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Christoph Bruns: Ist die Baisse schon vorbei?

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Christoph Bruns Ist die Baisse schon vorbei?

Christoph Bruns

Christoph Brands

© Lyndon French

Die Stimmung an den Kapitalmärkten hat zuletzt angezogen. Aktien und Anleihen verzeichneten einen Aufwärtstrend, und der Ölpreis fiel erneut. Ist der Bärenmarkt schon vorbei?

In den letzten Wochen haben wir eine Verbesserung der Finanzmarktbedingungen erlebt. Auch die Aktienmärkte schlossen sich dem Aufwärtstrend an, angeführt von einem starken Anstieg der langfristigen Staatsanleihen. Die Renditen deutscher 10-jähriger Anleihen sind von knapp 1,8 % Mitte Juni auf heute 0,8 % gefallen. Dramatischer Rückgang!

Die Renditen in anderen Ländern waren ähnlich optimistisch. Die aktuelle Form der derzeit inversen US-Renditekurve zeigt, dass die Marktteilnehmer mit einer bevorstehenden Rezession rechnen. Tatsächlich ist das US-Bruttoinlandsprodukt in jedem der letzten beiden Quartale zurückgegangen.

Ein Händler an der Börse Frankfurt

Einige Börsengruppen haben ihre Gewinnprognosen angepasst bzw. angehoben. Trotzdem ist es keine wirklich gute Nachricht. Denn die Zahl der Gewinnwarnungen ist ungewöhnlich hoch. Was das für Aktien bedeutet

Nach alter und gut dokumentierter Weisheit unterstützen niedrigere langfristige Zinssätze Aktien. Die letzten fünf Wochen waren da keine Ausnahme, wobei S&P, DAX, FTSE 100 und Hang Seng Index einen erheblichen Teil ihrer vorherigen Verluste wieder gutmachen konnten. Der Kurs nahm völlig pessimistische Töne an, unabhängig von den Quartalszahlen des Unternehmens.

Rückgänge bei Öl und Basismetallen

Ein deutlicher Rückgang der Ölpreise könnte auch zum Aufwärtstrend bei Anleihen und Aktien beigetragen haben. Schwarzes Gold ist derzeit um mehr als 20 % von seinen Höchstständen gefallen, sodass man von einem Bärenmarkt sprechen könnte. Industriemetalle wie Kupfer und Aluminium wurden noch stärker getroffen. Seit Anfang des Jahres gab es sogar einen Preisrückgang von 15 % bis 20 %.

Hinter den genannten Kursbewegungen stehen weiterhin bekannte wirtschaftliche Probleme. Vor allem die Währungsabwertung erweist sich als nachhaltig und folgenreich. Unternehmen berichten über Veränderungen im Kaufverhalten der Verbraucher. Darüber hinaus wird allgemein erwartet, dass die Arbeits- und Energiekosten im Gleichklang steigen werden.

Angesichts der aktuellen Datenlage täten Anleger gut daran, die jüngste Preisrallye als nichts anderes als eine kurzfristige Bärenmarktrallye einzustufen. Eine spürbare Entspannung der Inflation ist erforderlich, damit ein neuer Bullenmarkt ausgerufen werden kann. Der Höhepunkt der Inflationswelle dürfte bereits überschritten sein. Es wird nicht erwartet, dass sie in den kommenden Monaten unter 2 % fallen wird. Ebenso können wir nicht mit einem vorzeitigen Ende des Krieges in der Ukraine rechnen. Und der Wettbewerb zwischen China und den USA eskaliert.

Christoph Bruns ist Fondsmanager, Vorstand und Hauptaktionär der Fondsgesellschaft Loys AG. Weitere Kolumnen von Christophe Brands können Sie hier lesen

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