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Bald muss die Familie aus der Wohnung - 4 Kinder, 2 Jobs – keine Wohnung

Auf dem Wohnzimmertisch liegt ein Stapel Zeitungen. Wohnungsanzeigen sind mit Kugelschreiber markiert – und viele sind durchgestrichen. Der Laptop ist aufgeklappt. Internetseiten von Wohnungsbaugesellschaften sind auf dem Bildschirm zu sehen.

Stephanie Dias (30) und ihr Lebensgefährte Oskar Hagenbuchner (33) würden am Wohnzimmertisch lieber mit ihren Kindern Justin (12), Tyler (8), Emely (6) und Marlon (acht Monate) sitzen und spielen.

▶︎ Doch das Paar aus der 5000-Einwohner-Gemeinde Wannweil im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg muss derzeit jede freie Minute zur Wohnungssuche nutzen.

In der vergangenen Woche hatte BILD am SONNTAG berichtet: Der Wohnraum ist knapp und in vielen Regionen für Normalverdiener kaum noch zu bezahlen.

Stephanie und Oskar sind wohl das, was man Normalverdiener nennt. Er arbeitet als Lagerist. Sie ist bei einer Gebäudereinigungsfirma angestellt, aber momentan in Elternzeit.

Wohnungssuche per Zeitung und Handy: Stephanie und Oskar schauen nach einer neuen Bleibe

▶︎ Oskar verdient 1800 Euro netto, Stephanie bezieht 617 Euro Elterngeld (statt ihres Lohns in Höhe von 911 Euro). Dazu kommen 1000 Euro Kindergeld sowie 742 Euro Unterhaltsvorschuss für die drei ältesten Kinder, die aus einer früheren Beziehung Stephanies stammen. Zusammen stehen der Familie 4159 Euro monatlich zur Verfügung.

Die Miete ist ein großer Kostenfaktor. Stephanie rechnet vor: „Unsere Vierzimmerwohnung hat 90 Quadratmeter. Wir zahlen 1000 Euro Kaltmiete, 1500 Euro warm. Das ist mehr als ein Drittel des Geldes, was wir monatlich haben.“

Rund elf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter, so viel Geld möchte die Familie auch für die neue Wohnung zahlen – aber die muss erst einmal gefunden werden!

Die Patchworkfamilie muss Ende Mai ausziehen. Der Mietvertrag war befristet, das war bereits klar, als die Familie 2020 einzog. Die Eigentümer verkaufen das Haus, in dem die Wohnung ist.

Daher sucht die Familie praktisch schon eine neue Wohnung, seitdem sie in ihre jetzige eingezogen ist. Jetzt drängt die Zeit immer mehr! Das kostet auch Nerven.

Stephanie unter Tränen zu BILD am SONNTAG: „Wir haben so viele Besichtigungen hinter uns. Immer wieder bekommen wir Absagen. Unsere Kinder freuen sich jedes Mal, wenn wir uns was anschauen, und werden immer wieder enttäuscht. Das macht mich traurig.

Ich habe das Gefühl, dass wir abgestempelt werden, weil wir jung sind und schon vier Kinder haben. Wir haben Tattoos, Piercings und einen Hund. Aber wir arbeiten beide und liegen dem Staat nicht auf der Tasche. Mehr als 1500 Euro warm für vier Zimmer können wir nicht zahlen.“

▶︎ Und obwohl der durchschnittliche Mietpreis im Kreis Reutlingen laut Mietspiegel bei 7,85 Euro pro Quadratmeter liegt, findet die Familie nichts.

Mit rund 11 000 Einheiten ist die GWG, die Wohnungsgesellschaft Reutlingen, der größte Anbieter im Landkreis. Wenig Hoffnung macht die Aussage einer GWG-Pressesprecherin:

„Leer stehende Wohnungen gibt es bei uns nicht, da alle Wohnungen nach Freigabe oder Sanierung unverzüglich wieder in die Vermietung gegeben werden.“ Stephanies und Oskars Geschichte ist kein Einzelfall in Deutschland. Aber ein Schicksal!

Foto: BILD

Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.