Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

BILD bei Ex-Botschafter Melnyk in Kiew - Sein Mittel gegen Putins Krieg: Galgenhumor!

Von: JULIAN RÖPCKE (zZt. in der Ukraine)

Der ehemalige ukrainische Botschafter Andrij Melnyk (47) war DIE treibende Kraft, um Druck auf die Bundesregierung aufzubauen, endlich Kampf- und Schützenpanzer an die Ukraine zu liefern.

Sieben Monate ist es her, seit er sein Amt in Deutschland verlassen hat. Jetzt ist er stellvertretender Außenminister der Ukraine.

Im Auswärtigen Amt im Herzen Kiews versucht er als Vize-Außenminister, weiter die Geschicke der Ukraine mitzulenken. Verantwortlich ist Melnyk insbesondere für den Bereich Südamerika – und dort auf der Suche nach militärischer Unterstützung für sein Land, um es gegen die russische Aggression zu verteidigen.

Doch wenn Melnyk nach zwölf Stunden Arbeit endlich Feierabend macht, ist er nur noch einer von 35 Millionen im Land verbliebenen Ukrainern, die mit dem täglichen russischen Terror leben müssen. Melnyk hat seinen eigenen Weg gefunden, mit den Unwägbarkeiten der russischen Terrorangriffe auf die ukrainische kritische Infrastruktur zu leben.

Eine halbe Stunde südlich des Zentrums wohnt er – noch alleine – in einem der großen Wohnblocks der Hauptstadt. Seine Frau und seine Kinder leben aktuell in Berlin. Schon auf dem Weg vom Parkplatz zu seinem Wohnhaus sind die Kriegsfolgen zu spüren.

Denn: Straßenbeleuchtung gibt es nicht mehr. Stattdessen ziehen Fußgänger ihre Handys, leuchten in Richtung der ankommenden Autos, wenn sie die Straße überqueren. So auch Melnyk. Angekommen in seinem Hausflur stellt sich wie immer die Frage: Fährt der Aufzug oder nicht?

Bei minus fünf Grad Celsius Außentemperatur ist die Heizung auf höchster Stufe maximal lauwarm

Foto: privat

Der Aufzug funktioniert, in seiner Wohnung wartet die nächste positive Überraschung: Anders als am Vorabend und heute Morgen funktioniert der Strom und sogar die Heizung liefert ein klein wenig Wärme.

Melnyk geht ins Schlafzimmer und zeigt seinen „Lebensretter“, wie er ihn nennt: eine Batterie, mit der man weniger stromintensive Geräte wie Lampen oder den Computer betreiben kann. „Ich bin ein richtiger Experte mit dem Gerät geworden. Wenn ich die Lampe anschließe, habe ich 18 Stunden lang Licht. Wenn der Computer dazu kommt, sind es nur noch vier Stunden“, fachsimpelt er und lacht.

Melnyk zeigt BILD seinen „Lebensretter“, der bei Stromausfall einen Großteil seiner Geräte mit Energie versorgt

Foto: privat

Da der elektrische Herd aufgrund des fehlenden Stroms meistens nicht funktioniert, hat der Ex-Botschafter einen Gaskocher aus Deutschland mitgebracht. „Mit dem mache ich mir sowohl mein Rührei als auch mein Wasser zum Duschen warm“, scherzt Melnyk erneut. Galgenhumor ist, was ihn nicht verzweifeln lässt

„Am Ende können wir doch nichts machen, als weiter Druck auf unsere Partner aufzubauen, uns noch mehr Flugabwehr zu geben, um den Terror und die Stromausfälle zu beenden“, sagt er. Diesmal lächelt er nicht.

Mit diesem Gaskocher aus Deutschland erwärmt Melnyk sein Rührei und sein Duschwasser

Foto: privat

Dann zeigt Melnyk seine Mitbringsel aus Deutschland: viele Fotos, die ihn und seine Familie zeigen. Auf einigen anderen Aufnahmen ist er mit deutschen Politikern zu sehen. Sein liebster Politiker: Ex-Bundespräsident Hans-Joachim Gauck (83), den er zu seinem Amtsantritt traf. Das Foto von Frank-Walter Steinmeier (67) liegt im Schrank.

Doch nicht nur das hat Melnyk aus Deutschland mitgebracht. In seiner „deutschen Ecke“ stehen Bierkrüge und -gläser und Christstollen, auf dem Balkon hat er sogar einen ganzen Kasten bayerischen Biers gelagert. „Der reicht jetzt schon fast drei Wochen“, scherzt Melnyk und öffnet zwei der übrig gebliebenen Flaschen.

In seiner „deutschen Ecke“ bewahrt Melnyk Andenken und Leckereien aus seiner zweiten Heimat auf

Foto: privat

Auch zwei Heizlüfter aus Deutschland hat er mit in die Ukraine genommen. Einen fürs Schlafzimmer und einen für sein Wohnzimmer, das gleichzeitig sein Arbeitszimmer ist.

Von hier aus twittert er auch, mischt sich weiter in die deutsche Politik ein, wenn er es für notwendig hält. Nach mehreren Monaten Ukraine resümiert Melnyk nachdenklich: „Je länger ich hier bin, desto mehr merke ich, wie sehr ich Deutschland eigentlich geliebt habe. Nicht nur, weil es dort keinen Krieg gibt, sondern auch, weil das Land aus der Ferne betrachtet einen noch viel größeren Beitrag zur Verteidigung der Ukraine leistet.“

Arbeits- und Wohnzimmer: Auch von hier aus setzt Melnyk seine Twitter-Botschaften ab

Foto: privat

Ein unerwartetes Lob des streitbaren stellvertretenden Außenminister der Ukraine, das er jedoch sofort wieder einfängt: „Wer glaubt, dass wir mit der zugesagten Lieferung der deutschen Panzer alles erreicht haben, um den Krieg zu gewinnen, irrt sich. Als Nächstes müssen wir dafür kämpfen, auch eine moderne Luftwaffe aufzubauen, um Russland aus unserem Land zu vertreiben. Dafür braucht es auch deutsche Kampfflugzeuge.“