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DFB "von Spanien verraten"?: Spaniens Trainer weist Pleiten-Verschwörung zurück

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft fliegt desaströs aus dem WM-Turnier. Schuld daran trägt das Team von Bundestrainer Hansi Flick selbst, zu schlecht läuft das Auftaktspiel gegen Japan. Dass die Asiaten nun auch gegen Spanien siegen, sorgt einmal mehr für wilde Spekulationen.

"Ich bin nicht glücklich." Das sagt Spaniens Fußball-Nationaltrainer Luis Enrique nach dem entscheidenden WM-Gruppenspiel gegen Japan. Denn Spanien hat verloren, 1:2 gegen Japan. Nur zu gut weiß er, dass die Unkenrufe von vor dem Spiel nun als laute Echos zurückhallen. Deutschland ist raus aus dem Turnier - na klar, wegen des eigenen Unvermögens im ersten WM-Spiel gegen Japan. Aber auch, weil auch Spanien sich nicht durchsetzen kann und Japan so als Gruppenerster dem DFB-Team den Garaus bereitet.

Die Situation ist vor Anpfiff beider Partien irre vertrackt - vor allem für Deutschland. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick muss selbst gewinnen. Und zugleich auf Spanien setzen. Das wissen alle, alle möglichen Konstellationen werden durchgerechnet, jede Eventualität in den Medien verbreitet. Auch die, dass Spanien ja womöglich absichtlich verlieren könnte, das bringt die spanische Presse übrigens selbst auf. Nicht, um Deutschland eins auszuwischen, sondern um selbst "nur" Gruppenzweiter zu werden.

Es ist der vermeintlich leichtere Weg durchs weitere Turnier. Statt dem Vize-Weltmeister von 2018, Kroatien, wartet im Achtelfinale das weniger stark eingeschätzte Marokko als Gegner. Im Viertelfinale gehen die Spanier nun wohl einem der ganz großen Favoriten, Brasilien, aus dem Weg. Ein Duell mit den Südamerikanern kann es jetzt erst im Finale geben, sollten diese den Gruppensieg nicht am Freitag noch völlig überraschend herschenken.

"Feiere niemals eine Niederlage"

"Wir haben uns qualifiziert, aber ich hätte es bevorzugt, die Gruppe als Erster zu beenden", betont Enrique vehement. "Ich feiere niemals eine Niederlage. Es hat sich vieles verändert im Turnier dadurch - aber ich habe gar nichts zu feiern." So rechtfertigt sich der 52-jährige Cheftrainer nach der Partie, in der genau das eingetreten ist, was zuvor so heiß diskutiert wurde.

Dabei hatten sich die Deutschen noch extra Sieg-Versprechen von ihren spanischen Teamkameraden eingeholt. Antonio Rüdiger hatte Berichten zufolge mit Real-Madrid-Kollege Dani Carvajal gesprochen, Dani Olmo von RB Leipzig war von Lukas Klostermann und David Raum um Unterstützung gebeten worden. Einhellige Meinung: Spanien spielt auf Sieg, Spanien wird gewinnen. Das Bitten hatte die "Marca" zum Seitenhieb gegen Deutschland animiert: "Die einst unbesiegbare Mannschaft bittet jetzt um Hilfe. Sie fleht, dass ihr geholfen wird."

Nun tragen die involvierten Teams meist selbst nur wenig zu derlei Spekulationen bei, sie lassen Taten auf dem Platz sprechen. Doch diesmal ist es etwas anders. Die Startelf der Spanier sorgt für Aufsehen, Luis Enrique befeuert die Diskussionen um den vielleicht so gewollten Platz zwei in der Gruppe selbst. Gleich fünf Wechsel tätigt er. "Ich dachte, dass es die besten elf Spieler für dieses Spiel wären", verteidigt er seine Umstellung: "Ich würde es wieder so machen, weil ich 100 Prozent Vertrauen in diese Spieler hatte. Nachher ist man immer schlauer". Der Spielfluss der ersten beiden Partien ist verloren, obwohl Enrique Weltklasse gegen Weltklasse tauscht. Dass er eine B-Elf gegen Japan aufstellt, dass muss er sich von den Namen her wirklich nicht vorwerfen lassen: Der Torschütze gegen Deutschland, Alvaro Morata, rückte genauso ins Team wie die Stars Cesar Azpilicueta und Pau Torres.

