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Daniel Saurenz: Das Spiel von Angst und Gier an der Börse

Wer an der Börse aktiv ist, braucht manchmal gute Nerven. 2022 war ein Schnellwaschgang und 2023 startete überragend gut. Die Sorgen von gestern scheinen vergessen. Deshalb gilt es gerade jetzt, die richtigen Bausteine ins Depot zu packen

Es lohnt sich immer wieder, abseits der hektisch flimmernden Kurse einen Blick in die Bücher der Börsenaltmeister zu werfen. Ein Zitat des Königs der Bonmots André Kostolany erscheint gerade jetzt wieder aktueller denn je: „Die Börse reagiert gerade mal zu zehn Prozent auf Fakten. Alles andere ist Psychologie.“ Ende 2022 war unter Experten eine Rezession in diesem Jahr ausgemachte Sache. Für das erste Quartal wurden an den Aktienmärkten neue Tiefs ausgerufen, gerade für Europa.

Hier lohnt es sich, zunächst tief Luft zu holen. Denn nüchtern betrachtet ist eine Rezession oder ein Crash mit Ansage sehr ungewöhnlich. In den vergangenen Jahrzehnten rauschten die Märkte nur bei unerwarteten negativen Ereignissen in den Keller. „Wenn sehr viele Experten an der Börse das gleiche erwarten, passiert sehr oft das Gegenteil“, sagt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.

Der Bewertungsunterschied zwischen Euro- und US-Aktien war Ende 2022 auf das höchste Niveau seit 2008 gestiegen und so stürzten sich im Januar Investoren auf Dax-Titel und europäische Aktien und ließen die großen US-Papiere eher beiseite. Extremer Pessimismus und hohe Short-Wetten auf europäische Titel signalisierten nichts anderes als ein Ungleichgewicht an der Börse. Die Folge: Der alte Kontinent zeigte die höchste Outperformance gegenüber Wall Street seit gut 20 Jahren. Die Extreme wurden abgebaut und eine Rezession ist aktuell kaum noch ein Thema.

Teslas Auf und Ab

Dabei sind die Probleme nicht weg, sie werden aktuell an der Börse nur nicht gespielt. Risiko ist wieder gefragt, dazu reicht ein Blick auf den Bitcoin oder die Meme-Stocks in den USA. Zyklische Konsum- und Kommunikationswerte wie Meta, Nvidia, Tesla, und Netflix sind die Gewinner, während die defensiven Value-Lieblinge des Vorjahres aus den Depots verbannt werden. Dabei durchläuft die Aktie des Elektroautobauers Tesla die Stimmungsschwankungen wie gewohnt im Schnelldurchlauf.

Nicolai Tangen (links), Chef des Norwegischen Staatsfonds, musste in dieser Woche einen Verlust von 150 Mrd. Euro für 2022 vermelden

Der norwegische Staatsfonds gilt als Vorbild für die geplante Aktienrente in Deutschland. Jetzt hat der Fonds einen Verlust von 150 Mrd. Euro für 2022 vermeldet. Das ist kurzfristig zwar viel Geld, doch langfristig fällt das kaum ins Gewicht

Noch zu Jahresbeginn hatte man den Eindruck, an der Börse wird bei Tesla auf einen ähnlichen Niedergang gesetzt wie seinerzeit bei Nokias Handysparte. Seitdem kletterte der Kurs um 50 Prozent, Ende Januar präsentierte das Unternehmen zudem ambitionierte Ziele. Aber ist ein Börsenwert von mehr als 400 Mrd. Euro für einen Autobauer gerechtfertigt, wenn BMW und Mercedes-Benz nur 50 bis 70 Mrd. Euro auf die Waage bringen und mit einem einstelligen KGV bewertet werden?

Zahlreiche US-Tech-Konzerne standen zuletzt vor allem mit Stellenstreichungen in den Schlagzeilen. „An der Börse werden die Maßnahmen gefeiert, schließlich gilt es die Kosten zu drücken. Margenentwicklung und Wachstum sind die zentralen Punkte, auf die Investoren achten“, sagt Dennis Austinat vom Asset-Manager Trive. Zwar sinkt die Inflation, bei den Unternehmen wirkt dies aber erst mit Zeitverzug. Entsprechend bleiben die Kosten auf kurze Sicht stabil, während die Nachfrage unter Druck gerät und die Umsätze fallen. Solange aber der Arbeitsmarkt robust bleibt, ist eine Gewinnrezession eher unwahrscheinlich.

Absichern, wenn alle glücklich sind

Wer den starken Jahresauftakt verpasst hat, sollte sich nicht ärgern und auf deutliche Rücksetzer warten, die kommen werden. Neue Rekorde am Aktienmarkt sind nicht unbedingt realistisch, dafür ist die Kraft der monetären Bremswirkung durch den Liquiditätsentzug der Notenbanken zu stark. Dazu könnten schlechte Nachrichten von Firmen auch bald wieder als schlechte Nachrichten verarbeitet werden. Das war zuletzt nicht der Fall. Hinzu kommt: Der Feingold Research Sentimentindikator notiert mit 155 Punkten Anfang Februar so hoch wie seit neun Monaten nicht mehr. Im Umkehrschluss bedeutet es, dass Anleger so sorglos sind, wie lange nicht und eine Depotversicherung so günstig ist wie lange nicht. „Dies ergibt sich aus der massiv gesunkenen Volatilität“, sagt Trive-Experte Austinat.

Konkret bedeutet dies für Anleger, dass sie ihr Depot mit den bekannten Put-Optionsscheinen günstig versichern können. Auf den Dax bietet sich ein Put an mit Laufzeit Dezember 2023 und Basis bei 15.000 Punkten. Der Schein mit der Kennnummer KG5TR7 ist eine ausgezeichnete Wahl, um das Depot abzusichern und man sollte es jetzt tun – nicht dann, wenn viele wieder pessimistisch sind und die Kurse tiefer liegen.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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