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Bolsonaro vor der Wahl in Brasilien: Gewinnen oder Sterben

In Brasilien geht nun die Angst um, dass dem Land ein ähnliches Szenario droht, nur schlimmer: Wenn am Sonntag mehr als 156 Millionen Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben, geht Bolsonaro nicht als Favorit ins Rennen. Umfragen sehen ihn mit großem Abstand auf Rang zwei – hinter dem linken Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Möglicherweise fährt Lula schon im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen ein, wodurch eine Stichwahl zwischen ihm und dem rechtsextremen Amtsinhaber am 30. Oktober entfallen würde.

Die schlimmste Befürchtung: Bolsonaro – der noch zu Zeiten der brasilianischen Militärdiktatur in die Armee eintrat – könnte mit Unterstützung der Soldaten das Wahlergebnis nicht nur anfechten, sondern einen Umsturz anzetteln. Könnte das Land tatsächlich in einen Bürgerkrieg schlittern?

"Sind alle besorgt"

"Wir sind alle besorgt, dass es zu Gewaltszenen kommen wird", sagt Mariana Llanos vom Hamburger Giga-Institut für Lateinamerika-Studien t-online. Denn auch in Brasilien seien die Bilder vom 6. Januar noch sehr präsent. Und dass Bolsonaro Trump bewundere, ist kein Geheimnis.

Dass der Rechtsextremist nicht erneut die Mehrheit der Wähler überzeugen könnte, liegt nicht nur an seinem beliebten Konkurrenten Lula, sondern auch an seinen vielen Misserfolgen: Konsequent verharmloste er etwa das Coronavirus, obwohl das Land mit den Infektionszahlen völlig überfordert war. Bis heute kamen mehr als 685.000 Menschen in Brasilien durch das Virus ums Leben, mehr starben weltweit nur in den USA.

Um die Impfstoffe kümmerte sich der Präsident trotzdem nur zögerlich – und das, obwohl in Brasilien generell eine extrem hohe Impfbereitschaft herrscht. Stattdessen streute Bolsonaro Verschwörungstheorien: "Wenn du dich in ein Krokodil verwandelst, wenn einer Frau ein Bart wächst oder ein Mann plötzlich mit hoher Stimme spricht, dann ist das einzig und allein dein Problem", sagte er etwa im Dezember 2020 in Bezug auf angebliche Nebenwirkungen des Biontech-Impfstoffes.

"Umwelt- und menschenfeindliche Politik"

Nicht weniger schlecht lautet seine Umweltbilanz: Im Regenwald sieht der Politiker kaum mehr als ungenutzte Ackerbauflächen. Kritiker werfen ihm vor, er sei mitverantwortlich für die steigende Zahl illegaler Rodungen, wodurch sich Unternehmer neue Anbau- oder Weideflächen erschließen. Allein in diesem Jahr meldeten brasilianische Behörden mehr als 75.500 Brandherde – und damit schon mehr als im gesamten Jahr 2021. Zusätzlich stieg auch die Zahl von Abholzungen in dem Wald deutlich an.

Während seiner Präsidentschaft verloren Umweltbehörden laut eines Berichtes von Greenpeace zehn Prozent ihres Personals und ein Drittel ihres Etats. "Mit Bolsonaros Amtsantritt beginnt eine Abwärtsspirale einer umwelt- und menschenfeindlichen Politik", heißt es dort.