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„Die Bundesregierung sollte spätestens jetzt alles auf die militärische Karte setzen“

WELT: Wladimir Putin hat die Ukraine aufgefordert, alle militärischen Handlungen einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wird die Ukraine dieser Aufforderung folgen?

Andrij Melnyk: Der Kriegsverbrecher Putin hat uns Ukrainern gar nichts zu diktieren. Jeden Tag ukrainische Zivilisten feige zu bombardieren wie die Autokolonne bei Saporischschja mit 30 Toten und fast 100 Schwerverletzten am Freitag und gleichzeitig über Verhandlungsbereitschaft zu reden, ist eine Muppet-Show pur, Schmierenkomödie voller Zynismus. Nachdem Putin versucht hat, 15 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets zu annektieren, einer Fläche die größer ist als Bayern und Baden-Württemberg zusammen, hat er selbst jede Verhandlungsoption über Bord geworfen und sich als Gesprächspartner endgültig disqualifiziert. Die ukrainische Armee wird auch weiterhin die von Russland okkupierten Regionen Schritt für Schritt befreien.

WELT: Putin betont, dass die Ukrainer aus Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson „für immer unsere Bürger sind“. Kann es auf dieser Grundlage überhaupt irgendwann Verhandlungen geben?

Melnyk: Sollte es irgendwann zu echten Verhandlungen mit Moskau kommen, wird das Schicksal dieser völkerrechtswidrig einverleibten Gebiete für uns gar nicht verhandelbar sein. Die Regionen Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja sowie die Krim waren und bleiben untrennbarer Teil der Ukraine. Es wird keine Vereinbarungen mit Russland geben, bis sich Moskau aus allen diesen Regionen zurückgezogen hat.

WELT: Zuletzt hat Putin immer wieder indirekt mit dem Einsatz von Atomwaffen gedroht, bei der Rede sagte er: „Wir werden unser Land mit allen Mitteln verteidigen.“ Wie ernst nehmen Sie diese Drohung?

Melnyk: Natürlich müssen wir diese Drohung des Kreml sehr ernst nehmen und uns auf das Szenario eines atomaren Schlags vorbereiten. Gleichzeitig bleibt die Wahrscheinlichkeit dieser ultimativen Wahnsinnstat Putins eher gering. Denn dieses größte Verbrechen gegen die Menschlichkeit würde zwangsläufig das Ende vom heutigen Russland, wie wir es kennen, und den unabwendbaren Zerfall dieses Schurken-Staates bedeuten. Russland wird wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Es werden Dutzende unabhängige Republiken aus diesem Scherbenhaufen entstehen, viele unterdrückte Völker werden sich von Moskauer Joch befreien. Und das neue Rumpf-Russland, das nach dieser Parade von Souveränität übrig bleibt etwa um Moskau herum, wird für immer ein geächteter Paria auf der Weltbühne bleiben. Er wird den ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat verlieren und atomwaffenfrei gemacht. Putin weiß ganz genau, dass so ein apokalyptisches Szenario auf seine Heimat zukommen würde und daher diese schlimmste Katastrophe in der Geschichte Russlands kaum riskieren.

WELT: Welche Reaktion von Deutschland und dem Westen wünschen Sie sich auf diese Rede?

Melnyk: Mit seiner verrückten Rede hat Putin jedwede Hoffnung, dass man mit diesem Russland noch verhandeln kann, mit Füßen getreten. Deutschland braucht daher gar nicht sich unnötig Sorgen zu machen, dass man Putin nicht zu viel provozieren und in die Enge treiben kann. Die Bundesregierung sollte spätestens jetzt alles auf die militärische Karte setzen und die Ukraine ohne Verzögerung mit allen Waffensystemen ausstatten, einschließlich der Kampfpanzer Leopard. Außerdem sollte die Ampel eine führende Rolle spielen, um die schärfsten Sanktionen gegen das Putinsche Regime einzuführen, um es in die Knie zu zwingen.

Ehrlich gesagt war die bisherige Reaktion des Westens auf dieses neue eklatante Verbrechen Putins gar nicht ausreichend. Dass unsere Verbündeten die versuchte Annexion von vier ukrainischen Gebieten nie anerkennen werden, ist zwar ein zentraler Pfeiler, aber das ist viel zu wenig. Nun müssen sehr schmerzhafte Strafmaßnahmen folgen, die Russland wirklich weh tun werden. Ich rufe den Bundeskanzler und die Ampel auf, die bisherige Zurückhaltung und alle Zweifel beiseitezuschieben und endlich dezidiert und entschlossen zu handeln, um Russland eine vernichtende militärische und wirtschaftliche Niederlage zu bescheren.

Die Fragen wurden schriftlich gestellt.