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Der kann noch immer viel: Audi A4 Avant 45 TFSI Quattro - ausgereift und solide

Während Audi mit Hochdruck an seinen lautlosen Modellen auf der neuen PPE-Plattform arbeitet, bieten die Ingolstädter aktuell noch bodenständige und gut funktionierende Verbrennerware. ntv.de hat einen A4 Avant 45 TFSI Quattro getestet, der zuletzt noch ein kleines Leistungsplus erhielt.

Bodenständige Mittelklasse mit Benziner ohne Reichweitenangst? Geht bei Audi. Beispielsweise mit einem A4 Avant. Aber bodenständig, wirklich? Na ja, mit dem 45 TFSI Quattro ist das relativ. Der nicht unbedingt nach 265 PS aussehende Kombi kostet in der Basisline immerhin stattliche 51.200 Euro. Natürlich geht es auch günstiger mit 38.450 Euro für das 150 PS starke Grundmodell 35 TFSI, aber hier und heute hatte es Audi nicht kleiner. Vielleicht wollten die Ingolstädter auch einfach nur zeigen, dass sie aus dem konservativen Zweiliter noch etwas herausholen konnten. Und zwar immerhin weitere 20 PS Leistungsplus - denn der 45er startete mit 245 PS.

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Großer Kühlergrill kommt offenbar noch immer gut an. Das schwarze Markenemblem setzt sich farblich nicht so gut ab auf den ebenfalls schwarzen Waben des Grills.

(Foto: Patrick Broich)

Im Zeitalter der leistungsinflationären Elektromobilität müssen auch die verbliebenen Verbrenner schauen, wo sie bleiben. Und was bei diesem A4 Kombi niemand haben muss: Angst zu stranden. Ist der 58 Liter fassende Kraftstoffbehälter leer, wird nachgetankt - nach maximal fünf Minuten kann die Fahrt weitergehen.

Der A4 ist ein Infotainment-Profi

Aber nun startet die Fahrt erst einmal. Und zwar auf atmungsaktiven Polstern mit "Mikrofaser Dinamica", es muss ja nicht immer teures Leder sein. Zumal die georderten roten Ziernähte genug hermachen - so wirkt alles noch ein bisschen sportlicher als mit Rindshaut. Und auch wenn der A4 schon eine Weile am Markt ist, mangelt es in diesem Umfeld nicht an Infotainment-Errungenschaften. Kombiinstrument als Displayfläche? Aber sicher. Ist sogar vielfältig konfigurierbar, wozu man allerdings in die Menütiefen abtauchen muss. Sitzt aber nach ein paar Handgriffen. Immer gerne gesehen: die klassische Analogansicht. Kann dank maximal variablem TFT-Display ja einfach virtuell dargeboten werden. Innerhalb der Skalen werden dann massenhaft Bordcomputerdaten gesetzt, die der Fahrer über die Lenkradtasten auswählen darf.

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Dass die Innenarchitektur nicht mehr ganz neu ist, erkennt man durchaus am Stil. Aber das gebürstete Aluminium als Dekor sieht gut aus und die Verarbeitung geht als wertig durch.

(Foto: Patrick Broich)

Weitere Informationen gibt es per optionalem Head-up-Display direkt in die Scheibe (980 Euro). Mehr sinnvolles Infotainment-Erlebnis geht fast nicht. Ein zehn Zoll großer Bildschirm, mittig und hoch oben auf dem Armaturenbrett platziert, sitzt perfekt, um kommod hinlangen zu können. Ist natürlich berührungsempfindlich. Ansonsten gerne auch mal die Sprachbedienung benutzen - hier haben die Techniker ordentlich upgedatet. Klassische Drehregler für die Raumtemperatur nebst separater Anzeige der Klimatisierungsautomatik sowie Drucktasten für diverse Funktionen wie das Ausschalten von Start-Stopp oder die Betätigung der Fahrwerksregelung (1030 Euro) ergänzen die Menüsteuerung in angenehmer Weise. So wird die Bedienung nicht zu einem Buch mit sieben Siegeln.

Nur beim Automatikwählhebel sollte Audi nachsteuern - man hat immer leicht zu kämpfen mit dem dicken Knauf, um die Fahrstufen einzulegen. Hakt nämlich ständig. Aber dann geht es los! Irgendwie muss man sich mental immer noch daran gewöhnen, dass in der Leistungsklasse von 265 PS neuerdings ein Zweiliter-Vierzylinder zum Einsatz kommt. Aber der Turbobenziner macht seine Sache gut, abgesehen von einer kleinen Anfahrschwäche. Allerdings bildet er gemeinsam mit dem siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe eine durchaus drahtige Antriebseinheit, die jedoch auch mal ruppig agiert, wenn prompt viel Leistung anfordert wird. In der Teillast agiert das Getriebe-Triebwerk-Duo geschmeidig, allerdings könnte ein Kickdown-Befehl ruhig etwas schneller umgesetzt werden.

Als 45 TFSI wird der A4 Avant zum Express-Kombi

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Der stylische Lackton nennt sich "Distriktgrün"“. Kommt gut in Verbindung mit dem optional in Schwarz gehaltenen Audi-Logo.

