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Beim Besuch des Bundeskanzlers: Biontech kündigt eigene Plasmid-Herstellung an

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Plasmide sind ringförmige DNA-Moleküle, lernt Scholz von Biontech-Chef Sahin.

(Foto: REUTERS)

Während der Bundeskanzler das Marburger Werk besucht, verkündet Biontech-Chef Sahin eine Ausweitung der eigenen Impfstoffproduktion. Der Pharmakonzern tritt damit auch der Befürchtung entgegen, er wolle abwandern. Scholz verspricht der Branche schnellere Genehmigungsverfahren.

Der Pharmakonzern Biontech baut sein Impfstoffwerk im hessischen Marburg aus. Ende dieses Jahres will Biontech dort erstmals im kommerziellen Maßstab selbst Plasmide herstellen, ein wichtiges Vorprodukt für seine Impfstoffe. Rund 40 Millionen Euro nimmt das Unternehmen dafür in die Hand, wie Vorstandschef Ugur Sahin am Nachmittag sagte. "Seit der Übernahme unserer Herstellungsstätte in Marburg im Herbst 2020 haben wir kontinuierlich in den Standort investiert, um unsere Herstellungskapazitäten und -möglichkeiten zu erweitern", so Sahin beim Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz in Marburg anlässlich der Fertigstellung der neuen Anlage.

Biontech will durch die eigene Plasmid-Produktion unabhängiger bei der Herstellung von mRNA-Medikamenten in Deutschland und Europa werden und einen Großteil seines Bedarfs an Plasmiden selbst produzieren. Plasmide - kleine, ringförmige DNA-Moleküle - sind ein zentrales Ausgangsmaterial für die Herstellung von Boten-RNA (mRNA), auf der der Covid-19 Impfstoff von Biontech beruht. Das Unternehmen benötigt sie auch für mRNA-basierte Medikamente gegen Krebs und Infektionskrankheiten, an denen es forscht. Dass die Mainzer Plasmide in der Vergangenheit extern einkaufen mussten, waren anfangs auch ein limitierender Faktor in der Impfstoffproduktion.

"Deutschland und Europa werden durch den Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten resilienter", erklärte Bundeskanzler Scholz. Der SPD-Politiker sagte der Pharmabranche beschleunigte Genehmigungsverfahren für Fabriken und die Zulassung von Medikamenten zu, um sie in Deutschland zu halten. So schlecht seien die Rahmenbedingungen zwar nicht. Aber nötig seien "schnellere Genehmigungsverfahren, das gilt für Fabriken, aber genauso für neue Medikamente, für Forschungsvorhaben, auch für die Nutzung von Daten, wenn es um Forschung geht". Das sogenannte neue Deutschland-Tempo, mit dem im Zuge der Energiekrise relativ schnell erste Flüssiggas-Terminals an der Küste gebaut werden konnten, müsse nun auch für andere Bereiche gelten.

Sorge wegen Expansion der Krebsforschung nach Cambridge

Die Ankündigung von Biontech im Januar, im Bereich der Krebsforschung in Großbritannien zu expandieren und ein Forschungszentrum in Cambridge mit über 70 Wissenschaftlern aufzubauen, hatte Spekulationen über eine Verlagerung der Krebsforschung des Unternehmens ausgelöst. Biontech hatte dies zurückgewiesen. Scholz betonte, man müsse das Unternehmen nicht überzeugen, in Deutschland zu bleiben. "Hier besteht ein ganz großes Commitment zu unserem Land."

Die neue Herstellungsstätte in Marburg umfasst zwei Anlagen, die sowohl die Produktion von Plasmid-DNA im klinischen als auch im kommerziellen Maßstab abdecken. Biontech erwartet, dass die dort jährlich hergestellten Mengen Plasmid-DNA als Ausgangsmaterial für mehrere hundert Millionen Impfdosen beziehungsweise in Therapien eingesetzt werden können. In Marburg will das Unternehmen verstärkt mRNA-basierte Produkte für seine klinischen Studien herstellen. Biontech hatte das Werk vom Schweizer Pharmakonzern Novartis übernommen und produziert dort seit Anfang 2021 seinen Corona-Impfstoff. Es ist inzwischen eine der größten Produktionsstätten für mRNA-Impfstoffe von Biontech in Europa. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich seit der Übernahme auf rund 700 mehr als verdoppelt.