Doch vor allem die schwache zweite Halbzeit, in der sein Team phasenweise völlig ratlos wirkt, lässt Enrique nun hadern. Und eben die Schummel-Spekulationen neu wabern. "Manchmal passieren solche Sachen im Fußball", sagt Enrique. Auch Azpilicueta spricht von einer "Enttäuschung". "Das war nicht das beste Ergebnis, wir wollten natürlich gewinnen."

"Der Ball bleibt drin ..."

Die Japaner - überglückliche Gruppensieger - wollen von den Vorwürfen nichts hören. Ihr Sieg sei "verdient", betont Torschütze Ao Tanaka von Zweitligist Fortuna Düsseldorf. "In der zweiten Halbzeit haben wir aggressiver gespielt und so gewonnen."

Eine Szene der Japaner gibt es dann aber doch, die am "verdienten" Sieg leise Zweifel aufkommen lässt, die neben dem wenig glorreichen spanischen Spiel für Diskussionsstoff sorgt: Das Tor von Tanaka zum 2:1-Endstand wird lange vom VAR überprüft. Der Bochumer Ritsu Doan hat sich im rechten Strafraum durchgesetzt und den Ball an den zweiten Pfosten gepasst. Doch dieser Pass wirkt ein Ticken zu lang, ist der Ball nicht im Aus? Kaoru Mitoma rutscht an der Grundlinie hinein, bringt den Ball zu Tanaka, der muss nur noch einschieben. Dann beginnt das bange Warten, bis der VAR entscheidet: Der Ball war nicht komplett über der Linie. Anhand von TV-Bildern ist das nicht gänzlich aufzuklären, ARD-Expertin Almuth Schult urteilt aber genau wie der VAR, dass der Ball wohl tatsächlich die ganze Zeit im Spiel bleibt.

Die internationale Presse hält es nicht davon ab, die fragwürdige Szene aufzukochen: "Sie denken, der Ball ist über der Linie ... aber er ist es NICHT! Die deutschen Herzen werden gebrochen, als sie aus der WM geworfen werden, nachdem das japanische Tor gegen Spanien zählt - der Ball ist mit der kleinsten Spanne im Spiel", schreibt die "Daily Mail". "The Times" meldet: "Der Ball bleibt drin ... Deutschland fliegt raus."

Eine kleine Szene in einem Spiel, in dem die Spanier aber einfach nicht glänzen. Auch wenn die Statistik klar für sie spricht: 82 Prozent Ballbesitz haben die Iberer, auch mehr Torschüsse und mehr Ecken (gut, die Japaner haben nicht eine), doch die frühe Führung durch Morata (11.) hält nicht. Auch, weil eben die zweite, fatale Halbzeit folgt.

Flick: "Es liegt an uns"

Der Schweizer "Tagesanzeiger" schreibt daher: "Ja, Japan setzt sich als Gruppensieger durch, dank eines 2:1 gegen Spanier, deren bedenkliche Einstellung an diesem Tag Fragen aufwirft." Die "Gazzetta dello Sport" ist es, die erst richtig aufdreht - um dann direkt den Finger in die deutsche Wunde zu legen: "Deutschland zu Hause, von Spanien verraten. Doch die Deutschen sind selbst schuld, denn der K.o. gegen Japan beim WM-Debüt kostete sie langfristig das Aus. Flicks Nationalmannschaft besiegte Costa Rica in einem ziemlich verrückten Match mit 4:2, aber es war ein sehr bitterer Erfolg."

Augenscheinlich ist: Ruhe wird das spanische Team am Freitag nicht haben vor den Schiebungs-Vorwürfen. Doch aus einer Richtung kommen sie nicht - und das ist die entscheidende: Das DFB-Team ist nur mit sich selbst beschäftigt. Bundestrainer Hansi Flick hegt keinen Groll gegen die Spanier, betont er: "Nein, ich schaue nie nach anderen Mannschaften. Es liegt an uns. Die Summe der Spiele hat dazu beigetragen, dass wir ausgeschieden sind." Er blickt auf die vorherigen Spiele zurück. "Wir sind selbst schuld, wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir hatten genug Torchancen, ob gegen Japan bis zur 60. Minute oder zum Schluss gegen Spanien. Dann musst du diese Chancen reinmachen, dann wären es heute andere Voraussetzungen gewesen."