(Foto: Patrick Broich)

Hat sich der Doppelkuppler einmal sortiert, stürmt der mit 1,6 Tonnen verhältnismäßig leichte 4x4-Kombi recht druckvoll nach vorn, erklimmt die 100 km/h innerhalb von ziemlich kurzen 5,7 Sekunden und läuft abgeriegelte 250 Sachen. Traktionsprobleme? Selbst bei Nässe nie dank obligatorischem Allradantrieb in dieser Powerliga. Wer das Motörchen ausquetscht, bekommt zornige Töne auf die Ohren. Natürlich nicht ganz so satte wie bei einem Sechszylinder - aber so ist der Downsizing-Zeitgeist. Unter dem Strich ist dieser Kombi ein souverän motorisierter Express-Transporter, der aber so gut wie gar nicht dazu animiert, die Leistung wirklich häufig zu nutzen. Potente Pneus der Dimension 245/40 18 unterstützen den vom Fahrwerk ausgehenden sportiven Einschlag.

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Der Audi A4 ist ein vorzüglicher Reisewagen und hat viel Platz in der zweiten Reihe.

(Foto: Patrick Broich)

In der Tat müssen Audi-Fahrer immer mit einer straffen Grundausrichtung rechnen. Das ist selbst bei den adaptiven Dämpfern so (beim Testwagen verbaut), bei denen ja eine größere Bandbreite an Kennlinien vorherrscht und die Audi als besonders komfortabel preist. Damit beherrscht der Kombi zwar auch die sanftere Tour, aber ein Quäntchen Restsportlichkeit bleibt. Und seit die Verbrenner mild hybridisiert sind, können sie dynamisch noch effizienter. Theoretisch ist das System in der Lage, den Verbrenner im Idlebetrieb bis zu einem Tempo von 160 km/h abzuschalten, aber in der Praxis passiert das nur selten. Leider einen Tick zu selten. Aber gefräßig ist der potente Vierzylinder dennoch nicht und schafft Verbräuche im Siebenliterbereich. Geht angesichts der Performance als fair durch.

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Mehr Lifestyler als Transporter: Angesichts von 1495 Litern Gepäckraumvolumen wäre noch Luft nach oben.

(Foto: Patrick Broich)

Ordentliche Platzverhältnisse vorn sowie insbesondere hinten unterstreichen die Tourer-Qualitäten des Oberbayern. Das Platzangebot noch eine Nummer weiter hinten, klar, die Rede ist vom Gepäckabteil, zeigt allerdings, dass der Audi eher den Lifestyler als den maximal nutzwertigen Transporter gibt. Zwar gehen 1495 Liter maximales Laderaumvolumen in Ordnung, aber ein Topwert würde anders aussehen.

Bei der Assistenz fehlt es dem Ingolstädter übrigens an nichts. Leistungsstarke, äußerst variable LED-Matrixscheinwerfer sorgen für gute Sicht unter (fast) allen Bedingungen. Diese 1590 Euro extra sollten vor allem Kunden investieren, die häufiger auf nächtlichen Landstraßen unterwegs sind. Exzellente Ausleuchtung steigert die aktive Sicherheit vor allem durch das blendfreie Fahren mit Dauerfernlicht. Diverse autonome Bremsszenarien erhöhen die Sicherheit.

Und natürlich fährt der Mittelklässler per Tempomat assistiert und bremst im Rahmen des fließenden Verkehrs automatisch bis zum Stillstand herunter. Hier könnte die Mechanik einen Tick mehr Feingefühl beweisen. Doch das ist nicht der Rede wert. Verblüffend übrigens, dass der A4 in manchen Städten per Car-to-X-Funktion Ampelphasen in Echtzeit im Display darstellen kann. Und dann zählen die Sekunden herunter, bis es grün wird. In diesem Sinne: grünes Licht für den Audi A4 Avant.

Datenblatt

Audi A4 Avant 45 TFSI Quattro

Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)

4,76 / 1,85 / 1,46 m

Radstand2,82 m

Leergewicht (DIN)

1610 kg

Sitzplätzebis zu 5

Ladevolumen

495 bis 1495 Liter

Motorart

2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner mit Direkteinspritzung und Mildhybridtechnik

Getriebe

Siebengang-Automatik (Doppelkupplungsgetriebe)

Leistung, Verbrenner

265 PS (195 kW)

max. Drehmoment

370 Nm / bei 1600 bis 4500 U/min

Kraftstoffart

Super
AntriebAllradantrieb

Beschleunigung 0-100 km/h

5,7 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit

250 km/h
Tankvolumen58 Liter

Verbrauch (kombiniert)

7,0 bis 8,1 Liter (WLTP)

CO₂-Emission kombiniert

159 bis 183 g/km (WLTP)

Grundpreis

Ab 51.200 Euro

Fazit: Der ausgereifte Audi A4 Avant ist bereits seit 2015 am Markt, aber wurde durch das 2019er-Facelift umfassend aufgefrischt. Somit ist seine Technik State of the Art. Aus dem zivilen Zweiliter haben die Ingenieure noch einmal 20 PS geholt und sind nun bei 265 PS gelandet - damit ist man mehr als souverän unterwegs. Natürlich bieten neuere Autos noch mehr Display und vielleicht fancy Lichtspiele. Aber solide und bodenständig sind ebenfalls gefragte Tugenden.