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Deutsche Panzerlieferungen für die Ukraine: Demut statt Danke

Nach langem Abwägen schickt der Kanzler endlich noch mehr deutsche Panzer in die Ukraine. Die Wartezeit haben viele Ukrainer mit ihrem Leben bezahlt.

Wie die Zeiten sich ändern: Kurz vor dem Einmarsch Russlands versprach die einstige deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht der Ukraine gerade einmal 5.000 Schutzhelme aus Bundeswehrbeständen und erntete dafür Spott und Häme.

Ein Jahr später reist ihr Nachfolger Boris Pistorius in geheimer Mission nach Kiew und verkündet dort die Lieferung von bis zu 178 Leopard-1-Panzern. Zum Dank nennt ihn sein ukrainischer Amtskollege Olexij Resnikow einen "Freund der Ukraine". Mit ihm als Minister sei "die Panzerkoalition geboren". Zu der zählen auch die 14 Leopard-2-Panzer, die die deutsche Regierung dem Land bereits vorvergangene Woche versprochen hatte.

Den Unterschied macht der Kanzler

So unterschiedlich die Performance der beiden deutschen Verteidigungsminister auch ist, die entscheidenden Schritte für die Waffenlieferungen werden im Berliner Bundeskanzleramt, beziehungsweise vor allem im Weißen Haus in Washington gegangen.

Der ukrainische Dank gebührt also vor allem Olaf Scholz. Nach langem Ringen mit US-Präsident Joe Biden und viel Rücksicht auf die Stimmungen in Deutschland hat er seine Zustimmung für die Lieferung deutscher Panzer gegeben. Doch schien es bislang stets so, als ob Scholz eher getrieben wurde – von den Verbündeten und den öffentlichen Debatten.

Mit den zusätzlichen Leopard-1-Lieferungen geht der Kanzler nun endlich voran. Auch wenn noch nicht klar ist, wann und wie viele der Kampfpanzer kommen – derzeit agieren die europäischen Partner noch sehr zögerlich – ist das Signal doch klar.

Demut statt Danke

Gründe für die bisherige deutsche Zurückhaltung gab es viele: der marode Zustand der deutschen Streitkräfte, die unklaren Bestände, die eigene verhängnisvolle Geschichte, die berechtigten Sorgen vor Putins Vergeltung. Trotz dieser Bedenken aber sind Panzer jetzt plötzlich möglich, sogar mehr als bislang gedacht.

Gerade die deutsche Bundesregierung und auch wir als Bürger sollten uns deshalb in großer Demut üben. Für jeden Tag sorgsamer deutscher Abwägung im Kanzleramt, manche nannten es Zögern, haben Ukrainer mit ihrem Leben bezahlt. Natürlich geht es bei einer solch wichtigen Frage wie Panzerlieferungen nicht um eine Hals- über Kopf-Entscheidung. Aber um Schnelligkeit, transparente Kommunikation und auch um Empathie mit den geschundenen Ukrainern.

Denn schließlich gilt es, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass ganz besonders Deutschland, mit seiner wenig ruhmreichen Geschichte, die Warnungen vor Putin und seiner aggressiven Expansionspolitik jahrelang in den Wind geschlagen hatte. Dass Deutschland unzählige Milliarden für Öl und Erdgas nach Russland geschickt hat, um jenen bequemen Wohlstand zu erzeugen, um den jetzt viele bangen.

Wir sind mitverantwortlich

Dass ukrainische Regierungsvertreter sich nun bei ihren deutschen Partnern bedanken, ist eine nette Geste. Im Gegenzug sollten wir uns aber auch bei jenen ukrainischen Familien bedanken, deren Angehörige jeden Tag an der Front gegen Putins Armee kämpfen – und von denen so viele schon gestorben sind. Für eine Idee, die wir bislang nur mit Gütern und Geld verteidigen müssen, nicht aber mit unserem Leben: Freiheit. Denn diese Idee ist es, die Putin mit seinen Soldaten jeden Tag in der Ukraine angreift.