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Brasilien erleidet WM-Schock: Neymar weint herzzerreißende Tränen einer ganzen Nation

Brasilien erleidet WM-Schock Neymar weint herzzerreißende Tränen einer ganzen Nation

Im Achtelfinale der WM sieht Brasilien aus wie der neue Weltmeister. Im Viertelfinale aber verzweifelt der Rekordsieger an Kroatien und seinem herausragenden Torhüter. Ein Abwehrchef wird zur tragischen Figur - und die Tränen von Superstar Neymar stehen für den Schock einer Fußballnation.

Was für ein Bild. Wenige Minuten nach einem dramatischen WM-Viertelfinale flitzt ein Haufen Kinder über das Spielfeld. Wahrscheinlich ahmen sie auf dem Ort des Geschehens noch einmal nach, was ihre Väter dort soeben vollbracht haben. Es ist der Nachwuchs der kroatischen Nationalkicker, die soeben das Unmögliche vollbracht haben: Sie haben Brasilien, den absoluten Topfavoriten der WM, aus dem Turnier gekegelt. Auf die dramatischste aller Arten.

Schlusspfiff. Aus. Heimflug. Neymar kann gar nicht mehr aufhören, zu weinen. Vergräbt seinen Kopf in den Armen der Mitspieler. Der Superstar von Paris Saint-Germain vergießt nach dem 2:4 (1:1, 0:0) im Elfmeterschießen nicht nur eigene Tränen. Sondern er weint stellvertretend für eine komplette Fußballnation.

Endlich, nach 20 Jahren des Frusts, achteinhalb Jahre nach dem desaströsen 1:7 gegen die DFB-Elf im Halbfinale der Heim-WM, sollte der Superstar seine Seleção wieder zum Titel führen. Es schien alles wie gemacht, das Team schien so bereit wie lange nicht mehr. Eine kraftvolle junge Offensive mit Vinicius Junior, Raphinha und Richarlison, eine erfahrene und schwer überwindbare Defensive um Keeper Alisson Becker und die Innenverteidiger Thiago Silva und Marquinhos.

Dazwischen natürlich der Größte von allen - neuerdings als Bindeglied im Einsatz. Neymar. Endlich erwachsen geworden. Endlich ein Teamspieler. Und immer noch so brandgefährlich und dribbelstark. So müsste es doch klappen - doch dann lief die 117. Minute und der große Schmerz begann. Dazu gleich, zunächst ein kurzer Rückblick.

Die Selbstverständlichkeit ist weg

Gleich zu Beginn des Turniers zeigen die Männer in den gelben Trikots, was in ihnen steckt: Der Seitfallzieher Richarlisons beim 2:0 gegen Serbien dürfte zum Tor des Turniers gewählt werden. Auch wenn sich Neymar in der Partie verletzt (immer wieder, eine ebenfalls tragische Geschichte), der Knöchel wird bis zur K.-o.-Phase wieder fit. Dass die Brasilianer dann eigentlich nichts aufhalten kann, verdeutlichen 90 unglaublich beeindruckende Minuten gegen Südkorea im Achtelfinale. Wer das 4:1 gesehen hat, dieses so leichtfüßige, druckvolle und abgeklärte Spiel, ruft die Seleção zum ersten Anwärter auf den WM-Titel aus. Keine Frage. Gegen Südkorea steht es nach 13 Minuten 2:0. Die ersten vier Torschüsse landen allesamt im Netz.

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Was für eine Tragik.

(Foto: IMAGO/Ulmer/Teamfoto)

Gegen Kroatien ist von dieser Selbstverständlichkeit aber wenig zu sehen, das brasilianische Spiel sieht plötzlich nach Arbeit aus. Von Anfang an tut sich der Favorit gegen den überragenden Keeper Dominik Livakovic schwer. Doch in der Verlängerung hat Megastar Neymar dann tatsächlich seinen Moment - nur um nach seinem toll herausgespielten 1:0 doch noch ganz spät ganz tief zu fallen.

Kroatien rettet sich drei Minuten vor Ablauf der Verlängerung mit dem 1:1 durch Bruno Petkovic ins Elfmeterschießen. Noch bitterer: Marquinhos fälscht den Ball minimal, aber entscheidend ab. Am allerbittersten: Weil erst Held Livakovic gegen Rodrygo hält und Kroatien alle Schüsse vom Punkt eiskalt versenkt, wird eben dieser Marquinhos zur doppelt tragischen Figur des Abends. Der PSG-Verteidiger schießt den entscheidenden Elfmeter nach kurzem Trippel-Anlauf an den Pfosten. Auf dem Weg zum Titel bei der Copa América 2019 gegen Paraguay hatte er noch sicher verwandelt.

Europa, immer wieder Europa

Neymar ist zu diesem Zeitpunkt nur in betender Position am Elfmeterschießen beteiligt. Er soll wohl den fünften, entscheidenden Schuss übernehmen. Warum er nicht für den bei einer WM - vor allen bei dieser, da die Schüsse vom Punkt so gar nicht sitzen - so wichtigen ersten Elfmeter vorgesehen ist, bleibt unklar. Und der Nummer Zehn damit nur übrig, Symbolbild zu werden für die Tränen unzähliger Fans, die es mit Brasilien halten.

Während in Deutschland debattiert wird, ob das DFB-Team nach dem zweiten Ausscheiden in einer WM-Vorrunde noch zur Weltklasse gehört, muss auch der Rekordweltmeister vom Zuckerhut sich fragen: Was muss sich ändern, um endlich mal wieder ganz oben zu stehen? Was haben die Europäer den Brasilianern voraus, dass man immer wieder an ihnen scheitern?

Denn die Schreckgespenster auf dem Weg zum sechsten Titel kommen immer aus Europa. 2006 war es Frankreich mit Altstar Zinédine Zidane im Viertelfinale, 2010 Louis van Gaal mit seinen Überraschungs-Niederländern. Über die Schmach von Belo Horizonte im Jahr 2014 will im ganzen Land bis heute niemand reden und die Viertelfinale-Pleite 2018 gegen Belgien galt aus Ausrutscher. Nun also Kroatien. Und der Schmerz, er wird von Rio Grand do Sul über São Paulo und Bahia bis Amazonas von Mal zu Mal größer.

Was wird nun aus dieser eigentlich so starken Seleção? Brasilien hat einiges an Arbeit vor sich. Die Abwehr dürfte beim nächsten Interkontinentalturnier 2026 zu alt sein und wird sich einer Veränderung unterziehen müssen. Die Offensive dagegen dürfte in den kommenden Jahren zu den stärksten Reihen der Welt gehören. Aber ob Neymar dazugehört? Vor dem Turnier in Katar sagte der 30-Jährige, er wisse nicht, ob er noch eine weitere WM spielen werde. Nun wird sich zeigen, ob die bitteren Tränen nach der Kroatien-Pleite auch sein Abschied von der Weltbühne sind.