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„Beginn einer Revolution im Krankenhaus“ - Lauterbach will weniger Klinikübernachtungen

Aus Sicht der Regierung liegen viele Patienten unnötig in der Klinik! Deswegen will die Ampel Krankenhäuser dazu bringen, mehr Tagesbehandlungen vorzunehmen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) ist sicher: „Viele Patienten wollen zu Hause übernachten.“ Auch Eltern würden lieber mit ihrem Kind nach Hause fahren, anstatt auf der Station zu übernachten.

Gesundheitsökonom Prof. Reinhard Busse (TU Berlin) bestätigt: „Die Anzahl der stationären Behandlungen ist in Deutschland extrem hoch (etwa 50 Prozent oberhalb des Niveaus unserer Nachbarländer).“ Und: Für viele Patienten seien Krankenhausaufenthalte unnötig! Krebspatienten würden bei uns im Schnitt viermal stationär behandelt, in Nachbarländern nur zweimal, so Busse zu BILD.

▶︎ Der Grund: Lange Aufenthalte bringen den Kliniken mehr Geld.

Eine Folge des Fallpauschalen-Systems. Denn je nach Diagnose-Gruppe klingelt das Geld in die Krankenhauskasse. Das setze bei den Kliniken Anreize, so viele Fälle wie möglich zu behandeln, so Lauterbach. Der Gesundheitsminister plant daher nicht weniger als den „Beginn einer Revolution im Krankenhaus“.

Auch Fachmann Busse geht davon aus, dass „Tagesbehandlungen für viele Patienten attraktiv sind“. Etwa bei unklaren Beschwerden, die aber nicht so sind, dass der Patient gepflegt werden muss. Und bei Krebsbehandlungen wie Chemotherapie.

Dafür sollen die Krankenhäuser künftig Tagespauschalen abrechnen dürfen. Am Freitag soll der Bundestag das Vorhaben absegnen.

Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerates, ist skeptisch. Vogler zu BILD: „Unsere Pflegekräfte sind vollkommen überarbeitet. Daran ändert sich rein gar nichts, wenn fitte Patienten zu Hause schlafen. Denn die rufen nicht andauernd den Nachtdienst. Wichtiger ist, dass wir nicht mehr mit ausbeuterischen Personaluntergrenzen auf den Stationen arbeiten. Wir müssen bemessen, wie viele Pflegende man braucht, um die Patienten im Krankenhaus gut zu versorgen – und zwar verbindlich.“

Ein solches Bemessungsinstrument soll laut Gesetz erprobt werden. Unklar ist, ob es bundesweit eingeführt werden soll.