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Boogie Woogie mit den Zwingenberger-Brüdern beim Schweinfurter Nachsommer

Mit einer Corona bedingten Verspätung von einem Jahr lief am Freitagabend die Power-Dampflok der Boogie Woogie Brothers Axel und Torsten Zwingenberger im neuen Nachsommer-Domizil Fresenius Forum ein. Diesmal stand der Boogie-Pianist Axel Zwingenberger im Vordergrund, Schlagzeuger Torsten hatte vor 14 Tagen in der Rathausdiele mit seinem Trio "Berlin 21" für Begeisterung gesorgt.

Axel Zwingenbergers Liebe gilt neben der Musik den alten Dampflokomotiven, und so ist er bei seinen informativen Ansagen schnell bei seinem Hobby. Klavier-Boogie Woogie als Spielart des Blues erinnere mit seinem rollenden Rhythmus und seinem vorwärts drängenden Tempo an einen alten Dampfzug, erklärt er.

Aber auch geschichtlich hat die Eisenbahn ja eine gewisse Verbindung zum frühen Jazz: Nach der Aufhebung der Sklaverei machten sich die Farbigen mit den Blues-Wandermusikern aus den Südstaaten der USA als schwarzfahrende "Hobos" auf nach Norden – der Dampfzug wurde zum Symbol in Richtung einer erhofften Freiheit.

Zwingenberger begeistert mit seinem virtuosen Pianospiel

Im "Honkytonk Train Blues" zeigen beide Künstler, wie man eine Dampflok musikalisch überzeugend imitiert. Zunächst "malt" Torsten Zwingenberger mit seinem Drumset das Zischen des Dampfes, das langsame Anfahren, das Rattern der Gleise. Dann verstärkt Axel Zwingenberger die Vorstellung einer vorwärts stampfenden Dampflok mit seinem virtuosen Pianospiel. Mit der linken Hand spielt er scharf akzentuierte, rollende, sich ständig wiederholende Bassfiguren, während die rechte Hand wechselnde Bluesvariationen mit Trillern und Tremoli improvisiert. Das ergibt eine geballte Schubkraft, sorgt für unbändige Power – "ein schwarzer, rußiger Riese, der in Richtung Chicago durch die Nacht braust".

Fotogalerie: Boogie-Woogie-Brothers

Das Muster eines zwölf-taktigen Blues mag seit jenen Jahren geblieben sein, doch Axel Zwingenberger hat dem Boogie Woogie neuen Glanz verliehen, hat mit seiner Kreativität und Begeisterung dafür gesorgt, dass es immer noch eine lebendige Boogiepiano-Szene gibt. Egal ob im schnellen "Mamb y Boogie", in seiner Tochter gewidmeten "Little Eva’s Dance" oder in "Bass going crazy" – immer begeistert Zwingenberger mit seinem virtuosen Pianospiel, seiner Bandbreite an dynamischen Nuancen und Phrasierungsmöglichkeiten.

Begeisterte Boogie-Gemeinde

In "Long lost Love" lässt er die Trauer über eine verlorene Liebe behutsam aufleuchten – ein wirksamer Kontrast und willkommener Ruhepunkt. Der "Suitecase-Blues" ist gekennzeichnet durch Tempowechsel und aufsteigende Bässe. "Mo-a-beat" ist Berlins quirligem Stadtteil Moabit gewidmet, in dem Torsten seine Wohnung und sein Studio hat, und in "How long Blues" zelebriert der Pianist mit feinen dynamischen Abstufungen die schlichte Schönheit eines Blues.

Auf einer Westafrika-Tournee der beiden Musiker entstand "African Groovin'", das mit einem langen Schlagzeug-Solo beginnt. Torsten Zwingenberger gibt der Komposition mit Drumset, Woodblock, Schüttelkalabasse, Talking Drum und Darabuka-Trommel exotisches Flair. Mit den schnellen Titeln "Brothers Boogie" und "Houserockin'" verabschieden sich Axel und Torsten Zwingenberger von ihrer begeisterten Boogie-Gemeinde.