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Bereits "20, 30 Jahre vorher": Diese frühen Warnsignale deuten auf Parkinson hin

Allein in Deutschland leiden Hunderttausende an Parkinson - bisher ohne Aussicht auf Heilung. Das soll sich mithilfe einer großen, internationalen Studie ändern. Schon die bisherigen Daten liefern wichtige Erkenntnisse: Forscher entdecken Warnzeichen, die bereits Jahre vor der Diagnose auftreten.

Zitternde Hände oder Beine, steife Muskeln, ein unsicherer Gang - das sind typische Symptome der Parkinson-Erkrankung. In Deutschland leiden etwa 400.000 Menschen daran, bisher ohne Aussicht auf Heilung. Das soll sich mithilfe einer großen, internationalen Studie ändern, die die Michael J. Fox Foundation finanziert. Die bisherigen Daten zeigen, dass Parkinson nicht erst mit muskulären Problemen beginnt, sondern dass Patienten schon viele Jahre vor Ausbruch ganz andere Symptome aufweisen. Wird die Erkrankung früher erkannt, kann sie auch besser behandelt werden, so die Hoffnung der Ärzte.

"Wir sehen hier jeden Tag enorm viele Parkinson-Patienten in unterschiedlichen Stadien. Und das ist schon hart, weil man einfach nichts tun kann", sagt Brit Mollenhauer, Chefärztin der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel, einer Fachklinik für Parkinson. Medikamente können nur lindern, die Patienten verlieren nach und nach die Kontrolle über ihre Bewegungen. Für die meisten ist das ein großer Einschnitt in den Alltag und Verlust der Lebensqualität.

Und genau das will Mollenhauer ändern. Sie ist an der Studie der Michael J. Fox Foundation beteiligt, die weltweit Forschung finanziert, um nach Heilungsansätzen zu suchen. Der Gründer, Schauspieler Michael J. Fox, wurde erst vor kurzem mit dem Governors Award, einem Ehren-Oscar, für seinen Einsatz für Parkinsonkranke geehrt. Der heute 61-Jährige erhielt seine Parkinson-Diagnose bereits im Alter von 29 Jahren.

Parkinson beginnt 20 Jahre früher

Die Studie zeige bereits, so Mollenhauer, dass die Medizin mit Blick auf Parkinson-Diagnosen "wahrscheinlich zu spät" ist. Daher versuche man jetzt, Patienten mit dem Risiko einer Erkrankung früher zu entdecken, um Parkinson zu verhindern. Bereits 20 Jahre vor den eigentlichen Symptomen können nicht-motorische Symptome auftreten, etwa spezifische Schlafstörungen oder ein verminderter Geruchssinn.

Parkinson ist eine chronische, fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die zweithäufigste dieser Art nach Alzheimer. Dabei sterben Nervenzellen im Gehirn ab, das führt zu einem Dopamin-Mangel - und dieser löst die typischen motorischen Symptome aus. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind oft bereits 70 Prozent der Nervenzellen im Gehirn abgestorben. Noch immer ist die Ursache der Erkrankung nicht geklärt.

Christian Petersen hat bisher milde Symptome. Bei dem 41-Jährigen zittert nur die linke Hand, er ist mit Medikamenten gut eingestellt. Der dreifache Familienvater kommt regelmäßig zur Kontrolle in die Elena-Klinik in Kassel und nimmt auch an der Parkinson-Studie teil. Die Diagnose erhielt er vor zwei Jahren und wünscht sich, "dass es möglichst nicht schlechter wird", aber auch, "dass man die Krankheit grundsätzlich irgendwie behandeln kann". Bei ihm begann es mit einer Riechstörung. Im Weihnachtsurlaub kochte seine Frau nebenan, doch ihm fiel auf, dass er das nicht riechen konnte. Da habe er gemerkt, dass irgendetwas nicht stimme. In der Klinik macht er einen Riechtest: Doch ob Vanille, Lakritz oder Pfefferminz, er kann den Geruch nicht erkennen.

Schlagen und Schreien im Traumschlaf

Ein weiteres Frühsymptom von Parkinson kann eine Störung des Traumschlafs, der REM-Schlaf-Phase sein. Statt dass die Muskeln entspannen, beginnen Patienten sich heftig zu bewegen. "Manche schlagen auch ihren Bettpartner, manche reden im Schlaf, rufen oder schreien auch. Meistens sind es negative Trauminhalte, die dann ausgelebt werden", so Mollenhauer, "das kann 20, 30 Jahre vor dem Auftreten der Parkinson-Erkrankung isoliert auftreten und sollte einem schon so ein bisschen Warnung sein." Mollenhauer möchte wachrütteln, Patienten sollten auf solche Signale achten und das frühzeitig abklären. "Leider wissen es auch viele Ärzte nicht, aber das ist so charakteristisch für Parkinson und es ist unheimlich wichtig, darüber aufzuklären", so die Ärztin.

Bisher können Medikamente die Symptome von Parkinson nur lindern, ihren Verlauf aber nicht aufhalten. Mollenhauer hofft, dass man mit einer frühzeitigen Diagnose die Krankheit in Zukunft sogar stoppen kann. Studien wie die der Fox Foundation helfen dabei, das Phänomen besser zu verstehen und neue Medikamente zu entwickeln.

Doch man kann auch selbst etwas tun, um das Risiko einer Erkrankung zu reduzieren. "Das ist tatsächlich: Sport und gute Ernährung, nicht zu viel Stress", so Mollenhauer. Eine gesunde Lebensweise könne schützend wirken. Bei Parkinson-Patient Christian Petersen allerdings ist die Krankheit genetisch bedingt. Auch er hofft, mit Bewegung die Krankheit etwas aufhalten zu können. Täglich fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit und geht mit seiner Frau tanzen, um das Muskelgedächtnis auf Trab zu halten. Und auch auf seine Stimmung wirkt sich das positiv aus. Sein großer Wunsch ist, dass es bald bessere Behandlungsmöglichkeiten gibt und dass er noch lange so aktiv bleiben kann.