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Deutsches Talent missbraucht?: Tennis-Boss Hordorff soll nach Gewalt-Vorwürfen abtreten

Deutsches Talent missbraucht? Tennis-Boss Hordorff soll nach Gewalt-Vorwürfen abtreten

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Hordorff ist einer der einflussreichsten Funktionäre im deutschen Tennis.

Seit mehr als einem Jahr kennt der Deutsche Tennis Bund die Vorwürfe, die zwei Spieler gegen seinen Vizepräsidenten Dirk Hordorff erheben. Erst jetzt fordert der Verband den Beschuldigten zum Rücktritt auf, der lehnt jedoch ab. Und erklärt, warum er unabhängig davon sein Amt ruhen lässt.

Der Deutsche Tennis Bund (DTB) hat seinen Vizepräsidenten Dirk Hordorff erneut zum Rücktritt aufgefordert, obwohl der langjährige Funktionär die Vorwürfe sexualisierter Gewalt und eines Machtmissbrauchs als "schlicht unwahr" zurückgewiesen hat. Nach dem Präsidium verlangt nun auch der Ombudsmann und Sprecher des Bundesausschusses, dass der 66-Jährige bis Mittwoch sein Amt abgebe, teilte der DTB mit.

Zuvor waren schwere Anschuldigungen bekannt geworden. NDR, "Sportschau" und "Süddeutsche Zeitung" hatten von Vorwürfen unter anderen des früheren Tennisprofis Maximilian Abel berichtet, es habe über Jahre sexualisierte Übergriffe gegeben. Unter anderem hätten sie sich in der Vergangenheit für "Muskelchecks" ausziehen müssen, nackt Liegestütze machen sollen und seien am Körper berührt worden, schilderten der zurzeit inhaftierte Abel und der Inder Sriram Balaji. Abel galt Ende der 1990er-Jahre als eines der größten Tennis-Talente seiner Altersstufe weltweit, Balaji war 2010 mit einem Stipendium nach Deutschland gekommen.

Der DTB wusste nach eigenen Angaben seit mehr als einem Jahr darüber Bescheid, hatte vor der jüngst erfolgten Veröffentlichung der Anschuldigungen aber offenbar keine Veranlassung zum Handeln gesehen. Im Februar 2022 habe der Verband von den Äußerungen eines ehemaligen Spielers über ein Präsidiumsmitglied erfahren. Diese Vorwürfe stünden jedoch nicht im Zusammenhang mit Hordorffs Amt als Vizepräsident, sondern mit seinem Job als privater Trainer, teilte der DTB mit.

Hordorff gesundheitlich nicht in der Lage, sein Amt auszuüben

Hordorff hatte die Vorwürfe dementiert und über seinen Anwalt erklären lassen, dass es keinen Zusammenhang mit den Anschuldigungen gebe, dass er sein Amt derzeit ruhen lasse. "Herr Hordorff ist aufgrund einer Anfang März erfolgten sowie einer anstehenden Operation an einem Aneurysma derzeit gesundheitlich nicht in der Lage, das Amt auszuüben", hatte der Anwalt mitgeteilt.

Der DTB derweil wolle "mit externen Spezialisten zusammenarbeiten und eine wissenschaftliche Begleitung der Aufarbeitung vornehmen". Zuvor hatte es geheißen, dass eine unabhängige Untersuchung durch eine spezialisierte Kanzlei zu dem Ergebnis gekommen sei, "dass der erhobene Vorwurf eines Fehlverhaltens nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden kann". Sollte Hordorff auch weiterhin nicht von sich aus abtreten, beabsichtigt der Verband, für die Abberufung eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen.