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Das Altersgeheimnis des Jahrhundert-Diplomaten - Schöner, größer, (noch) klüger die Frau, die Kissinger bändigte

Dieser Mann ist schlicht ein Wunder!

Ein 100-jähriges Orakel, ein politischer Generalschlüssel, der Hüter der diplomatischen Weltformel. Einer, der jederzeit den US-Präsidenten, Russlands Kriegstreiber Putin oder China-Regent Xi Jinping ans Telefon kriegt, wenn er will.

Doch das Geheimnis seines Weltruhms und seines Jahrhundertlebens wird kaum beachtet: Nancy Kissinger (89), die First Lady der Weltdiplomatie.

Seit fast 60 Jahren kennen sich beide, beinahe die Hälfte seines Lebens ist Henry mit der eleganten Harvard-Absolventin verheiratet. SIE (schlanke 1,83 Meter) überragt ihn (unter 1,75 Meter) um Kopfeshöhe, ER schaut – in jeder Hinsicht – auf zu ihr.

Powerpaar: die Kissingers 1974 bei einem New Yorker Empfang

Foto: Penske Media via Getty Images

Ihre Blitz-Hochzeit 1974 (vier Minuten samt Unterschriften) – schon damals ein Mysterium. Heimlich gaben sie sich das Jawort, auf einem Standesamt in Arlington bei Washington. Der Standesbeamte Francis Thomas erfuhr erst eine Stunde vor der Trauung, WEN er dort vermählen sollte.

Kissinger eilte von einer Pressekonferenz zum Termin, verlor dort nicht ein Wort über die anstehende Hochzeit. Kaum vermählt floh das Paar nach Acapulco, überließ es New Yorks Ex-Gouverneur Nelson Rockefeller bekannt zu geben: Amerikas First Playboy ist nicht mehr zu haben!

Kissinger, ein Playboy? Oh, ja!

Auf Tuchfühlung mit den Großen Hollywoods. Hier: Schauspielerin Faye Dunaway

Foto: Bettmann/Getty Images

Star-Journalistin Oriana Fallaci beschreibt ihn 1972 als Welt-Agenten, gegen den James Bond, wie ein Langweiler wirkt – ein deutscher „Superkraut“ mit Hornbrille, ohne Waffen, aber hocheffektiv. Einer, der wirklich Kriege verhindert und die Welt rettet.

Kissinger weiß nur zu gut: „Macht wirkt wie ein Liebestrank.“ Und der Chefberater aller US-Präsidenten seit Kennedy nutzt seine Wirkung reichlich aus, lässt sich Mitte der 70er auf Festen und Bällen mit verführerischen Filmstars fotografieren (Gina Lollo­brigida, Liza Minnelli, Bond-Girl Jill St. John, Shirley MacLaine).

Eng umschlungen: Kissinger und Musical-Legende Liza Minnelli

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Kissinger im Zwiegespräch mit Schauspielstar Shirley MacLaine

Foto: Bettmann/Getty Images

Busenwunder wie June Wilkinson hängen an seinem Arm, himmeln ihn an. Umfragen feiern Kissinger zu diesem Zeitpunkt als meistbewunderten Mann der USA.

Scheint die Gesellschaft zu genießen: US-Sängerin Dolly Parton mit Henry Kissinger

Foto: Penske Media via Getty Images

Aber viel wichtiger: Hugh Hefners „Playboy“-Häschen wählen ihn zum „attraktivsten Date“ Amerikas, Hefner schenkt Kissinger ein Gratis-Abo – alle Frauen fliegen auf den „Cary Grant mit deutschem Akzent“, den „kissing Kissinger“.

„Cleopatra“-Darstellerin Elizabeth Taylor berührt Kissinger an der Wange

Foto: Ron Galella Collection/Getty Images

Höchste Zeit, dass seine Nancy ihn da rausholt und bändigt.

Fast jede Woche meldet die Klatschpresse neue Romanzen des Außenministers, dichtet ihm heimliche Liebestreffs in Hotels und Swimmingpools an. Kissinger witzelt, er habe mit der betreffenden Dame „nur Schach gespielt“. Sein „frivoler Ruf“ sei „etwas übertrieben“.

Kissinger (l.) 1946 als Soldat mit seiner 1. Frau Anneliese

Foto: New York Post/Shutterstock

Doch Klatsch-Reporter wie Kandy Stroud („Women’s Wear Daily“) lassen nicht locker. Sie konfrontiert Kissinger spätabends im Mai 1973 am Telefon mit dem heißen Gerücht, er habe einen Hochzeits­termin wegen der Watergate-­Abhör-Affäre abgesagt. „Alles Quatsch“, kontert Kissinger.

