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Bauer sucht Frau: Landwirt kehrt mit vier „Geschenken” zurück

So einen Zuzug kann wohl jedes Dorf gut gebrauchen: Zollchow ist seit einem halben Jahr um fünf Einwohner reicher. Wie es dazu kam, ist schnell erzählt. Vor einigen Jahren ging der Sohn des ortsansässigen Milchviehhalters zur Lehre und dann zum Studieren in die alte Heimat der Familie zurück. In Schleswig-Holstein lernte der angehende Agrarwirtschafter seine spätere Frau kennen, die praktischerweise auch eine Bauerntochter war. Der heute 25-jährige Martin Paulsen verliebte sich auf Anhieb in die hübsche Studentin Annemarie. Und ehe sich das Paar versah, waren schon die Ringe getauscht und im Abstand von jeweils nur einem Jahr drei Nachfolger da. Mit denen und ihren Studienabschlüssen im Gepäck kehrten die beiden Landwirte Ende 2021 in die Uckermark zurück. Die fünfköpfige Familie zog auf den elterlichen Hof von Martin Paulsen. Seine Eltern Viola und Hans-Jürgen Paulsen bauten sich derweil ein neues Nest im benachbarten Röpersdorf.

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„Wir sind total glücklich hier und super nett aufgenommen worden”, schwärmt die 30-jährige Annemarie Paulsen. Dass sie mit den Schwiegereltern Hand in Hand wirtschaften, gefällt der Agrarwissenschaftlerin sehr. In vielen Dingen verstehe man sich blind, resümiert die junge Frau zufrieden und führt als ein Beispiel die große Aktion vorm ersten Luzerne-Schnitt an: „Das war eine sehr spannende Angelegenheit.” Bevor die Trecker zum Häckseln aufs Feld rollten, hatte Hans-Jürgen Paulsen in seiner Funktion als Jäger nämlich recherchiert, auf welchen Schlägen sich in dem hohen Gras Frischlinge, Rehkitze, Fasane und Seeadler versteckt haben könnten. „Wir sind dann mit den Angestellten rumgefahren und haben recherchiert, wo Tiere durch unsere Maschinen in Gefahr geraten könnten. Diese Flächen haben wir dann – manchmal sogar fußballfeldgroß – ausgespart und den Tieren die Chance gegeben, zu flüchten.”

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Auch auf Rehkitze stießen die beiden Paulsen-Frauen: „Die haben wir dann dick mit Gras ummantelt und ein Stückchen weg getragen – in der Gewissheit, dass sie ihre Mütter auf sich aufmerksam machen werden, wenn wir wieder weg sind. Und genau so hat es sich zugetragen”, erzählt die dreifache Mutter stolz. Das sei Landwirtschaft, wie sie sie sich immer vorgestellt habe – in Verantwortung für die Natur. Genauso wirtschafte man auch im Betrieb, setzt Annemarie Paulsen erklärend hinzu. Da stehe nicht nur Bio auf dem Siegel drauf, da sei auch Bio drin. Den zusätzlichen Aufwand für solche zeitaufwändigen Aktionen bekomme man natürlich nicht vergütet, setzt die Expertin hinzu: „Aber darum geht es ja auch gar nicht. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, im Einklang mit der Umwelt zu wirtschaften. Und dazu gehört eben auch, dass man auf andere Lebewesen Rücksicht nimmt.”

Bio-Milchwirtschaft

Die Neu-Zollchowerin weiß, dass anderswo bereits mit Drohnen nach Tierbabys gesucht wird. „Wir arbeiten zunächst mit unserer konventionellen Methode, die – wie man sieht – ebenfalls von Erfolg gekrönt ist. Aber eine Kombination aus beidem wäre natürlich ideal.” Was die Zukunft anbelangt, wünscht sich die Norddeutsche, dass sie und ihr Mann bei der Hofübernahme weiter ein glückliches Händchen haben und die Bio-Milchwirtschaft ein Stück weiterbringen. Und natürlich auch, dass aus ihren drei Kindern schnell kleine, glückliche Uckermärker vom Lande werden. Ihre Schwiegereltern haben ihnen das schließlich gut vorgemacht.

Zu finden ist die Familie auch bei Instagram: @biohof_paulsen