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Cherson evakuiert die ersten Einwohner

In Cherson wird die Lage für die Bevölkerung immer schwieriger. Präsident Selenskyj kritisiert den Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko. Ein Überblick.

Nach den russischen Raketenangriffen mit massiven Zerstörungen macht die Ukraine Fortschritte bei der Wiederherstellung ihrer Stromversorgung. Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte allerdings, dass es gerade in der Hauptstadt Kiew nur langsam vorangehe. "Viele Kiewer Bürger waren mehr als 20 oder sogar 30 Stunden ohne Strom", sagte er am Freitagabend. Er erwarte vom Büro des Bürgermeisters Qualitätsarbeit, sagte er in selten offener Kritik an Stadtoberhaupt Vitali Klitschko.

Noch schwieriger als in Kiew war die Lage in der vor zwei Wochen zurückeroberten Stadt Cherson in der Südukraine. Dort begann die Regierung mit der Evakuierung von Zivilisten. Ein Zug brachte 100 Menschen in die Stadt Chmelnyzkyj im Westen des Landes. Für die Ukraine ist Samstag der 276. Tag im Abwehrkampf gegen die Invasion.

Der russische Präsident Wladimir Putin, der den Krieg vor mehr als neun Monaten befohlen hatte, nahm am Freitag Termine in Moskau wahr. Er sprach mit den Müttern von Soldaten im Ukraine-Einsatz, traf den tschetschenischen Republikchef Ramsan Kadyrow und besuchte das Firmenjubiläum der russischen Rüstungsholding Rostec.

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Zivilisten werden aus Cherson herausgeholt

Wegen der schwierigen Lage in Cherson holte die ukrainische Regierung erste Zivilisten aus der zurückeroberten Stadt heraus. Von 100 Evakuierten seien 26 Kinder und 6 Kranke, teilte das Infrastruktur-Ministerium mit. Sie würden in dem als sicher geltenden Gebiet Chmelnyzkyj untergebracht und erhielten die übliche staatliche Unterstützung für Binnenflüchtlinge.

Unter dem Druck ukrainischer Angriffe hatten russische Truppen Cherson nach über acht Monaten Besatzung Mitte November wieder den Ukrainern überlassen. Die Infrastruktur ist aber zerstört, die Versorgung schwierig. Deshalb rät die Regierung vor allem Müttern mit Kindern zum zeitweiligen Verlassen der Stadt.

Die über Europa verteilten Flüchtlinge aus der Ukraine werden nach Meinung der EU-Kommissionsvizepräsidenten Dubravka Suica auch nach Kriegsende nicht sofort in ihre Heimat zurückkehren. "Ihre Schulen sind zerstört, ihre Häuser sind zerstört, ihre Arbeitsplätze sind verloren", sagte Suica dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). Gastgeberländer wie Deutschland oder Polen müssten sich auf einen jahrelangen Verbleib von Flüchtlingen aus der Ukraine einstellen.

Noch sechs Millionen Verbrauchsstellen ohne Strom

Mit einem Schwarm von etwa 70 Raketen und Marschflugkörpern hatte Russland am Mittwoch die Energie-Infrastruktur der Ukraine beschossen und schwere Schäden angerichtet. Er war die achte derartige Angriffswelle seit Mitte Oktober.

Am Mittwochabend nach dem Angriff seien landesweit zwölf Millionen Verbrauchsstellen ohne Strom gewesen, sagte Selenskyj. Freitagabend seien es noch sechs Millionen Verbrauchsstellen. Der Ausfall der Elektrizität bedeutet, dass es an vielen Orten auch kein Wasser und keine Heizung gibt. Internet und Telefon funktionieren schlecht.

Selenskyj mahnte die Menschen, sparsam zu sein, selbst wenn es Licht gebe. "Wenn Strom vorhanden ist, bedeutet das nicht, dass Sie mehrere leistungsstarke Elektrogeräte gleichzeitig einschalten können." Die EU will der Ukraine 40 Generatoren liefern. Das teilte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem Gespräch mit Selenskyj mit. Die Geräte könnten jeweils ein kleines bis mittelgroßes Krankenhaus mit Strom versorgen.

Selenskyj gegen Klitschko

Bei seiner Kritik nannte der Präsident den Kiewer Bürgermeister Klitschko nicht beim Namen. Er ärgerte sich vor allem darüber, dass es in der drei Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt zu wenig Wärmestuben gebe. Klitschko hatte morgens berichtet, 400 dieser Anlaufstellen seien eingerichtet worden. Bei Stromausfällen von mehr als einem Tag sollen sich die Bürger dort aufwärmen können; es soll Strom, Wasser, Erste Hilfe und Internet geben.