Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Die Verwundbarkeit wird bleiben

Der Pipeline-Krimi, der sich gerade in der Ostsee zuträgt, ähnelt dem Plot von „Mord im Orient-Express“: Alle, die mitfahren, haben ein Tatmotiv. Und alle Ermittlungs-Hypothesen ergeben keine einzige überzeugende Erklärung. Die USA wollten die Pipelines Nord Stream 1 und 2 schon immer verhindern. Wollten sie etwa mit der Sprengung ein Signal an Moskau senden, die Fake-Referenden zur Eingliederung der besetzten ukrainischen Gebiete zu beenden?

Dagegen spricht, dass US-Präsident Joe Biden ein erfahrener Außenpolitiker ist, der nicht so verantwortungslos am offenen Gashahn zündeln und damit die Gefahr eines Dritten Weltkriegs heraufbeschwören würde.

Vielleicht war es Putin, der mit den Sprengungen der eigenen Pipelines gleich zwei Botschaften senden wollte. Die eine Botschaft zielte wie stets auf das Erzeugen von Angst und Energiemarkt-Turbulenzen im Ausland. Nach innen lautet die Botschaft an die Wehrpflichtigen, die aus Angst vor der Einberufung über die Grenzen fliehen: Es gibt keinen Weg zurück, Russland hat alle Brücken zum Westen abgebrochen.

Welche Lehren muss Europa ziehen?

Alles Spekulation. Sicher ist nur: Anders als in Agatha Christies Kriminalroman war es kein Täterkollektiv von Dilettanten, sondern ein einzelner staatlicher Akteur mit hohen militärischen Fähigkeiten. Welche Lehren muss Europa ziehen?

Die Anschläge zeigen die Verwundbarkeit leitungsgebundener Infrastrukturen. Weder Unterseekabel fürs Internet noch die Gas- und Ölleitungen am Meeresgrund lassen sich gegen einen potenten Aggressor nahtlos schützen. Eine Lösung lautet: unabhängiger von Importen werden. Doch das bleibt ein Fernziel: „Heimatenergien“ wie Wind- und Solarkraft decken den Primärenergiebedarf erst im einstelligen Prozentbereich.

Als Konsequenz bleibt für Europa nur die harte, realpolitische Option: Der militärische Schutz kritischer Infrastrukturen muss verstärkt werden. Zugleich gilt es, die Lieferanten und Lieferwege zu diversifizieren. Und Terrorstaaten müssen mit aller Konsequenz um die Möglichkeiten gebracht werden, der Weltgemeinschaft bildlich gesprochen das Messer an die Halsschlagader zu setzen.