Germany
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Das Chaos bei der Bahn ist die passende Allegorie auf Deutschland

„This is Germany“, sagt die Frau in Wagen 28 auf Platz 75 schulterzuckend zu dem jungen Mann, der neben ihr sitzt. Sie ist mit der Bahn von Köln auf dem Weg nach Berlin mittlerweile seit fast sieben Stunden unterwegs, für eine Strecke, die eigentlich in knapp viereinhalb Stunden zu schaffen ist.

Der erste ICE ist ausgefallen, der zweite mit mehr als 30 Minuten Verspätung eingetroffen; weil wegen eines Güterzugunfalls schon seit Tagen der Streckenabschnitt um Hannover gesperrt ist, geht die Reise über Hamburg. Dort quetschen sich Menschenmassen auf den Bahnsteigen, und als der Zug dann unangekündigt in umgekehrter Wagenreihung einfährt, ist das Chaos perfekt.

This is Germany – die Zustände bei der Deutschen Bahn sind tatsächlich eine ziemlich passende Allegorie auf das deutsche Land. Die Infrastruktur reparaturbedürftig, Ausfälle in Kitas und Schulen, die Verwaltung bewegt sich nur auf Schleichwegen ins Digitale. Deutschland hat in den Merkeljahren von seiner Substanz gelebt, es gab keine Neuerungen, auch weil eine gute Konjunktur über den dringenden Reformbedarf hinwegtäuschen konnte.

Nicht von ungefähr hat sich das Ampelbündnis zur „Fortschrittskoalition“ ernannt. Allerdings ist es mit dem Fortschrittsverständnis in der Scholz-Regierung wie bei der Bahn: Es bewegt sich in umgekehrter Wagenfolge. Das 49-Euro-Ticket ist ein Beispiel dafür. Das Schienennetz ein Sanierungsfall, die ländlichen Regionen nicht ausreichend angeschlossen, aber hey, Hauptsache, der Staat zeigt sich wohltätig und klimabedacht.

Ein anderes Beispiel ist die schnellere Einbürgerung, getragen unter anderem von der Hoffnung, so die dringend benötigten Fachkräfte ins Land zu bekommen. Auch hier fährt die Regierung in umgekehrter Reihung: Anstatt sich an ein attraktiveres Steuersystem und ernsthaften Bürokratieabbau zu wagen, damit Deutschland im internationalen Rekrutierungswettbewerb mitspielen kann, setzt sie mit der Einbürgerung auf das, was eigentlich ganz am Ende eines Einwanderungsprozesses steht.

Und auch der Kanzler mag es offenbar verkehrt herum: Gerade einmal ein Jahr im Amt, kündigt er nun an, bei der Bundestagswahl 2025 wieder kandidieren zu wollen. Da formuliert einer seinen Machtanspruch für die Zukunft, bevor er überhaupt bewiesen hat, dass er Zukunft gestalten kann. Zumindest in diesem Punkt unterscheidet sich der deutsche Kanzler von der Deutschen Bahn: Mit seiner Kandidaturankündigung ist er überpünktlich.

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