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Der "Polizeiruf" im Schnellcheck: Das letzte Hemd hat keine Taschen

Der "Polizeiruf" im Schnellcheck Das letzte Hemd hat keine Taschen

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Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (l.) bekommt mit Karl Rogov einen neuen Polizeikollegen.

(Foto: rbb/Volker Roloff)

In seinem ersten Einsatz ohne Kollege Raczek hat es Kommissar Vincent Ross in Brandenburg mit einem besonders tragischen Fall zu tun. Was passiert, wenn die kleinen Betriebe pleite gehen? "Der Gott des Bankrotts" verlangt Opfer - und Ross bekommt unerwarteten Support.

Was passiert?

In einer Kiesgrube wird die Leiche von Antoni Mazur (Frank Jendrzytza) gefunden. Mazur war als Pilger unterwegs, zusammen mit vielen Wanderern auf dem nahegelegenen Jacobsweg, der mitten durch Brandenburg führt. Von einer Tatwaffe fehlt jede Spur, auch die Befragungen der anderen Pilger ergeben zunächst kaum Brauchbares.

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Der Fall um den Toten in der Kiesgrube ist vertrackt.

(Foto: rbb/Volker Roloff)

Kriminalhauptkommissar Vincent Ross (André Kaczmarczyk) findet jedoch bald heraus, dass Mazur vor dem Bankrott stand, und nicht nur das: Mit Caroline Mai (Maj-Britt Klenke) und Maria Schick (Anna-Maria Bednarzik) pilgern zwei junge Frauen in der Gruppe, die ebenfalls mit dem Thema Insolvenz zu tun haben. Mais Mutter Juliane (Imke Büchel) muss ihre Druckerei, einen alteingesessenen Familienbetrieb mit viel Tradition, aufgeben, Schicks Vater Udo (Bernhard Schir) ist Insolvenzverwalter, sein Lebenspartner Jonathan Hüter (Godehard Giese) wiederum ein umtriebiger Schuldnerberater.

Die Schar der Verdächtigen scheint also überschaubar, aber der Fall ist vertrackt. Engagierte Untersützung bekommt Ross ausgerechnet von Karl Rogov (Frank Leo Schröder), einem Polizisten vom Nachbarrevier in Lebus, der bislang eher durch ungeduldige Alleingänge aufgefallen ist.

Worum geht's wirklich?

Vordergründig ein Kriminalfall, erzählt dieser "Polizeiruf 110" vielmehr von den Geschichten hinter jenen "Räumungsverkauf"-Schildern, die immer öfter in Ladenfenstern baumeln. Welche tragischen Fälle, welches Leid sich hinter jenem Vorgang verbirgt, den das Amtsdeutsch so schnöde-emotionslos als "Insolvenzverfahren" einsortiert, davon handelt "Der Gott des Bankrotts".

Wegzapp-Moment?

Ohne zu viel zu verraten, ist es durchaus möglich, dass die ARD-Zuschauerinnen und -Zuschauer so gegen 21.07 Uhr vor Schreck kollektiv die Augen schließen.

Wow-Faktor?

Die Kunst kommt hier auf eher leisen Sohlen. Trotz diverser Fallstricke, was die Plot-Stränge angeht - die Zusammenarbeit der auf den ersten Blick so gegensätzlichen Typen Vincent Ross und Karl Rogov, das Binnenverhältnis von Udo Schick und Jonathan Hüter, die Sache mit dem Jacobsweg - bleibt die Geschichte stimmungsvoll bei sich, gelingt Autor Mike Bäuml und Regisseur Felix Karolus die Kombi aus groß angelegtem Thema und Krimi. Schön auch, dass auf das sonst oft übliche, verbale Ironie-Gerangel verzichtet wird. Zudem ist die Nummer mit der Tatwaffe ein ziemlich ausgefuchster Clou, der nicht nur Fans von Roald Dahl gut gefallen dürfte.

Wie war's?

7,5 von 10 Punkten - ein tragisches Sozialdrama, ein guter Neustart für Ross/Kaczmarczyk, dezent spannend, dabei sehr solide inszeniert