Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Aus für Karstadt-Filiale: "Das ist nicht der große Schlag für die Fußgängerzone"

Knapp 50 Karstadt-Filialen müssen schließen. Viele betroffene Städte fürchten nun die Verödung ihrer Innenstädte. Nicht so Celle. Oberbürgermeister Nigge hat das Aus lange kommen sehen und den Leerstand im Zentrum bereits seit Jahren erfolgreich bekämpft. Er hat noch mehr Ideen.

Galeria Karstadt Kaufhof will knapp 50 Filialen schließen - auch die bei Ihnen in Celle. Die Kaufhäuser galten lange als Magneten, von denen umliegende Läden profitiert haben. Wie schwer wiegt das Aus für die gesamte Celler Fußgängerzone?

Jörg Nigge: Ich würde infrage stellen, ob Galeria Karstadt wirklich so ein großer Magnet war. Aus irgendwelchen Gründen scheinen sie betriebswirtschaftlich nicht klargekommen zu sein - und das liegt unter anderem natürlich an fehlendem Publikum. Wir sind hier seit sechs Jahren dabei, inhabergeführte Geschäfte im Mix mit großen Ketten anzusiedeln. Damit konnten wir den Leerstand um die Hälfte reduzieren. Das klappt also gut, weshalb ich das Aus auch nicht als großen Schlag für die gesamte Fußgängerzone sehe.

Haben Sie denn damit gerechnet?

Natürlich beschäftigen wir uns seit zwei bis drei Jahren mit diesem Szenario. Wer sich die Entwicklung bei Galeria Karstadt angeschaut hat, der musste damit rechnen. Mir tut das zwar sehr leid für jeden einzelnen Angestellten. Ich glaube aber, dass sie im aktuellen Arbeitsmarkt problemlos neue Jobs finden werden. Natürlich unterstützen wir auch.

Wie haben Sie die Reaktion in der Celler Bevölkerung auf das Aus wahrgenommen?

Ich glaube, das war sehr ähnlich. Viele Celler haben seit Monaten offen darüber geredet. So richtig überrascht war am Montag wohl niemand. Die meisten haben das schnell abgehakt. Das war jedenfalls mein Eindruck.

Gibt es denn schon Überlegungen, was mit der Immobilie passiert?

83669512.jpg
83669512.jpg

Jörg Nigge (CDU) ist seit 2017 Oberbürgermeister der niedersächsischen Stadt Celle

(Foto: picture alliance / dpa)

Natürlich hätten wir ganz viele Ideen und tatsächlich haben wir auch schon zwei, drei konkretere Interessenten. Nicht für eine Komplettübernahme, sondern für einzelne Teilbereiche. Das weitere Vorgehen hängt jetzt ganz massiv vom Zustand der Immobilie und vom Eigentümer ab.

Der "Deutschen Mittelstand Real Estate AG" aus dem hessischen Langen …

Ja, zum Glück haben wir hier vor Ort einen deutschen Eigentümer. Da kommen wir noch mal leichter heran als an ausländische Investoren. Wir stehen mit dem Eigentümer schon länger in Kontakt – auch wegen anderer Immobilien. Von daher bin ich zuversichtlich, dass wir einen Kompromiss finden werden. Der Eigentümer scheint jedenfalls ein vitales Interesse an einer Nachvermietung zu haben.

Wie ist der Zustand der Immobilie?

Das können wir als Verwaltung nicht abschätzen. Es kommt aber auch auf die Bedürfnisse der Interessenten an.

Könnten Sie sich vorstellen, das Gebäude als Stadt zu übernehmen?

Ja, das könnte auch eine der Optionen sein. Aber wie gesagt: Das hängt davon ab, was der Eigentümer will.

Sie haben also keine Angst, dass das Warenhaus zu einer Ruine wird? In anderen Städten Ihrer Größenordnung ist das seit Jahren ein Problem …

Das wäre ein ganz bitteres Szenario – und sicher ausschließen kann ich das nicht. Wir haben mit dem Eigentümer noch nicht gesprochen seit der Entscheidung. Natürlich wird er sich ein positives betriebswirtschaftliches Ergebnis wünschen. Das dürfte klar sein. Auf der anderen Seite geht es um den Zustand der Immobilie. Den kennen wir aktuell noch nicht. Von daher müssen wir schauen, was sich realisieren lässt.

Das Interview erschien zuerst bei Capital.de

Mit Jörg Nigge sprach Jannik Tillar