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Daniel Saurenz: Ist Apples große Zeit vorbei?

Smartphone-Hersteller und auch der PC-Markt verdauen noch immer ihr schwächstes Jahr seit langem. Die Aktie von Apple machte die Kursparty des Januars auch nicht mit. Müssen wir uns vom großen Apple-Hype für immer verabschieden?

So sieht erst einmal keine Feierlaune aus: Für die Smartphone-Hersteller hat das Marktforschungsinstitut IDC die Zahlen für das Jahr 2022 zusammengetragen. 1,21 Milliarden Einheiten gingen über die Ladentheke, was die niedrigste Auslieferungszahl seit 2013 darstellt. Die Smartphone-Auslieferungen gingen im Jahresvergleich mit 2021 um 11,3 Prozent zurück. Für Apple ist dies nicht gerade ein Traumumfeld und mit der Aktie des iPhone-Herstellers ist es auch so eine Sache. Für die einen ist der Konzern eine Cash-Maschine, für andere seit jeher zu teuer. „Dann diskutieren gewichtige Anleger wie Warren Buffett, ob Apple überhaupt noch ein Techkonzern ist oder nicht eher der Gruppe „Value“ zuzuordnen sei“, sagt Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets zu einer wichtigen Frage.

Wer gedacht hat, dass mit dem Ende der Coronakrise die Wirtschaft wieder so richtig ins Laufen kommt, sieht sich schwer getäuscht. Viel Geld wurde ausgegeben und nun fehlt es in zahlreichen Branchen oder Konsumenten halten sich im aktuell unsicheren Umfeld einfach zurück.

Der PC-Markt verzeichnete mit einem Minus von 16,5 Prozent sogar einen stärkeren Rückgang der jährlichen Lieferungen, aber die Stückzahl der ausgelieferten Geräte war auf historischer Basis immer noch stark. Mit rund 292 Millionen ausgelieferten PC-Einheiten im Jahr 2022 liegt die Branche immer noch weit über dem Niveau vor der Coronakrise. Die Smartphone-Verkäufe sind dagegen auf ein Niveau gefallen, das zuletzt erreicht wurde, als das iPhone 5 auf den Markt kam.

Kein Weihnachtsschub 

Zu dem schwachen Jahr 2022 hat auch das Weihnachtsquartal beigetragen. Die Auslieferungen im vierten Quartal gingen weltweit um 18,3 Prozent zurück. Das war der größte Rückgang in der Smartphone-Ära für ein einzelnes Quartal. „Das hat es noch nie gegeben, dass die Smartphone-Lieferungen in einem Weihnachtsquartal niedriger waren als im Vorquartal“, sagt Dennis Austinat, Deutschland-Chef von Trive, der internationalen Multi-Asset-Plattform.

Ein Apple Store im Vorweihnachtsgeschäft auf der Fußgängerstraße Nanjing Road  in Shanghai.

Apple gerät zunehmend in die Abhängigkeit von Washingtons größtem geopolitischen Rivalen China. Aber ist eine Diversifizierung der Lieferketten überhaupt möglich?

Eine schwächere Nachfrage und hohe Lagerbestände führten jedoch dazu, dass die Anbieter ihre Lieferungen drastisch kürzen mussten, so Austinat. Große Rabatte hätten dazu beigetragen, dass die Lagerbestände abgebaut wurden, aber das Wachstum an neuen Auslieferungen konnte dadurch nicht angekurbelt werden.

Apple bleibt die Nummer eins

Apple war laut IDC-Daten mit 72,3 Millionen Einheiten der führende Anbieter von Smartphones im vierten Quartal. Aber während der Marktanteil des Unternehmens für das Quartal von 23,1 Prozent im Vorjahr auf 24,1 Prozent stieg, verzeichnete Apple im Vergleich zu diesem Zeitraum immer noch einen Volumenrückgang von knapp 15 Prozent. Apples größte Wettbewerber verzeichneten noch stärkere Rückgänge. Samsung landete auf Platz zwei mit 58,2 Millionen Einheiten und verzeichnete im Jahresvergleich einen Volumenrückgang von 15,6 Prozent. Xiaomi als drittgrößter Smartphone-Hersteller erlebte einen Einbruch um 26,3 Prozent.

Apple warnte im November davor, dass es mit geringeren Auslieferungen seiner iPhone 14 Pro- und iPhone 14 Pro Max-Geräte als zuvor rechne, da der Lieferant Foxconn unter den drastischen Corona-Beschränkungen in China gelitten habe.

Bewertung im Niemandsland

Ende Oktober übertraf Apple mit seinen Quartalsdaten die Erwartungen des Marktes. Damals sprang die Aktie wie auch bei der Vorlage der Bilanz im Juli am nächsten Tag kräftig an. „Die Messlatte für das Weihnachtsquartal liegt aufgrund der Feiertage wie immer höher“, sagt Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei Activtrades. „Demnach soll in den Büchern ein Umsatz von 122,3 Mrd. Dollar stehen, was deutlich über dem Vorquartal von 90 Mrd. Dollar und leicht unter dem Vorjahreswert von 124 Mrd. Dollar liegen würde“, ergänzt Evangelista.

Im Januar rechnete der Markt bei Apple mit Erlösen von gut 400 Mrd. Dollar und 6,17 Dollar Gewinn je Aktie. „Das daraus abgeleitete KGV von 23 bewegt sich ungefähr in der Mitte der Spanne seit 2017, die Apple-Bewertung ist somit weder günstiger noch hoch, sie liegt eher im Niemandsland“, so Experte Austinat von Trive. Daher wundert es nicht, dass die Apple-Aktie 2022 ganz ordentlich in einem zeitweise desaströsen Markt aussah, im Januar jedoch bei der Erholung eher weiter hinten lag.

Jetzt schon an Weihnachten denken

Auch von technischer Sicht drängt sich aktuell noch kein Einstieg auf, da der Kurs unter seiner fallenden 200-Tage-Linie läuft. Richtung Süden begrenzen aber zugleich einige bewährte Nachkaufzonen um 115 bis 130 Dollar das Risiko. Anleger kaufen daher besser ein Capped-Bonus-Zertifikat wie der WKN VV9JJN (Vontobel), denn dort ist dennoch bis Jahresende eine Rendite von 14 Prozent möglich, sofern die Aktie nicht die 30 Prozent tiefer liegende Barriere von 100 Dollar berührt. Die Chancen, kurz vor den Feiertagen im Dezember den Bonus zu kassieren, sind somit recht gut. 

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie für 14 Tage kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingold-research.com an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus. Trainingstage und Coachings finden Sie NEU unter feingold-academy.com

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