Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Display-Eskalation im E-Daimler: Mercedes EQS 580 4Matic SUV - automobile Allzweckwaffe

Display-Eskalation im E-Daimler Mercedes EQS 580 4Matic SUV - automobile Allzweckwaffe

Elektroautos haben schon so manche Superlative hervorgebracht. Davon bietet das Mercedes EQS SUV zwar nicht viele, aber die Kombination diverser feiner Eigenschaften ist ja auch schon so etwas. Und zwei echte Superlative gibt es trotzdem.

Es gibt wahrlich längere, schnellere und teurere Autos mit elektrischem Antrieb als das EQS 580 4Matic SUV. Doch die Kombination attraktiver Skills ist es, die dieses SUV letztlich zum begehrenswerten Objekt macht. Es ist sozusagen die automobile Allzweckwaffe für viele verschiedene Anwendungen. Hohe Fahrleistungen und überbordender Komfort gehen hier zusammen mit profaneren Dingen wie Nutzwert und Praxistauglichkeit. Dazu gesellen sich noch - vor allem beim BEV wichtig - eine solide Ladeleistung sowie ein Hauch von Prestige.

Mercedes_EQS_SUV_580_VO.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_VO.jpg

Um die kleinen Mercedes-Sternchen im schwarzen EQ-Paneel zu sehen, muss man schon nah rangehen.

(Foto: Patrick Broich)

Letzterer ergibt sich nicht zuletzt aus den Abmessungen: Wenn das riesige SUV (5,13 Meter Außenlänge und vor allem satte 1,72 Meter Höhe) angerollt kommt, erntet es zumindest von denjenigen Menschen Respekt, die ihm wohlwollend gegenüberstehen. Coole Idee: Der in das schwarze Frontpaneel eingelassene Zentralstern aus glänzendem Chrom ist von lauter kleinen Mercedes-Sternchen umgeben, die in den schwarzen EQ-Schild eingelassen wurden. Liebe zum Detail eben.

In diese Kategorie fallen auch die schwarzen Radlauf-Verkleidungen. Sie sehen besonders stylisch aus als Kontrast auf dem wieder in Mode gekommenen pastelligen Lackton "Manufaktur Alpingrau Uni".

Mercedes_EQS_SUV_580_SE.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_SE.jpg

Das EQS SUV bringt es auf 5,13 Meter Länge.

(Foto: Patrick Broich)

Sonst noch ein paar Fakten, die man wissen sollte, bevor man sich das große Schiff antut? Mit einem Kofferraumvolumen von 2100 Litern ist das sanfte Trumm im Zweifel auch ein ganz schön potenter Transporter. Demnach muss er vor einem ausgiebigen Einkauf im Baumarkt oder Möbelhaus keineswegs kapitulieren.

Mehr Display bietet aktuell keine Automarke

Also auf zur ersten Fahrt. Bevor ich den Mercedes erklimme, werde ich nachdenklich und sinniere darüber, warum ältere Kunden eigentlich immer SUV wollen. Hier wünsche ich mir von der Luftfederung ein "Einstiegslevel", stattdessen bewirkt ein Knopfdruck bloß, dass der EQS sein Fahrzeugniveau noch weiter anhebt. Aber habs geschafft, sitze drin.

Mercedes_EQS_SUV_580_Display_Eskalation.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_Display_Eskalation.jpg

Schon mal so viel Display in einem Auto gesehen? Vielleicht in einem anderen Mercedes. Auch EQE- und EQS-Limousine haben auf Wunsch den Hyperscreen.

(Foto: Patrick Broich)

Noch unter dem Eindruck des Hyperscreens stehend (ja, gibts zwar auch schon in den Limousinen EQE und EQE, aber ist immer wieder aufs Neue beeindruckend) suche ich den Startknopf. Ah, hier auf der Konsole. Der schwarze Taster setzt sich, eingelassen in einer ebenfalls schwarzen Schalterleiste, einfach nicht so gut ab. Und dann gibt es statt eines emotionalen Wruumm nur den grün leuchtenden "Ready"-Schriftzug. Auf Wunsch kann das Elektroauto dafür allerhand spacige Geräusche. Willkommen in der neuen Welt.

Noch einmal zum Hyperscreen. Gefühlt besteht die komplette Armaturenfront aus gestochen scharfem Display. Auf gewaltige 1,41 Meter Breite kommt das Anzeige-"Band" zwischen den beiden A-Säulen (Superlativ Nummer eins). Wow. Es enthält drei Display-Zonen, wenn man so will - der Beifahrer darf in seinem Bereich ebenso per Touchfläche mit dem Fahrzeug kommunizieren. Tut er es nicht oder bleibt der Sitz leer, blickt der Fahrer auf ein Zierbild. Sechs Stück davon stehen zur Auswahl. So zeigt das Display Motive wie die Mercedes-Studie EQXX oder bloß einen simplen Kompass.

