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CBD, Baldrian und Co.: Was taugen pflanzlichen Beruhigungsmittel?

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Etwas besser schnitten die reinen Baldrian-Produkte ab ...

(Foto: imago images/imagebroker)

Tee oder Kapseln für mehr Ruhe: Das Angebot an pflanzlichen Beruhigungsmitteln ist groß. Die Wirkung ist bei den meisten allerdings nicht ausreichend belegt, so die Stiftung Warentest.

Rasendes Herz, nicht endendes Gedankenkarussell, Einschlaf­probleme - das sind typische Anzeichen, wenn Nervosität und Unruhe den Alltag bestimmen. Wer dauer­haft Belastungen erlebt und kein inneres Gleichgewicht mehr herstellen kann, entwickelt Beschwerden. Betroffene empfinden innere Unruhe, fühlen sich gehetzt und gereizt, ihre Gedanken sind von Ängsten durch­zogen.

Was kann Ruhe bringen? Baldrian­tropfen, Hopfentee, Lavendelöl? Die Anbieter solcher pflanzlichen Mittel jedenfalls machen das Glauben. Ihre Wirkung ist allerdings meist nicht ausreichend via Studien belegt. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest, die 25 Mittel untersucht und wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit ausgewertet hat. 21 Präparate davon stuft sie als wenig geeignet ein.

Die natürlichen Wirk­stoffe können in unterschiedlichsten Formen einge­nommen werden: von Tabletten mit Baldrianwurzel-Trocken­extrakt über Tropfen mit Baldrian-Tinktur und Melissenblätter-Flui­dextrakt bis zu Weichkapseln mit Lavendelöl.

Die meisten sind "wenig geeignet"

Ein Verkaufs­schlager ist etwa Lasea mit Lavendelöl. Mit rund einem Euro pro Kapsel ist das Mittel besonders teuer, verkaufte sich 2021 dennoch mehr als 1,4 Millionen Mal. Lavendelöl soll Unruhe dämpfen, die bei ängstlicher Verstimmung auftritt. Doch auch Lavendelöl-Präparate sind nach der aktuellen Datenlage kein guter Tipp, genauso wenig wie Hopfen, Melisse oder Passionsblume. Bei all diesen Inhaltsstoffen ist es auch egal, in welcher Form man sie einnimmt. Insofern urteilt Warentest: wenig geeignet. Auch die versprochenen Eigenschaften des angeblichen Wundermittels CBD aus Cannabis sind nicht belegt. Ebenfalls gut zu wissen: Lavendelöl kann Aufstoßen und Übelkeit sowie schwere allergische Reaktionen auslösen.

Etwas besser schnitten die reinen Baldrian-Produkte ab - aber auch nur dann, wenn ein bestimmter Trockenextrakt der Baldrianwurzel verwendet wird. Denn nur für diesen legen wissenschaftliche Studien nahe, dass er bei Unruhe wirkt. Mit Einschränkungen geeignet sind demnach:

  • Abtei Baldrian Forte, 30 überzogene Tabletten à 450 mg, 6,09 Euro
  • Euvegal Balance, 40 Filmtabletten à 500 mg, 15,60 Euro
  • Klosterfrau Nervenruh Baldrian, 30 überzogene Tabletten à 600 mg, 5,49 Euro
  • Sedonium,50 überzogene Tabletten à 300 mg, 24,11 Euro

Gelassenheit gibt es nicht als Arznei

Generell gilt: Wer innere Unruhe erlebt, verlässt sich besser nicht auf die pflanzlichen Helfer - sondern sollte sich genug Pausen und Entspannung in den Alltag holen. Denn: "Gelassenheit gibt es nicht als Arznei", schreiben die Warentester. Aber was tun, wenn kein Mittel gegen Herzklopfen, Händezittern oder unruhigen Schlaf so richtig helfen kann? Entspannung einplanen, Sport treiben, Resilienz entwickeln oder Stress in Energie umwandeln, rät Professor Dr. Andreas Hillert, der Chefarzt für Psychosomatik und Psychotherapie an einer Klinik am Chiemsee ist und für die Stiftung Warentest den neuen Ratgeber "Stress positiv nutzen" verfasst hat.

Entscheidend sei es oft, nach den Ursachen der anhaltenden Unruhe zu suchen, sagt Hillert. Im Zweifelsfall sollten sich Betroffene an die hausärztliche Praxis wenden, wo sie sich über psychotherapeutische Maßnahmen informieren können.