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"Bitte nicht 'Hyper, Hyper'": H.P. Baxxter hat permanente Midlife-Crisis

Einst waren sie belächelte Aushängeschilder des Bum-Bum-Technos, heute sind sie eines Dokumentarfilms würdig. Zum Kinostart von "FCK 2020 - Zweieinhalb Jahre mit Scooter" packt Sänger H.P. Baxxter aus - über Politik, Drogen und Lebenskrisen.

"Hyper, Hyper!" Mit diesem Ausruf, der Aufzählung prominenter DJs zu jener Zeit, eher holprigem Englisch und polternden Techno-Beats werden Scooter einst ebenso bekannt wie belächelt. Fast 30 Jahre ist das her. Nun kommt mit "FCK 2020 - Zweieinhalb Jahre mit Scooter" eine Dokumentation rund um die Formation mit Sänger H.P. Baxxter in die Kinos. Der 58-Jährige nimmt das zum Anlass, um in einem Interview mit dem "Playboy" die Vergangenheit noch einmal Revue passieren zu lassen.

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(Foto: picture alliance/dpa)

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"Diese Ablehnung war ganz am Anfang wirklich oft unangenehm, da dachte ich mir: Was wollt ihr? Wir machen Musik, keiner wird gezwungen, sich das anzuhören", erinnert sich Baxxter an den schwierigen Beginn seiner Karriere. Im Laufe der Zeit sei die öffentliche Wahrnehmung der Band jedoch gekippt, "obwohl wir im Grunde heute das Gleiche machen wie immer". Mittlerweile wirke es sogar "manchmal fast übertrieben, wie die Leute einem huldigen. Aber es zeigt, wenn man Durchhaltevermögen hat und es einfach lange genug aussitzt, bringt man irgendwann die Kritiker zum Schweigen."

An seinen ersten großen Hit möchte Baxxter am liebsten nicht andauernd erinnert werden - jedenfalls nicht, wenn er mal tot sein sollte. "Also, bitte nicht 'Hyper, Hyper'!", antwortet er auf die Frage, was denn mal auf seinem Grabstein stehen solle. Obwohl der Song von 1994 sei, riefen ihm viele den Slogan nach wie vor hinterher. Schon lieber wäre ihm der Satz "Don't take life too seriously, nobody gets out alive anyway" ("Nimm das Leben nicht zu ernst, es kommt sowieso niemand lebend da raus"). "Wenn das da steht und du liegst schon unter der Erde, ist das ja der beste Beweis dafür. Und jeder, der am Grab steht, wird daran erinnert", so Baxxter.

"Ist auch scheißegal"

Auch die Themen Politik und Drogen schneidet der Sänger im "Playboy"-Interview an. "Politische Texte wollte ich auf gar keinen Fall machen", stellt er klar. Er habe sich "in ein Paralleluniversum aus Rockmusik oder später New Wave und Techno schießen" wollen, "um abzuschalten und mich nicht auch noch in der Musik mit diesem ganzen lästigen Kram beschäftigen zu müssen". Deshalb könne er auch mit Liedermachern nichts anfangen. "Natürlich verstehe ich, wenn jemand sagt, dieser Songtext hat Tiefgrund, der gibt mir was. Nur mir eben nicht, ich will das nicht wissen", erklärt Baxxter. Er lese dann lieber Zeitungsartikel oder ein Buch.

"Für mich war die Musik selbst immer schon Rausch genug. Natürlich habe ich früher auf Raves auch was getrunken, aber nicht bis zur Besinnungslosigkeit, und ich habe nie irgendwelche Pillen probiert", erläutert Baxxter, dass er persönlich dem Techno-Klischee anscheinend so gar nicht entspricht. "Auch als Selbstschutzmaßnahme, denn ich bin ein Gewohnheitsmensch und wusste genau, wenn mir irgendwas gefällt, höre ich nicht wieder damit auf. Mir reicht das schon mit den Zigaretten", führt er weiter aus.

Grundsätzlich würde er sein Leben als "eine permanente Midlife-Crisis, unterbrochen von fröhlichen Momenten" beschreiben, so Baxxter, der mit bürgerlichem Namen Hans Peter Geerdes heißt. "Ich finde, man hadert so oft mit dem Leben, schon von Anfang an. Und je älter man ist, desto sinnloser wird es. Bis man sich irgendwann denkt, ist auch scheißegal, ändern kannst du eh nichts, also genieß den Rest, und dann war's das", fügt er hinzu. Na dann, in diesem Sinne: Hyper, Hyper!