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Deutschlands Anstrengungen beim Klimawandel seien „richtungsweisend“, sagt der König

Mit großem Beifall an mehreren Stellen seiner auf Deutsch und Englisch gehaltenen Rede ist König Charles im Deutschen Bundestag empfangen worden. Es war der erste Auftritt eines britischen Monarchen an diesem Ort der demokratischen Kultur – allein das verwies auf die historische Bedeutung dieses Besuches. Charles erwiderte die Ehrung, indem er mehrfach, man könnte fast sagen, beschwörend die Einheit Großbritanniens mit Deutschland betonte. Ihre tiefe, auch kulturelle Verflechtung in der Geschichte.

In diesem Punkt war die Handschrift des britischen Außenministeriums erkennbar, denn alle Reden, die der britische Staatsgast vorträgt, werden vom Foreign Office geschrieben. Er reist insofern als Repräsentant der britischen Außenpolitik, die mit seinem Auftritt eine der wichtigsten Prioritäten ihrer auswärtigen Beziehungen betont. Das ist im Moment zweifelsfrei der Versuch, die durch den Brexit gestörten Beziehungen Großbritanniens mit den EU-Partnern zu reparieren und in günstiges Fahrwasser zu lenken.

Dafür wurden für diesen Anlass zwei Länder ausgewählt, Frankreich und Deutschland, die in britischen Augen Führungsrollen in der EU ausüben. Wegen der innenpolitischen Unruhen in Frankreich wurde auf Wunsch von Präsident Macron der Besuch des Königs an die Seine aber gestrichen. Damit rückte Berlin, ursprünglich als Punkt zwei der Staatsbesuche vorgesehen, jetzt an die erste Stelle, was diesem Anlass eine zusätzliche Bedeutung gab.

Auch Gauck und Köhler sind da

Keine Zitate aus französischen Breiten überlagerten die Aufnahme des königlichen Besuches in der deutschen Hauptstadt. Nach den überschwänglichen Komplimenten, die Charles den deutschen Gastgebern spendete, vor alle nach seiner Bemerkung, dass Großbritannien und Deutschland bei zukunftsweisenden ökologischen Start-ups „auf den ersten beiden Plätzen“ rangierten, kann man nur spekulieren, was der britischen Politik an Schmeicheleien für den französischen Gastgeber eingefallen wäre.

„Haben so ein ‚The Crown‘-Image im Kopf. Das hat mit der Realität nichts zu tun“

FDP-Chef Christian Lindner hat den Auftritt von König Charles III. im Bundestag als liebenswürdigen und humorvollen Beitrag zum deutsch-britischen Verhältnis gelobt. Die Person Charles III. sei ganz anders, als es mediale Darstellungen oder Film-Klischees vermuten ließen.

Quelle: WELT

Grundsätzlich will Charles auch beim Klimawandel britische und deutsche Anstrengungen als „richtungsweisend“ erkennen. Jedenfalls schlug er gegenüber den Zuhörern im Bundestag (unter ihnen auch die zwei früheren Präsidenten Gauck und Köhler), Töne an, als gäbe es heute keinen wichtigeren Partner für die Insel als das wiedervereinigte Land in der Mitte des Kontinents. „Die Freundschaft zu erneuern“ war denn auch der rote Faden seiner Worte.

Vor allem auch pries der König die Einigkeit von Berlin und London in der „Verteidigung von Frieden und Freiheit in der Ukraine.“ Auch in diesem Konflikt, den er bereits am Vorabend beim Staatsdinner in der Residenz von Bundespräsident Steinmeier zur Sprache gebracht hatte, sah der König für Deutschland und Großbritannien eine „wichtige Führungsrolle.“ Deutsche Jagdflieger operierten zusammen mit ihren britischen Kollegen in den baltischen Staaten und deutsche Pioniere demonstrierten mit ihrer Technik wichtige Arbeiten im Gelände, etwa bei Flussüberquerungen.

