Germany
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Der deutsche Fußball muss aufhören, sich selbst zu belügen

Der deutsche Fußball ist am Tiefpunkt angelangt. Das zweite Aus bei einer WM-Vorrunde, das dritte enttäuschende Turnier in Folge. Deutschland ist keine Turniermannschaft mehr. Es bedarf grundlegender Veränderungen, um sich aus diesem Tief zu befreien.

Ein „Weiter so“ darf es nicht geben. Mutige Entscheidungen und eine ehrliche, harte Analyse im Deutschen Fußball-Bund (DFB) sind gefragt. Denn der deutsche Fußball belügt sich bereits zu lange selbst – und muss damit aufhören. Er ist nicht mehr so gut, wie er meint. Die Probleme liegen tief. Es geht um den Ruf und die Zukunft einer einst großen Fußballnation. Von der Weltklasse ist Deutschland weit entfernt.

Bei allem Respekt vor den Gegnern: In der aus Spanien, Japan und Costa Rica bestehenden Gruppe auszuscheiden ist blamabel. Die Äußerungen Hansi Flicks nach dem 4:2 gegen Costa Rica am Donnerstagabend in Katar lassen tief blicken. Der Bundestrainer sagte, dass es nun auf Veränderungen in der Ausbildung der jungen Spieler ankomme. Es gehe um die „Basics“, bei denen Nationen wie Spanien Deutschland voraus seien, so Flick.

Er schließt einen Rücktritt aus. Das ist verständlich und richtig: Flick hat sich bei seinem Amtsantritt vor gut einem Jahr voll und ganz zu seiner Aufgabe und Verantwortung bekannt. Ihm geht es auch um die Heim-EM 2024. Flick hat bei der WM auch Fehler begangen, zum Beispiel den, Niclas Füllkrug im letzten Gruppenspiel nicht von Anfang an spielen zu lassen. Doch er ist weiter der richtige Bundestrainer. Weil er junge Spieler aufbauen und eine Mannschaft um den Jungstar Jamal Musiala bilden kann. Weil sich viele Menschen mit ihm identifizieren können.

Verantwortungen übernehmen müssen die Entscheider im Verband. Einige sind seit 2006 im Amt, unter der Leitung von Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff. Dass Joshua Kimmich nach dem WM-Aus in Katar sagte, man sei Unruhe rund um die Mannschaft ja schon gewohnt, spricht Bände. 2018 gab es die Debatte um Mesut Özil und dessen Erdogan-Fotos, jetzt die Kapitänsbinden-Diskussion.

Der DFB war schlecht vorbereitet auf den Disput mit dem Weltverband Fifa und kann kein Krisenmanagement. In Schlüsselpositionen gab es seit Jahren keine personelle Erneuerung: Das Scouting ist schon lange weitestgehend das gleiche, der sportliche Leiter Nationalmannschaften Yoti Chatzialexiou seit bald 20 Jahren im Verband. Bierhoff ist seit 2004 in wichtigen Positionen. Gerade bei der „One Love“-Binde hat er mit dem Verbandspräsidenten Bernd Neuendorf alles andere als clever und professionell agiert – und damit für Unruhe rund um das Team und dessen sportliche Vorbereitung gesorgt.

Bierhoff hat angekündigt, sich seiner Verantwortung zu stellen. Sein Anspruch sei ein anderer, sagte er in der Nacht zu Freitag bezüglich der bitteren Turnierbilanz der vergangenen Jahre. Mit Flick will er Deutschland zurück in die Weltspitze führen – bislang ist diese selbstauferlegte Mission gescheitert.

Seit Jahren fehlen dem deutschen Fußball und damit der Nationalelf Stürmer, „echte Neuner“. Zudem mangelt es an Außenverteidigern und der generellen Qualität im Verteidigen. Flick bemängelt das zu Recht. Hier sind auch die Klubs gefragt; den roten Faden sowie Konzepte und Ideen aber muss der Verband vorgeben.

Der DFB muss hinterfragen, ob er personell und strategisch richtig aufgestellt ist. Die Verantwortlichen müssen konsequent handeln. Die Heim-EM 2024 ist eine riesige Chance. Der deutsche Fußball darf sie nicht verpassen. Jetzt die richtigen Konsequenzen zu ziehen und persönliche Eitelkeiten hintanzustellen – daran werden Bierhoff und Neuendorf gemessen.