erreiche. Vielmehr hoffe der Kreml wohl darauf, die ukrainische Luftabwehr abzulenken. Nach den Gebietsverlusten am Boden hatte sich Russland zuletzt darauf verlegt, ukrainische Städte und Infrastruktur mit Langstreckenraketen zu beschießen. Allein am Mittwoch war ein Schwarm von etwa 70 Raketen und Marschflugkörpern auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine niedergegangen und hat dabei schwere Schäden angerichtet. Er war die achte derartige Angriffswelle seit Mitte Oktober.

Beweis für Mangel an Raketen

London zeigt sich überzeugt, dass es erheblichen Einfluss auf Russlands Reserven an konventionellen Marschflugkörpern haben wird, sollte die Armee ihre Attacken in dieser Größenordnung fortsetzen. Auch das US-Verteidigungsministerium hatte zuletzt den russischen Vorrat an "präzisionsgelenkter Munition" wie etwa selbststeuernder Raketen oder Artilleriegranaten als gering eingeschätzt. Im Verlauf der neun Monate seit Kriegsbeginn habe dieser "deutlich abgenommen", heißt es - auch weil durch internationale Handelsbeschränkungen ein Ersatz etwa von Mikrochips nicht schnell genug zu bewerkstelligen sei.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.