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Deutsche Bahn: Lounge-Zutritt erschwert: Was steckt hinter den Änderungen am Bonusprogramm?

Die Deutsche Bahn erschwert ab März den Zutritt zu ihren DB Lounges in den Bahnhöfen. Reisende brauchen dann ein Fernverkehrsticket, das reine Statuslevel reicht nicht mehr. Bahnbonus-Kunden ärgern sich

Wer Status-Kundin oder -Kunde der Deutschen Bahn ist, sollte die DB Lounges diesen Monat noch einmal ausnutzen. In 15 Großstadtbahnhöfen betreibt die Bahn diese exklusiven Wartebereiche. Nun will sie deren Nutzung und den Zutritt stark einschränken. Bisher kommen alle Kundinnen und Kunden mit Bahnbonus-Status samt Begleitung in die Lounge, egal ob sie ein gültiges Zugticket haben oder nicht. Dort gibt es kostenlose Getränke, Speisen, Zeitungen und WLAN.

Doch ab dem 1. März 2023 haben nur noch solche Kunden Zutritt, die ein Fernverkehrsticket gelöst haben. Der Konzern hat diese Neuregelung kurzfristig beschlossen. Außerdem dürfen Begleitpersonen nicht mehr in die Premium-Bereiche mitgenommen werden, in die Reisende mit Platin-Status Zutritt haben.

Verschlechterung für Vielfahrer im Nahverkehr

Für den Eintritt in eine DB Lounge gilt bisher: Mindestens nötig ist dazu der Gold-Status mit einer Mindestzahl von 2500 Punkten, ab 6000 Punkten hat man das Platin-Level geknackt. Die Anzahl der Punkte entspricht dabei dem verfahrenen Euro-Betrag und behält ein Jahr lang ihre Gültigkeit. Gesammelt werden die Punkte also mit jedem gekauften Ticket der Bahn, egal ob im Nah- oder Fernverkehr.

Von der Änderung seien deshalb besonders diejenigen betroffen, die sich ihr Statuslevel in der Vergangenheit aufgebaut haben, aber vorrangig Regionalzüge nutzen, so Rechtsanwalt Matthias Böse. „Viele sind extra öfter mit der Bahn gefahren, um das nächste Level zu erreichen und dieses dann auch für ein Jahr zu behalten. Aber dieser Status ist jetzt weniger wert.“ Der Jurist arbeitet vor allem zu Verbraucher- und Reiserecht und kritisiert, dass die Bahn ihr ursprüngliches Leistungsversprechen gegenüber Status-Kunden nicht hält. Dass gerade vielfahrende Nahverkehrskunden die Lounges jetzt nicht mehr nutzen können, sei für sie eine „Verschlechterung um hundert Prozent“.

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Grundsätzlich seien der Bahn Änderungen an den Teilnahmebedingungen für ihr Bonusprogramm natürlich vorbehalten. Allerdings habe sich der Konzern in seinen AGB selbst zu einer Vorankündigungsfrist von acht Wochen und dem Einbezug der Kundinnen und Kunden verpflichtet. „Die Bahn hat hier ihre eigene Messlatte gerissen“, sagt Böse. „Bei weniger gravierenden Änderungen kann man das vielleicht machen. Aber bei dieser Entscheidung wäre eine Übergangsfrist von mindestens zwölf Monaten angemessen.“ Weil die Deutsche Bahn mit ihrer Entscheidung kaum zurückrudern werde, rechnet der Anwalt deshalb mit Klagen. Auch Daniel Nguy, Redaktionsleiter des Verbraucherportals Mydealz, schließt das nicht aus.

Im Netz machen Bahn-Kundinnen und -Kunden ihrem Ärger über die neuen Zutrittsregeln Luft. Bei Twitter beschweren sich Einzelne darüber, dass die Änderung „ja wohl das Letzte“ sei und das Programm ab März nur noch mit „Diamond+ Status“ etwas bringen würde. Die aktive Community bei Mydealz zeigte sich größtenteils enttäuscht über die „einseitige“ Entscheidung der Bahn. Plattformbetreiber Nguy rechnet aber zunächst nicht mit einem „Shitstorm“, auch weil die DB Lounges letztlich nicht für alle Kundinnen und Kunden die „allergrößte Relevanz“ hätten.

Allerdings hat die jetzige Entscheidung für ihn einen „bitteren Beigeschmack“, denn bereits vergangenes Jahr hatte die Bahn ihr Loyalitätsprogramm verändert – zugunsten ihrer bestehenden Kunden. Statt der verschiedenen Statuslevel hatte es bis Juni 2022 nur die Unterscheidung zwischen „normalen“ und BahnComfort-Kunden gegeben. Letztere erhielten mit der Einführung des neuen Systems direkt den Gold- oder gar Platin-Status und damit unlimitierten Zugang zu den Lounges. Neukunden mussten sich ihren Status dagegen von Null an aufbauen. Das mag aus Gründen der Kundenbindung verständlich sein, trotzdem hält Nguy es für ungerecht.

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So begründet die Bahn die neuen Zutrittsregeln

Was aber sagt der Konzern dazu, dass er sein Bonusprogramm nach so kurzer Zeit schon wieder einschränkt? In einer E-Mail an ihre Platin-Kunden schreibt die Bahn, die Statusvorteile würden „intensiv genutzt“. Die „hohen Fahrgastzahlen“ machen sich demnach deutlich bemerkbar, besonders in den Premium-Bereichen. DB Lounges kommen also an ihre Kapazitätsgrenzen, deshalb will die Deutsche Bahn den Zugang jetzt begrenzen. So sollen Vielreisende mit BahnBonus-Statuslevel Platin auch weiterhin „auf Ihren Reisen den Freiraum, die Ruhe und den Service in den DB Lounge Premium Bereichen genießen können“.

Ein weiterer Grund, der vom Portal „Inside Digital“ hinter der umstrittenen Änderung vermutet wird, ist die Einführung des 49-Euro-Ticket: Status-Kunden im Nahverkehr, die momentan noch Anrecht auf einen Lounge-Besuch haben, werden ihn ab März wegen des für den Zutritt erforderlichen Fernverkehrstickets ohnehin nicht mehr haben. Das 49-Euro-Ticket hätte in Zukunft aber noch einmal zu einem Anstieg solcher Fälle führen können. Auf Nachfrage von Capital widerspricht die Bahn. Das 49-Euro-Ticket habe nichts mit der Entscheidung zu tun gehabt, so ein Sprecher.

Ab März wird der Besuch einer Lounge nicht nur an das Fernverkehrsticket, sondern auch an die Reisezeit – zu Beginn, beim Umstieg oder unmittelbar nach der Reise – und die Strecke bzw. die darauf eingetragenen Bahnhöfe gebunden sein, so die Bahn in ihren aktualisierten Nutzungsbestimmungen. Einzig für Inhaberinnen und Inhaber einer Bahncard 100 ändert sich nichts. Die Karte gilt als Fahrschein und auch für den Fernverkehr.

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