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Brisante Long-Covid-Zahlen: Lauterbach weist auf neue Briten-Daten hin

Von: Martina Lippl

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Long Covid: Erschöpft oder unkonzentriert – viele leiden nach einer Coronavirus-Infektion unter Langzeitfolgen.
Long Covid: Erschöpft oder unkonzentriert – viele leiden nach einer Coronavirus-Infektion unter Langzeitfolgen. © Joseffson/imago

Fälle von Long Covid werden in Großbritannien systematischer erfasst. Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sind die Daten auch bei einer Omikron-Infektion überzeugend.

München – Nach zwei bis vier Wochen ist eine Corona-Infektion meist überstanden. Eine Omikron-Infektion verläuft größtenteils mild. Doch viele Patienten leiden weiter. Klagen über Kopfschmerzen, starke Erschöpfung oder Konzentrationsstörungen sowie Geschmacksverlust. Für die Langzeitfolgen nach einer Corona-Infektion hat sich der Begriff Long Covid durchgesetzt. In der Medizin werden Beschwerden, die mehr als vier Wochen nach einer Sars-CoV-2-Infektion mit diesem Begriff beschrieben.

Vieles zu Long Covid ist noch unklar. Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung forderte am Montag (16. Mai) in einer veröffentlichten Stellungnahme des Gremiums auf mehr Hilfen für Menschen mit Langzeitfolgen einer Covid-Infektion. Angesichts der steigenden Zahl von Patientinnen und Patienten sei „das derzeitige Versorgungsangebot jedoch bei Weitem nicht ausreichend“.

Daten zu Long-Covid-Fällen in Deutschland sind bisher rar. Großbritannien ist an dieser Stelle einiges voraus. So lobt der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach das Land auf Twitter. Gleichzeitig kommentiert der SPD-Politiker einen Tweet der britischen Coronaexpertin, Christina Pagel, zu neuen Daten in Bezug auf Long Covid und einer Omikron-Infektion.

„In U.K. werden die LongCovid Fälle systematischer erfasst als bei uns“, schreibt Lauterbach auf Twitter. In seinem zweiten Satz kommentiert der Gesundheitsexperte die Ergebnisse aus Großbritannien knapp. „Es zeigt sich, dass auch viele Geimpfte in der Omicron Welle betroffen sind. Trotzdem wäre die Zahl ohne Impfung viel höher, die Impfung schützt.“ Deswegen Lauterbachs Fazit: „Long Covid alleine wäre Grund genug, sich impfen zu lassen.“

Long Covid stuft Christina Pagel als ein Problem für viele Menschen ein, dass sich nicht einfach mit Zahlen vom Tisch wischen lässt. Die Coronaexpertin bezieht sich auf Daten vom Office for National Statistics (ONS). Demnach würden mehr als 800.000 Menschen länger als ein Jahr an Long Covid leiden. 400.000 Menschen haben nach den Daten Long Covid nach einer Omikron-Infektion entwickelt. Dabei sei die März-Welle in der Statistik noch nicht erfasst, betont Pagel.

Nach den vorliegenden Daten würde eine Impfung vor Long Covid schützen, etwa das Risiko um die Hälfte reduzieren. Ob eine Corona-Impfung das Leiden von Long Covid hoffentlich auch verkürzen kann, sei mangels Daten noch nicht absehbar, schreibt Pagel in ihrem Thread auf Twitter. „ONS schätzt dennoch, dass etwa 6 Prozent der Menschen nach 3 Impfdosen nach der ersten Omikron-Infektion eine aktivitätseinschränkende Long Covid entwickelt haben.“

Pagel ist alarmiert. Eine weitere Omikron-Welle mit den Varianten, wie BA.5 sei ihrer Ansicht nach schon auf dem Weg. Selbst wenn eine neue Welle keine massenhaften Krankenhauseinweisungen verursacht, befürchtet sie eine weitere Welle von Long Covid. Eine Studie zu Long Covid veröffentlicht im Fachmagazin The Lancet beobachtete über zwei Jahre Patienten aus Wuhan. 76 Prozent der Covid-19-Patienten litten auch noch sechs Monate nach einer Infektion an Symptomen.

Long Covid ist der Sammelbegriff für Beschwerden, die nach vier Wochen jenseits der Krankheitsphase oder ganz neu auftreten.
Post Covid umfasst Symptome, die mehr als 12 Wochen nach Beginn der Sars-CoV-2-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können.

„Langzeitfolgen (Long-Covid-19) können auch nach leichten Verläufen auftreten. Die größte Risikominimierung hinsichtlich eines schweren Verlaufs wird durch die Impfung gegen Covid-19 erreicht“, ist auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu lesen. Etwa 10 Prozent haben mit Corona-Langzeitfolgen zu kämpfen, schätzt zudem die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

Ein Neurologe am Uni-Klinikum in Essen warnt allerdings vor teuren Long Covid-Behandlungen. Häufig seien Patienten hinterher nicht geheilt, nur ärmer. Manche Methoden sind zudem nicht ungefährlich.(ml)

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