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Bauministerin Geywitz verspricht - Niemand verliert wegen Heiz-Hammer sein Haus!

Der Ärger ist riesengroß!

Ab nächstem Jahr soll der Einbau von Gas- und Ölheizungen verboten werden. Das sieht ein Gesetzentwurf von Klimaminister Robert Habeck (53, Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (47, SPD) vor.

Seit BILD die Pläne enthüllte, hagelt es Kritik: Hausbesitzer sind sauer, Ministerpräsidenten schimpfen, die FDP kündigte Widerstand an. In der Regierung wird nun hart verhandelt. Während Habeck auf die Empörung dünnhäutig reagiert, bleibt Geywitz gelassener.

Als wir sie in ihrem Ministerium zum Interview treffen, macht sie ein großes Versprechen: Kein Mensch darf sein Haus oder seine Wohnung verlieren, weil er sich keine neue klimaschonende Heizung leisten kann.

BILD am SONNTAG: Frau Ministerin, wie heizen Sie zu Hause?

Klara Geywitz: „Ich habe eine Gasheizung.“

Schon Gedanken gemacht, wie Sie an eine Wärmepumpe kommen und ob Sie dafür auch gleich noch eine Fußbodenheizung einbauen müssen?

Geywitz: „Das Haus meines Mannes ist von 1734 und steht weitestgehend unter Denkmalschutz. Wenn er mich zu Hause trifft, diskutiert er regelmäßig mit mir, wie wir in Zukunft heizen.“

Ihre Antwort?

Geywitz: „Wir werden ein Heizungsgesetz machen, das für jedes Haus eine machbare Lösung vorsieht. Auch für denkmalgeschützte wie das meines Mannes.“

Jan Schäfer und Angelika Hellemann (wegen einer Erkältung mit Maske) im Gespräch mit Geywitz

Foto: © Wolf Lux @wolf_lux_photograph

Das heißt, es wird nicht jedes Haus eine Wärmepumpe einbauen müssen?

Geywitz: „Unsere Aufgabe ist klar: Um das Klima zu schützen, müssen wir weitgehend damit aufhören, unsere Häuser mit fossiler Energie zu heizen. Uns im Bauministerium war immer wichtig, dass wir technologieoffen bleiben. Fernwärme, Holzpellet-Heizung, eine Gasheizung, die in Zukunft mit Wasserstoff laufen kann, und Heizen mit Biomasse werden genauso erlaubt sein wie Wärmepumpen. Wir stehen vor einer Generationenaufgabe. Die packt ein Land nicht von heute auf morgen. Es geht jetzt um den Einstieg in den Flottenwechsel beim Heizen.“

Eine Generation dauert 30 Jahre. Sie wollen in Ihrem Gesetzentwurf aber vorschreiben, dass spätestens in 11 Jahren Heizungen zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien heizen müssen. Damit sind aber doch reine Erdgas- oder Ölheizungen ab 2035 verboten …

Geywitz: „Der Gesetzentwurf ist gerade in der Ressortabstimmung.“

Das heißt, Sie strecken die Fristen gerade?

Geywitz: „Wir müssen drei Komplexe auseinanderhalten: die Technik, also welche Heizung bis wann erlaubt ist, die staatliche Förderung und die Finanzierung der Förderung. Wir haben bislang keinen finalen Vorschlag für die Förderung oder die Finanzierung. Klar ist aber, je mehr der Staat fördert, desto schneller können die Heizungen umgestellt werden. Habe ich weniger Geld zur Verfügung, kann ich weniger fördern und die Umstellung dauert länger. Das wird gerade miteinander verhandelt.“

Wie kann es sein, dass eine sozialdemokratische Bauministerin ein Gas- und Ölheizungsverbot durchsetzen will, ohne Einigung auf eine Förderung?

Geywitz: „Die Ausgestaltung der Förderung liegt in der Verantwortung von Robert Habeck, der das Budget mit Finanzminister Christian Lindner aushandelt.

Sie sagen ernsthaft, dass Sie bei der Förderung raus sind?

Geywitz: „Nein. Wir beraten natürlich gern. Wir müssen zum Beispiel darauf achten, dass die Förderung Wärmepumpen nicht künstlich verteuert und es so zu Mitnahmeeffekten kommt.“

Habeck hat versprochen, Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen so stark zu fördern, dass die Wärmepumpe sie nicht mehr als eine Gasheizung kostet. Das wären etwa 15.000 Euro, die der Staat jeweils zuschießen muss. Wird das so kommen?

Geywitz: „Das hängt davon ab, ob so viel Geld zur Verfügung steht. Wenn nicht, muss entweder die Förderung gesenkt werden oder der Heizungsaustausch muss langsamer gehen. Ich bin für sinnvolle Übergangsfristen und für eine Lösung, die ökonomisch und ökologisch verträglich und sozial akzeptabel ist. Ich kann aber nicht versprechen, dass niemand einen einzigen Euro mehr ausgibt.“

Was heißt „sozial akzeptabel“? Wer 100 000 Euro verdient, kriegt weniger Förderung als der, der 40 000 Euro hat?

Geywitz: „Das ist ein guter Ansatz. Wir diskutieren gerade in der Regierung, wie man ihn umsetzen kann.“

Wird es am Ende eine Regelung geben, die garantiert: Niemand verliert sein Häuschen, weil er sich die Mehrkosten für die Wärmepumpe nicht leisten kann?

Geywitz: „Ja, das ist das klare Ziel. Ich kann versprechen: Niemand muss im Kalten sitzen, weil er sich keine neue Heizung leisten kann. Das werden wir bei der Förderung berücksichtigen. Der Einstieg in klimaschonendes Heizen darf nicht dazu führen, dass Menschen ihr Haus oder ihre Wohnung verlieren.“

Was mache ich, wenn meine Gasheizung im Winter 2027 komplett kaputtgeht und die Wartezeit für die Wärmepumpe ein Jahr beträgt? Ein Jahr frieren?

Geywitz: „Nein. Dann kann man zur Überbrückung eine gebrauchte Erdgasheizung einbauen.“

Die EU plant den Sanierungszwang für Millionen schlechter gedämmte Häuser bis 2033. Tragen Sie das mit?

Geywitz: „Nein. Ich werde als Bauministerin keinen Vorschlag unterstützen, der einen technischen Sanierungszwang für einzelne Gebäude vorsieht. Und ich gehe davon aus, dass andere EU-Länder das auch nicht tun. Wir müssen uns stattdessen zügig auf ein anderes Verfahren einigen, wie der Gebäudesektor seine Klimaziele besser erreichen kann.“

Welche Lösung schwebt Ihnen vor?

Geywitz: „Es geht um einen Quartiersansatz. Danach muss nicht jedes einzelne Gebäude seinen CO2-Ausstoß senken, sondern ein Quartier insgesamt, also ein Stadtteil oder ein Dorf. Das heißt: Die gut gedämmten Neubauten im Wohnviertel sorgen dafür, dass die Altbauten nicht sofort saniert werden müssen, weil nicht jedes Haus einzeln betrachtet wird.“

Aber wann muss man denn dann seinen Altbau sanieren?

Geywitz: „Ich bin gegen gesetzlichen Sanierungszwang. Aber wenn das Haus verkauft wird, wird der Käufer schon allein wegen der hohen Energiepreise sanieren wollen. Beim Kaufpreis schlägt sich der Sanierungsbedarf natürlich nieder. “

Foto: BILD

Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.