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Das Zepter im Mittenwalder Gasthaus Alpenrose ist übergeben: Auf Josef folgt Josef

Von: Josef Hornsteiner

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Die personifizierte Zukunft: Josef und Tina Zunterer mit Tochter Marlene vor den Porträts der Urgroßeltern, die über dem Stammtisch hängen. Die jungen Wirtsleute wollen die Alpenrose auch im Sinne des bisherigen Wirts Sepp Zunterer (kl. Foto oben) führen. 
Die personifizierte Zukunft: Josef und Tina Zunterer mit Tochter Marlene vor den Porträts der Urgroßeltern, die über dem Stammtisch hängen. Die jungen Wirtsleute wollen die Alpenrose auch im Sinne des bisherigen Wirts Sepp Zunterer (kl. Foto oben) führen.  © Josef Hornsteiner

Der Mittenwalder Traditionsgasthof Alpenrose am Obermarkt bleibt fest in Familienhand. Josef Zunterer junior ist Wirt in mittlerweile vierter Generation.

Mittenwald – Zum vierten Mal in der Familiengeschichte der Zunterers übergibt ein Josef seinem Sohn Josef das Zepter. Sie alle spannen die Erfolgsgeschichte weiter, die 1926 mit dem Kauf der Alpenrose durch Josef Zunterer (Bichler) begann, und die nun sein Urenkel Josef Zunterer in vierter Generation fortführt.

Das Traditionsgasthaus am Mittenwalder Obermarkt ist seit jeher ein Ort der Begegnung, in dem Stammtische und Vereine seit fast 100 Jahren ein und aus gehen. Die Fahnen der Trachtler und Veteranen sind dort aufbewahrt. Ein Mittelpunkt der Geselligkeit und der Geschichte, wo einst die englische Königin nächtigte und Mönche Bier ausschenkten.

Am 1. Mai 2022 erfüllte sich für Zunterer junior nicht weniger als sein Lebenstraum. An dem Tag erreichte er mit der Übernahme jenes Ziel, das er schon als Jugendlicher vor Augen hatte. Zunterer trägt das Wirte-Gen einfach in sich. Schon als Schüler stand für den 1979er-Jahrgang fest, dass er in die Fußstapfen seines Vaters, Opas und Uropas treten will. Er absolvierte seine Lehre zum Koch bei Siegried Gallus im Altmühltal. „Ich wollte weg von zuhause“, sagt Zunterer. Denn im elterlichen Betrieb zu lernen, sei nicht das gleiche wie außerhalb. Und er sollte recht behalten.

Fast jährlich wechselte er fortan seine Arbeitgeber, um so viel Wissen wie irgendmöglich aufzusaugen. Es folgten Stationen im Hotel Post in Partenkirchen, wo sein Vater bereits den Beruf des Kochs erlernt hatte. Zunterer junior zog es 1998 nach Hamburg als Jungkoch in das renommierte Fischrestaurant Deichgraf. Heimweh bekam er dort selten, weil ihn seine Freunde regelmäßig besuchten. Im Bayerischen Hof in München zauberte er als „Demi Chef de Partie“ für Promis Gerichte. Im Seefelder Sportcafé Sailer übernahm er zum ersten Mal den Posten des Küchenchefs, leitete danach die Crew im Samnauner Hof in der Schweiz und später im Inntalerhof in Mösern.

Bei einem kurzen Abstecher für zwei Saisons in die Restaurants der Seefelder Rosshütte lernte er mit Servicekraft Tina die Liebe seines Lebens kennen. Sie heirateten 2013 und brachten 2014 Tochter Marlene zur Welt. Eine Zeit, in der er Abschied nahm vom häufigen Umherreisen. Er arbeitete für einige Jahre im Außendienst in Lebensmittel-Vertrieben wie „Neurauter frisch“ und Endres in Garmisch-Partenkirchen. Vor fünf Jahren kehrte er nach Mittenwald zurück – in die Heimstätte, wo alles begann. Seit 2017 leitet Zunterer die Küche der Alpenrose. Seit 1. Mai führt er den Familienbetrieb selbst – alle 38 Mitarbeiter sind ihm treu geblieben, was ihn besonders stolz macht, wie seine Stammgäste: Der „Dienstagstammtisch“ hat in dieser Woche erst sein 50-jähriges Bestehen gefeiert.

