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Der "Polizeiruf" im Schnellcheck: Jede Minute zählt

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Lemp (Felix Vörtler), Brasch (Claudia Michelsen) und Màrquez (Pablo Grant) ermitteln.

(Foto: MDR/Stefan Erhard)

Kaum eine Nachricht lässt die Kehle so eng werden, wie die vom Verschwinden eines Kindes. Der neueste Fall aus Magdeburg widmet sich der Geschichte hinter solch einer Schlagzeile. Die Suche nach "Ronny" hält nicht nur Kommissarin Brasch in Atem, sondern auch die Zuschauer.

Was passiert?

Eben noch freut sich Ronny (Johann Barnstorf) über die Geschenke zu seinem zehnten Geburtstag, kurz darauf ist der Junge wie vom Erdboden verschluckt. Seine Lebenssituation erschwert die Ermittlungen, denn Ronny lebt im Heim, sein Umfeld erscheint diffus. Seiner leiblichen Mutter (Ceci Chuh) wurde zwischenzeitlich das Sorgerecht entzogen, sie selbst ist psychisch nicht ganz auf der Höhe, ihr Lebensgefährte (Oskar Bökelmann) zudem schwer genervt von dem Jungen.

2_PR110_Magdeburg_Ronny.jpgMDR/Stefan Erhard
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Ronny (Johann Barnstorf) ist traurig, weil seine Mutter noch nicht angerufen hat.

(Foto: MDR/Stefan Erhard)

Für Kommissarin Brasch werden die Ermittlungen zu einem herausfordernden Balanceakt. Zum einen gilt es, in den Gesprächen noch genauer hinzuhören, zum anderen tickt die Uhr. Sollte Ronny irgendwo da draußen im Wald oder am Fluss sein, wird es bei den eisigen Temperaturen schnell lebensbedrohlich. Im Umfeld des Jungen gibt es mit dem Erzieher Matthias (Thomas Schubert) und Gordon (Valentin Oppermann), dem Sohn der Heimleiterin Gaby Kleinschmidt (Maja Schöne), mindestens zwei potenzielle Tatverdächtige, die sich jedoch als zunehmend zähe Brocken erweisen.

Worum geht es wirklich?

Die aktuelle Nachrichtenlage bietet Hoffnungsvolles ohnehin nur in homöopathischer Dosis, bei den düsteren Schlagzeilen jedoch berühren die vom plötzlichen Verschwinden eines Kindes auf eine besonders tragische Art. Verpackt als dramatisierte Krimi-Fiktion stellt sich zuweilen die Frage: Muss das wirklich sein? Ist die Realität um einen solchen Fall nicht hart genug, als dass man das Ganze auch noch zum Sonntagabend-Entertainment bei Nüsschen und Cola verschnüren muss? Drehbuchautor und Grimme-Preisträger Jan Braren und Regisseurin Barbara Ott beantworten die Frage auf ihre Art - und erzählen auf ebenso sensible wie hoch spannende Weise vom existentiellen Drama hinter der Nachricht.

Wegzapp-Moment?

Nicht vorhanden.

Wow-Faktor?

Besonders hoch, und das über 90 Minuten. Ott und Braren umschiffen jegliche Plot-Untiefen gekonnt, verpacken die Geschichte stattdessen in einen visuell ebenso wie schauspielerisch einnehmenden Krimi. Im Fokus dabei Kommissarin Doreen Brasch, von Claudia Michelsen einnehmend zerrüttet gespielt, die beim Fall des verschwundenen Jungen auch mit Blick auf ihre eigene Biografie besonders involviert ist.

Wie war's?

9 von 10 Punkten - ein intensives Drama, großartig gespielt, dazu sehr atmosphärisch in Szene gesetzt