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Aufklärung über strafbares Verhalten: Warum künftig Staatsanwälte Jugendliche an Würzburger Schulen besuchen

Die Staatsanwaltschaft Würzburg und der Fachbereich Schule der Stadt Würzburg haben sich zusammengetan. Ihr Ziel ist es, Jugendliche ab der 8. und 9. Klasse, also ab dem Eintritt der Strafmündigkeit mit dem 14. Geburtstag, darüber aufzuklären, was strafbares Verhalten ist. Im Rahmen dieser neuen Kooperation sollen junge Staatsanwälte die Schulen besuchen und aus ihrem Alltag berichten, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.

Hintergrund der Kooperation ist, dass Kinder und Jugendliche heute mit vielen strafrechtlich relevanten Tatbeständen in Kontakt geraten – häufig über soziale Medien und das Smartphone. Gleichzeitig können sie laut Mitteilung oft nur schwer abschätzen, wenn sie Opfer oder Täter einer Straftat sind und würden die Konsequenzen für eine solche nicht kennen.

Konkret geht es zum Beispiel um Sachbeschädigungen durch skurrile bis gefährliche Trends oder Challenges, wie etwa das Ansägen von Schulstühlen mit den Gummibändern von OP-Masken. In unzähligen Videos war 2021 auf dem beliebten Social-Media-Videoportal TikTok zu sehen, wie man mit den Gummis von OP-Masken verschiedene Dinge wie Seile, Stifte oder sogar Stühle aus Kunststoff zersägen kann. Auch diese Redaktion hatte im Juli 2021 darüber berichtet, dass es an verschiedenen Würzburger Schulen zu Fällen von angesägten Stühlen gekommen war.

Sachbeschädigungen an so gut wie allen Würzburger Schulen

Im Februar 2022 sorgte ein weiterer TikTok-Trend aus den USA dafür, dass Toilettenpapier in Schulen zweckentfremdet wurde: Es landete entweder nass an den Wänden der Schultoilette, rollenweise im Klo oder wurde angezündet. Die Aktion wurde von Schülerinnen und Schülern gefilmt und als Video auf TikTok veröffentlicht. Nachdem es in einer Würzburger Schultoilette zu einem Brand gekommen war, dessen Hintergründe zunächst unklar waren, hatte die Stadt Würzburg in einer Informations-Mail an die Schulen für den Video-Trend und die gefährlichen Folgen sensibilisiert. Würzburgs dritte Bürgermeisterin Judith Jörg, die das Schulreferat leitet, wisse von Sachbeschädigungen an so gut wie allen Schulen Würzburgs zu berichten, darunter auch Brandstiftung, heißt es in der Pressemitteilung.

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Auch die Nutzung von Medien, die erst für Ältere zulässig sind, Mobbing und strafrechtlich relevante Tatbestände wie Cyber-Grooming, Kinderpornografie, Volksverhetzung oder Rassismus sind im Alltag vieler Schüler und Schülerinnen präsent und sollen Thema der neuen Kooperation zwischen der Stadt Würzburg und der Staatsanwalt sein. "Cyber-Grooming, also die sexuell motivierte Kontaktaufnahme zu Minderjährigen über das Internet, die Verbreitung von Kinderpornografie und rassistische Diskriminierungen sind die Straftatbestände, die bei Jugendlichen ab 14 Jahren weit verbreitet sind. Dies beobachten wir mit Sorge", wird der Leitende Oberstaatsanwalt Frank Gosselke in der Mitteilung zitiert.

Zum Thema Volksverhetzung berichtet Staatsanwalt Michael Hannig in der Pressemitteilung aus seinem Arbeitsalltag: "Wir wissen, was auf dem Pausenhof passiert, welche Bilder über WhatsApp von Schülerinnen und Schülern verbreitet werden", sagt er. "Wir kennen genug Beispiele von Volksverhetzung aus unserer Praxis, können in den Schulen von solchen Fällen berichten und darauf aufmerksam machen, dass beispielsweise bei Volksverhetzung die Wohnung der Eltern durchsucht werden muss und die Eltern vom Jugendamt vorgeladen werden."

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Wie es in der Pressemitteilung heißt, wird der Fachbereich Schule der Stadt Würzburg seine Netzwerke wie Schulleiterbesprechungen, Kontakte zu Ministerialbeauftragten für die Gymnasien und Realschulen in Unterfranken und zum Staatlichen Schulamt nutzen, um auf die Wichtigkeit des neuen Angebots aufmerksam zu machen. "Die Erfahrung zeigt, dass Schülerinnen und Schüler nachhaltig beeindruckt sind, wenn aus der Praxis berichtet wird. Die Themen werden an Bedeutung gewinnen, wenn sie von 'echten' Staatsanwälten präsentiert werden", wird Daniela Schuster, Fachbereichsleiterin Schule, zitiert.

Kooperation könnte auch Interesse der Jugendlichen an Beruf in der Justiz wecken

Diese Meinung wird auch von Schulen geteilt: "Wir begrüßen diese Kooperation und würden das Angebot nutzen, weil es immer gut für Schülerinnen und Schüler ist, wenn sie auch von anderer Seite über diese Problematik informiert werden und kompetente Auskunft erhalten", sagt etwa Andrea Schneider, stellvertretende Schulleiterin des Röntgen-Gymnasiums, auf Anfrage dieser Redaktion. Das habe man auch an anderer Stelle bereits gemerkt, "wenn wir zum Beispiel Angebote der Polizei oder Präventionsveranstaltungen des Jugendamtes der Stadt Würzburg an unserer Schule durchführen".

Frank Gosselke hebt noch einen anderen Aspekt hervor: Die Kooperation "Staatsanwaltschaft in der Schule" könne auch dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler Interesse an einem Beruf in der Justiz finden. "Es gibt in der bayerischen Justiz unzählige Berufsfelder für jeden Schulabschluss, wie den Justizvollzugsbeamten, den Justizfachwirt, den Rechtspfleger mit dualem Studium und vieles mehr", so der Leitende Oberstaatsanwalt. Interessierte könnten direkt bei Gericht oder der Staatsanwaltschaft ein Praktikum machen.