Treffen mit ukrainischen Flüchtlingen

Den militärischen Aspekt der Zusammenarbeit beider Länder im Kampf gegen die russische Aggression ergänzte Charles durch eine humane Geste, als er nach seiner Ansprache vor dem Parlament auf dem früheren Flugplatz Tegel auch mit ukrainischen Flüchtlingen sprach. Mit diesem Besuchsprogramm – vom Foreign Office sicherlich nicht so deutlich erwartet – wollte der König bewusst in britischen Wohnstuben Aufmerksamkeit erzeugen.

Denn mit der „generösen deutsche Politik“ (Charles), die über eine Million ukrainischer Flüchtlinge ins Land gelassen hat, kontrastiert in der Tat das britische Bild, wo man von etwas über 100.000 ukrainischen Asylbewerbern ausgehen muss und zurzeit ein unziemlicher Streit im Unterhaus ausgefochten wird über die Unterbringung illegaler Einwanderer.

„Das Netz unserer Kulturbeziehungen“ mit ihren historischen Etappen ließ Charles lange Revue passieren, angefangen mit Shakespeare, dessen Werk unter allen Fremdsprachen zum ersten Mal auf Deutsch übersetzt wurde, und 1864 die erste Shakespeare-Gesellschaft in Weimar entstand. Mehrfach sprach der Gast von seinem „Stolz“, seit dem ersten Besuch seiner Mutter in Deutschland, den er 1965 als 13-Jähriger erlebt hatte, als Prince of Wales bei zahllosen seiner Besuche das Land schätzen gelernt zu haben. Und „wo im Handel Waren flossen, flossen auch Ideen“, so der König in seinen historischen Reminiszenzen.

Keine Frage, dass für ihn der Klimawandel die führende Idee der Gegenwart ist, was er auch in Berlin ansprach. Wenn es um Schutz der Umwelt geht, um Nachhaltigkeit, um die grüne Lunge der Erde, sieht der König auch in Deutschland einen wichtigen Partner. 2010 legte er in einem wichtigen Bild- und Textband, genannt „Harmony“, seine Ideen zu globalem Umweltschutz auf den Tisch. Der erste Satz von „Harmony“ ließ nichts zu deuteln: „Dies ist ein Aufruf zur Revolution“.

Die große Beliebtheit des Königs gerade in der Öffentlichkeit hat hier eine ihrer Wurzeln

Sein Umwelt-Engagement sichert ihm seit Langem ein Maß an Einfluss und Bedeutung zu, weit über den zeremoniellen Aspekten der britischen Monarchie hinaus. Die große Beliebtheit des Königs gerade in der Öffentlichkeit hat hier eine ihrer Wurzeln. Auch in Deutschland konnte sich Charles als schon lange gut Bekannter vorstellen, im Schatten seiner Mutter herangewachsen zu heute unbestrittener Wirksamkeit.

Dazu gehört auch, dass er – und darauf wies die Parlamentspräsidentin Bärbel Bas in ihrer Begrüßungsansprache hin – als „Repräsentant einer der ältesten Demokratien“ nach Deutschland gekommen sei. Sie sagte nicht „einer der ältesten Monarchien.“ Damit traf sie den konstitutionellen Nagel gleichsam auf den Kopf, denn auch Charles selber hatte bei seiner Vereidigung im vergangenen September ausdrücklich formuliert: „Das Parlament ist das lebende und atmende Instrument unserer Demokratie.“

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Eigentlich kann man die Insel als eine Republik mit einer königlichen Tiara beschreiben. Schon George Orwell hatte von seinem Land als „gekrönte Republik“ geschrieben, was auch ein namhafter Monarchie-Historiker wie David Starkey als Begriff verwendet, wenn er von der „königlichen Republik Großbritannien“ spricht.

So setzt König Charles als getreuer Diener der demokratischen Kultur Britanniens seinen Lebensweg fort, erfahren, engagiert, populär.