Lady Diana und Henry Kissinger amüsierten sich beim Benefiz-Dinner

Foto: action press

Aber Kandy werde die Erste sein, die erfährt, wenn da was laufe. „Prima“, sagt die Kolumnistin, sie wisse dann schon ein schönes Hochzeitsgeschenk: „ein abhörsicheres Telefon“. Was Stroud nicht ahnt: Heute kann man den Dialog in Archiven nachlesen – auch dieses Gespräch wurde mitgeschnitten!

Zeit für Nancy, ihren Henry endlich auf den rechten Weg zu bringen. Und das Geheimnis zu lüften: Sie sind schon seit 1964 heimlich ein Paar!

2012: Kissinger auf der Tribüne der SpVgg Greuther Fürth. Er ist Ehrenmitglied des Fußballvereins

Foto: picture alliance / Sven Simon

ER traf SIE auf der Nominierungsparty der Republikaner in San Francisco. Kissinger ist wie vom Schlag gerührt, sucht in der Halle Reihe für Reihe ab, um sie wiederzufinden.

Weil er gerade erst geschieden wurde (Ex-Frau Anneliese, 2 Kinder) treffen sich Nancy und Henry über Jahre nur heimlich, häufig in Frankreich, wo Chefberater Kissinger gerade seine Pingpong-Diplomatie mit Kambodscha und Vietnam startet.

Kissinger in Begleitung von Filmstar Raquel Welch

Foto: Getty Images

„Was, glauben Sie, war wohl der wirkliche Grund für all die Reisen, die Henry nach Paris führten?“, fragt Nancy den Kissinger-Biografen Niall Ferguson Jahre später.

Ferguson beantwortet die Frage selbst: Nancy studierte 1967 an der Pariser Sorbonne, wohnte in der Rue Monsieur Le Prince, nur einen Steinwurf entfernt von der Gesandtschaft der Nordvietnamesen ...

Zu Gast bei Hollywood-Ikone Zsa Zsa Gabor

Foto: Josef Ley

Nancy Kissinger, geborene Maginnes, ist perfekt für Henry. Sie hat bei ihm in Harvard studiert, stammt aus reichem Elternhaus (Vater Staranwalt aus dem feinen White Plains bei New York), wuchs mit drei rauf- und streitlustigen Brüdern auf.

Auch in Krisen stets bei ihm: Nancy tätschelt ihrem Henry1975 auf dem Flug von Israel nach Ägypten liebevoll den Kopf

Foto: ddp/CAMERA PRESS/O/A

Nach der Elite-Schule für höhere Töchter studierte sie Geschichte und Politik, wurde außenpolitische Beraterin von Ex-Gouverneur Rockefeller. Eine Frau auf Augenhöhe, die Ordnung in Henrys Leben bringt – bis heute.

„Sie ist der ruhige Strom in Henrys wildem Lebensstrudel“, sagte einst TV-Anchorfrau Barbara Walters. Schlichter sagt es Kissinger selbst in der Widmung seines letzten Bestsellers („Staatskunst“): „Für Nancy, die Inspiration meines Lebens“.

Kissinger (geboren 1923 in Fürth/Bayern als Heinz ­Alfred Kissinger) wuchs als Kind jüdischer Eltern auf, floh 1938 mit der Familie vor den Nazis in die USA.

► 1945 Rückkehr als US-Soldat (Ardennen).

► 1947–1971 Elite-Uni Harvard. Kissinger (inzwischen US-Bürger „Henry“) studiert Politik, lehrt dort jahrelang.

► Ab 1959 Kissinger berät New Yorks Gouverneur, später u. a. die US-Präsidenten Kennedy, Johnson, Nixon, Ford, Reagan, Bush.

1973: Sicherheitsberater Kissinger (v. r.)im Gespräch mit Kanzler Willy Brandt und US-Präsident Richard Nixon

Foto: picture-alliance / dpa

► 1968 Präsident Richard Nixon macht Kissinger zum offiziellen Sicherheitsberater, 1973 zum Außenminister. Geheimverhandlungen mit Nord­vietnam führen zu einem Friedensvertrag. Kissinger erhält dafür den Friedensnobelpreis. Doch der Krieg endet erst 1975.

► 1971 Kissinger besucht heimlich China, leitet eine neue Ära der Beziehungen zu den USA ein

Kissinger verhandelt mit Chinas Führer Mao Tse-tung

Foto: imago images/AGB Photo

► 1973 Kissingers Pendeldiplomatie (Israel, Ägypten, Syrien) beendet den Jom-Kippur-Krieg. Seine Rolle beim US-Angriff auf Kambodscha, den Putsch in Chile bringen ihm später scharfe Kritik ein.

Seit 1977 ist Kissinger Privatier und Berater. Aktueller Rat: Putin bekämpfen, aber auch verstehen.

Foto: BILD

Dieser Artikel stammt aus BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe gibt es hier.