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Bernd Ziesemer: Xi Jinpings letzter Mohawk in Deutschland

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Bernd Ziesemer Xi Jinpings letzter Mohikaner in Deutschland

Capital-Kolumnist Bernd Ziesemer

Hauptstadtkolumnist Bernd Ziesemer

© Martin Kress

Chinas Parteiführung feiert den Start des neuen BASF-Standorts als großen Sieg. Aber solche deutschen Projekte wird es in Zukunft nicht mehr geben

Han Zheng, Mitglied der sieben starken Top-Führungskräfte der CPC, sagte letzte Woche, dass der neue Verbundstandort der BASF in der Provinz Guangdong persönlich bei der Einweihung anwesend war des BASF-Chefs Martin Brudermüller durfte ins Reich der Mitte einreisen, ohne sich wie andere Ausländer gleich in eine gefängnisähnliche Quarantäne zu begeben – eine in Covid-Zeiten sehr seltene Ehre, bedankten sich die Chinesen mit höchstem Lob. Beide Seiten versuchten, ihre Großprojekte als gute Beispiele für die blühende Wirtschaftsbeziehung zwischen den beiden Ländern zu präsentieren.

In der Tat sind solche milliardenschweren deutschen Investitionen in China in der Zukunft unwahrscheinlich. Die Bundesregierung arbeitet an neuen Regeln für Geschäfte mit der kommunistischen Supermacht. Die kommunistische Supermacht wird in Asien immer aggressiver und bedroht den demokratischen Inselstaat Taiwan zunehmend militärisch. Ohne diese Unterstützung können milliardenschwere Projekte wie der BASF-Chemiekomplex normalerweise nicht finanziert werden. Klare Grenzen für staatliche Garantien sollten dazu beitragen, die wachsende Abhängigkeit von chinesischen Unternehmen zu bremsen. Wir ziehen also aus unserer bitteren Erfahrung mit Wladimir Putin die richtigen Schlüsse.

Aber auch wenn Chinas Regeln unverändert bleiben, denkt ein Großteil der deutschen Industrie jetzt um. Die größere Gefahr der einseitigen Abhängigkeit von einer immer unberechenbareren revisionistischen Macht, die ihre Ziele offensichtlich auch mit Gewalt durchsetzen will, stellt für die meisten deutschen Unternehmen eine große Bedrohung dar. Sie wird immer deutlicher. Autokonzerne, die so unbelehrbar wie BASF früher die deutsche Exportwirtschaft dominierten, sind heute viel marginaler geworden. Manager wie Martin Brudermüller gelten als die letzten chinesischen Mohawks, die sich in Deutschland betrunken haben.

"China's Peak"

Das bedeutet natürlich nicht, dass deutsche Unternehmen schnell von China abgeschnitten werden. Das Tagesgeschäft läuft weiter, wenn auch eingeschränkt durch die stark rückläufige Wachstumsrate im Reich der Mitte. Dies ist größtenteils das Ergebnis der völlig gescheiterten Covid-Strategie von Xi Jinping. Aber wenn es um Direktinvestitionen geht, schauen die meisten Unternehmen heute woanders hin. Davon sollen vor allem Indien und südostasiatische Länder profitieren.

Natürlich erkennt Chinas Führung die Gefahr, in Zukunft wirtschaftlich abgehängt zu werden. Deshalb fangen sie Unternehmen wie BASF auf jede erdenkliche Weise in die Falle. Und lass die hartnäckigen Firmen gegen die guten „chinesischen Freunde“ kämpfen. Aber das hält den Trend nicht auf. In der angelsächsischen Welt sprechen wir von „Peak China“, frei nach dem Modell der Ölförderung, die irgendwann einen natürlichen Höhepunkt erreicht. Vieles deutet darauf hin, dass wir den „Chinese Peak“ bereits gesehen haben.

Bernd Ziesemer

ist ein kapitaler Kolumnist. Der Wirtschaftsjournalist war von 2002 bis 2010 Chefredakteur des Handelsblatts. Danach war er bis 2014 Geschäftsführer Corporate Publishing beim Verlag Hoffmann und Campe. Capital.dehat eine regelmäßige Ziesemer-Kolumne. Sie können ihm hierauf Twitter folgen.

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