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„Immer nach vorne blicken“: Eine Hommage an Wolfgang Petersen

Wolfgang Petersen war 42, als er mit "Das Boot" seinen ersten Blockbuster landete. Fast 40 Jahre später denkt der Regisseur, der in vielen Filmen mitgespielt hat und in Ostfriesland verwurzelt ist, nicht an den Ruhestand. Nun trauert die Kinowelt um den deutschen Hollywood-Champion.

„Das Boot“, „Outbreak“, „Air Force One“, „Der Sturm“, „Troy“ – Wolfgang Petersens filmisches Vermächtnis ist beeindruckend. Stars wie Clint Eastwood, Dustin Hoffman, Harrison Ford, George Clooney, Brad Pitt, Rene Russo und Glenn Close haben mit deutschen Hollywood-Regisseuren zusammengearbeitet. Nun trauert die Filmwelt um einen Künstler, der in seiner Heimat ebenso erfolgreich war wie in seiner Heimat Kalifornien und trotz seines Alters von neuen Projekten begeistert war. Petersen starb im Alter von 81 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er starb am Freitag friedlich in seinem Haus in Brentwood, Kalifornien, umgeben von seiner Familie. An seiner Seite war seine Frau Maria.

Sein Tod kam für die Filmwelt überraschend. Petersen blieb bis zum Schluss kreativ. Kurz vor seinem 80. Geburtstag scherzte der gebürtige Ostfriese, er wolle an diesem runden Jubiläum „ganz leicht darüber hinwegkommen“. „So trifft es einen nicht so hart, wenn man plötzlich älter wird“, sagte er letztes Jahr in einem Interview Regisseur scherzte damals. Er wollte keine Bestandsaufnahme machen. Er ist nicht der Typ, der in der Vergangenheit lebt, sagte Petersen, das war ein großer Wendepunkt in meinem Leben und meiner Karriere.“

Jürgen Prochnow und Herbert Grenemeyer spielen die Hauptrollen in einem filmischen Epos über eine deutsche U-Boot-Crew während World Der Zweite Krieg und Petersen ebneten den Weg für Hollywood. "Toll, dass das deutsche Kino für sechs Oscars nominiert wurde", erinnerte er sich 1983 bescheiden. Das waren die meisten Auszeichnungen, die das deutsche Kino von der Oscar-Akademie erhielt. Petersen, der damals Anfang 40 war, wurde für Regie und Drehbuch, Kamera, Schnitt, Ton und Tonbearbeitung nominiert. Am Ende war „Gandhi“ unter der Regie des britischen Regisseurs Richard Attenborough der große Oscar-Gewinner. „Das Boot“ ging zwar leer aus, signalisierte aber den Beginn einer großen Karriere in Hollywood.

Gedanken über junge Talente

Petersen landete mit dem Fantasy-Märchen „Die unendliche Geschichte“ erneut an den Kinokassen, gefolgt vom Science-Fiction-Film „Enemy Mine“. All dies wurde in München, in der Nähe von Bayern, gedreht. 2019 benannte das Studio dankenswerterweise eine große Produktionshalle nach Petersen. Damals war er längst Wahlkalifornier. 1987 ließ sich Petersen mit seiner Frau Maria in Los Angeles nieder.

Der Politthriller „In the Line of Fire“ von 1993 mit Clint Eastwood als Agent des Secret Service war ein Kassenschlager. Es war Rücken an Rücken: „Outbreak“ mit Dustin Hoffman, „Air Force One“ mit Harrison Ford, „Tempest“ mit George Clooney, „Troy“ mit Brad Pitt. Der in Emden geborene und in Hamburg aufgewachsene Regisseur hat ein Gespür für junge Talente, von denen viele zu Weltstars wurden. 1977 holte er Nastassja Kinski in dem Thriller „Tuttlet“ vor die Kamera und machte die junge Schauspielerin über Nacht zu einer Berühmtheit. Diane Kruger ("Out of Nowhere") war noch eine Unbekannte, als Petersen ihr 2004 an der Seite von Brad Pitt und Orlando Bloom die Rolle der schönen Helena im Historien-Epos "Troy" übertrug. Die Studios wollten unbedingt den Star casten, aber sie suchten nach einem neuen „unschuldigen" Gesicht, sagte Petersen. Dann fand er Kruger unter Tausenden von Casting-Videos.

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Petersen 1981 Am Set von „Das Boot“.

(Foto: imago images/Everett Collection)

Petersen brach 1977 in dem Film Consequence Tabus. Liebe. Jürgen Prochnow spielte darin schwul - das Thema war für den Bayerischen Rundfunk Grund genug, sich aus der Sendung zu verstecken.

Der erste Flop war ein Schock

Mit dem Film "Poseidon" von 2006 kühlte Petersens Erfolgsgeschichte endgültig ab. Der rund 160 Millionen Dollar teure Katastrophenthriller floppte weltweit. „Es war ein Schock“, gab der Regisseur zu. „Ich musste mir eine Auszeit nehmen und über viele Dinge nachdenken.“

Petersen kehrte 2016 nach Hause zurück und spielte in seiner alten TV-Komödie „For Against the Bank“ aus den 1970er-Jahren mit, die ich neu verfilmte. Der Hochstapler-Film war mit Til Schweiger, Matthias Schweigöfer, Jan Josef Liefers und Michael „Bully“ Helbig prominent besetzt. 2021, mitten in der Corona-Pandemie, plante Petersen ein weiteres Regieprojekt in Deutschland. Es ist eine Liebesgeschichte zwischen einem KGB-Agenten und einem jungen Ostdeutschen, basierend auf einer wahren Geschichte kurz vor dem Mauerbau. Aber das sollte nicht mehr passieren. Die Pandemie zwang den Regisseur zu einer längeren Pause. Im Alter von 80 Jahren beklagte er dies und hoffte, bald wieder in seinen Beruf zurückkehren zu können.