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Besuch in Ukraine: Lambrecht kündigt Waffe an, die die Bundeswehr noch nicht hat

Ein geplanter Besuch in der rund 40 Kilometer von der Front gelegenen Stadt Mykolajiw musste aus Sicherheitsgründen wegen drohender russischer Raketen- und Artillerie-Angriffe abgesagt werden. In dem Gebiet wollte Lambrecht ursprünglich zusammen mit Resnikow ebenfalls Waffenstellungen, Ausbildungseinrichtungen und Aktivitäten zur Minenräumung besichtigen.

Nach Luftalarm im Bunker

Wegen eines Luftalarms, der 45 Minuten dauerte, musste die 57-Jährige am Nachmittag in einem Bunker Schutz suchen. Resnikow sagte, die Russen hätten eine Kalibr-Rakete abgeschossen, höchstwahrscheinlich von einem Schiff aus. Im Bunker warb er für die Lieferung von Anti-Schiffs-Raketen. Die SPD-Politikerin sagte, die Situation mache deutlich, wie wichtig die rasche Lieferung einer ersten Einheit des bodengestützten Luftabwehrsystems Iris-T SLM sei.

Lambrecht sprach von einer Lieferung in ein paar Tagen und lobte die ukrainische Mannschaft des Systems, die sie bei der Ausbildung in Deutschland getroffen habe. "Die Ukraine erlebt zurzeit unfassbar viele Luftangriffe, und deswegen ist es so wichtig, dass wir in Bezug auf Luftverteidigung noch mehr unterstützen", sagte die Ministerin und betonte: "Sie kann sich da auf uns verlassen." Resnikow sagte, die Ukrainer würden so lange kämpfen, bis alle ihre Gebiete befreit seien – einschließlich der schon von 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

"Werden keine Kriegspartei"

Lambrecht betonte bei der Besprechung mit Resnikow im Schutzbunker: "Brutalität darf keinen Erfolg haben." Es sei wichtig, dass die EU geschlossen bei den Sanktionen bleibe. Es müsse auch über zusätzliche Sanktionen gesprochen werden. Verständnis zeigte die Ministerin für den Antrag der Ukraine, rasch in die Nato aufgenommen zu werden. Für ein solches Verfahren müssten aber bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. "Und ganz wichtig ist: Die Nato hat sich klar positioniert, wir werden keine Kriegspartei."

Resnikow hatte seine Kollegin zunächst in einem Hotel direkt am Schwarzen Meer zum Mittagessen empfangen. Beide umarmten sich zur Begrüßung herzlich.

Gemeinsam mit Resnikow tauschte sie sich mit Kommandeuren über die Lage und den Einsatz von Militärtechnik aus, die von Deutschland geliefert wurde. Zudem nahm die Ministerin in einem Krankenhaus an der Auszeichnung verdienter Soldaten teil. Ein Exemplar der von der Ukraine geschätzten Panzerhaubitze 2000 bekam Lambrecht bei ihrem Besuch nicht zu Gesicht. Dafür besuchte die Ministerin in der Nähe von Odessa eine mit Bunkern befestigte Verteidigungsstellung. Dort wurde ihr unter anderem ein von den Russen erbeuteter Panzer vorgeführt.

Luftabwehrsystem soll noch im Oktober kommen

Lambrecht sagte die rasche Lieferung einer Einheit des Luftabwehrsystems Iris-T SLM zu. Deutschland will der Ukraine zunächst vier der jeweils 140 Millionen Euro teuren Systeme zur Verfügung stellen. Die Finanzierung von drei weiteren Systemen ist gesichert. Eine Einheit besteht aus vier Fahrzeugen – einem Feuerleitgerät und drei Raketenwerfern. Es soll eine mittlere Großstadt vor Angriffen aus der Luft schützen können. Das System ermöglicht dem deutschen Hersteller Diehl Defence zufolge Schutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Kanzler Olaf Scholz (SPD) zufolge ist es das modernste Flugabwehrsystem, über das Deutschland verfügt.