Die erste Generation: (v. l.) Rosl Zunterer (geborene Hornsteiner), Josef Zunterer junior und Josef Zunterer mit Hund Schampi. 
Die erste Generation: (v. l.) Rosl Zunterer (geborene Hornsteiner), Josef Zunterer junior und Josef Zunterer mit Hund Schampi.  © Privat

Viel hat sich in den Jahrzehnten der „Oimroas“, der Hausnummer 1 am Obermarkt, nicht verändert. Und das ist gut so. Gerade das urige, altbayerische Ambiente mit ehrlicher, gutbürgerlicher Küche schätzen Gäste wie Einheimische. Wie lange die Alpenrose bereits ein Wirtshaus ist, weiß niemand mehr. Lediglich Gemeindearchivar Helmut Klinner brachte etwas Licht ins Dunkel, als er sich vor Jahren intensiv auf Spurensuche gemacht hatte.

Der Gasthof dürfte während einer Bauwelle in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet worden sein. Außergewöhnlich ist die Hauskapelle im Ersten Stock, die schon seit jeher für Spekulationen sorgte. „Es wird gelegentlich erzählt, dass das Haus in früheren Zeiten ein Kloster beherbergt habe, das von dort lebenden Mönchen zur Betreuung durchziehender Pilger geführt wurde“, sagt Klinner. Zu finden ist darüber in den Quellen aber nichts. Eine Urkunde vom 22. Juli 1486 bestätigt, dass das Gebäude im Besitz des Klosters Andechs war. Abt Andräas verkaufte es an Hans und Anna Schlecht aus Matrei für 650 Gulden. Ob der Vorbesitzer, der „alte Hans Vasser“, der Erbauer des Hauses war, „ist unklar“, meint Klinner. Nach dem Tod von Schlecht anno 1495 verliert sich die Spur der Nachbesitzer.

Erst 1772 werden Anton Jais und Anna, geborene Zwerger, namentlich als Eigentümer erwähnt. Doch dürfte es sich damals noch um ein Wohnhaus gehandelt haben – nur zeitweilig ist die Alpenrose als „Zur Ettaler Bierhalle“ bezeichnet worden, „was eine Schenke vermuten lässt“, meint Klinner. Mit der Zimmervermietung dürfte erst Ende des 19. Jahrhunderts begonnen worden sein, glaubt der Archivar. Als zu den Passionsspielen in Oberammergau auch viele Reisende in Mittenwald nächtigten – sogar die englische Königin. 1896 wird zum ersten Mal die Bezeichnung Alpenrose erwähnt, 1914, dass der Wirt Ludwig Schweiger dort eine Gaststätte betreibt.

Stabwechsel an die dritte Generation: Josef (l.) und Hilde Zunterer übergeben 1989 an Sohn Josef. Tochter Barbara (r.) bleibt Geschäftsführerin.
Stabwechsel an die dritte Generation: Josef (l.) und Hilde Zunterer übergeben 1989 an Sohn Josef. Tochter Barbara (r.) bleibt Geschäftsführerin. © Merkur-Archiv

In den Familienbesitz der Zunterers ging die „Oimroas“ 1926 über. Damals verkaufte Franz Hornsteiner (Saghalm) das Haus an seine Nichte Rosl, die wiederum mit Josef Zunterer (Bichler) verheiratet war. Er führte die Geschicke bis 1957, als er es seinem Sohn Josef Zunterer übergab. Der baute gemeinsam mit Ehefrau Hildegard das Wirtshaus 1960 groß um, so wie es bis heute noch aussieht. 1989 kam der nächste Josef Zunterer ans Ruder, der gemeinsam mit Schwester Barbara Ostler den Familienbetrieb erfolgreich weiterführte.

Über Monate hinweg bereitete der Senior nun den Stabwechsel an die vierte Generation vor. Nicht oft genug kann Zunterer junior seinem Vater, sowie Mandy Rogal und Barbara Ostler danken, dass diese ihm einen so gesunden und florierenden Betrieb an die Hand gaben. Zusammen mit Ehefrau Tina will er das Erfolgsrezept der Zunterers fortführen. „Ohne sie hätte ich mich dieser Herausforderung gar nicht gestellt“, sagt er. Sein Vater wird sich nun mehr um seine Warmblutzucht, Kutschfahrten und um sein Paulaner-Oktoberfestgespann kümmern.

Zelebriert wird der Wirte-Wechsel aber erst nach dem Stress der Sommersaison – Ende Oktober soll die offizielle Eröffnungsfeier folgen.

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