Mercedes_EQS_SUV_580_NTV.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_NTV.jpg

Als Beifahrer hat man es gut im EQS SUV und kann sogar fernsehen.

(Foto: Patrick Broich)

Die Ansammlung von Mercedes-Sternchen (zur Erinnerung, die von der EQS-Front) kann man sich ebenso anzeigen lassen. Es gibt außerdem quasi keine Grenzen, den Erwachsenenspieltrieb zu bedienen. Die quietschbunte Ambientebeleuchtung lässt sich variantenreich gestalten. Gut zu wissen für etwaige Ladepausen.

Superschwer: EQS SUV wiegt leer 2,8 Tonnen

Mercedes_EQS_SUV_580_Tacho.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_Tacho.jpg

Trotz viel Elektronik braucht es auch traditionelle Elemente – die Skalen für Power und Tempo sind analog gehalten.

(Foto: Patrick Broich)

Jetzt aber endlich mit dem entsprechenden Lenksäulenhebel die Fahrstufe "D" reinschieben. Ohne Geräusche rollt der Luxusliner an. Es geht bekanntermaßen auch mit synthetischem Sound, wenn der Fahrer das möchte. Möchte ich jetzt gerade auf gar keinen Fall, denn ein Auto mit elektrischem Antrieb darf ruhig leise sein.

Natürlich geht es druckvoll nach vorn mit zwei Motoren und 858 Newtonmeter Drehmoment. Und das, obwohl die 544 stillen Pferdestärken (jeweils eine permanenterregte E-Maschine kümmert sich um Vorder- und Hinterachse) unfassbare 2810 Kilogramm schleppen müssen. So viel wiegt der Fünfachtzig leer. Da wäre er also, der zweite Superlativ - aktuell dürfte kein Elektro-Personenwagen schwerer sein.

Mercedes_EQS_SUV_580_Koffer.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_Koffer.jpg

2100 Liter Kofferraumvolumen sind schon ordentlich. Aber bei der Fahrzeuggröße könnten noch ein paar Hundert Liter mehr drin sein.

(Foto: Patrick Broich)

Mercedes hat sich bemüht, seinen Kunden den Umstieg auf die Elektromobilität so annehmlich wie möglich zu machen. So gibt es weiterhin den Kickdown, jetzt bedeutet er einfach: boosten, was das Zeug hält. Mal ausprobieren? Aber gut festhalten und dann bloß keine ungesicherten Wasserkästen im Kofferraum lagern. Denn der schwergewichtige Untertürkheimer prescht in diesem Fall wuchtig nach vorn, die virtuelle Nadel auf dem ebenso virtuellen Kombiinstrument stürmt gen 100-km/h-Marke und erreicht sie binnen 4,6 Sekunden.

In dieser Gangart geht es bis 210 Sachen weiter. Mit solch einer hohen Motorleistung könnte Benz sicherlich noch schneller sein, aber dann wird man wohl zu einer AMG-Version greifen müssen, die vielleicht irgendwann kommt. Allerdings machen sich etwas niedrigere Reisetempi ohnehin besser, zumal in diesen Sphären der Wind akustisch recht deutlich wird.

Komfortniveau schon ganz schön hoch

Zügiges Reisen, souverän und nicht hektisch, steht dem schweren Gerät sowieso besser als wilde Fahraktionen. Trotzdem spielt Sportlichkeit eine bestimmte Rolle - wollen die Kunden offenbar so. Daher cruist der Riesenbenz auf großen Rädern, die der serienmäßigen Luftfederung ordentlich zu tun geben. Einen schönen Nachschwung auf langwelligen Fahrbahnverwerfungen schafft die adaptive Hightech-Dämpfung.

Mercedes_EQS_SUV_580_IN.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_IN.jpg

Alles, was es heutzutage zum glücklichen Autofahrerleben braucht, findet sich im EQS SUV: Ablagefläche, massenhaft Display und USB-C-Anschlüsse.

(Foto: Patrick Broich)

Etwas herber dagegen verarbeitet das EQS-Chassis bucklige Nebenstrecken, deren Patzer es bis in den Innenraum schaffen. Keine Sorge, das ist schon alles feinstes S-Klasse-Level - aber hier wird schon klar, dass drahtig aussehende Räder der gewaltigen Dimension 275/45 R21 immer einen Kompromiss bedeuten.

Beim EQS SUV besteht dieser Kompromiss darin, dass der 2,8-Tonner (wie irre ist das eigentlich?) mit seinem 108-kWh-Akku im Unterboden verhältnismäßig flink auf kurvigem Geläuf unterwegs ist. Und zwar deutlich flinker, als man vermuten würde. Solche dynamischen Fertigkeiten müssen Reifen und Räder hergeben - da würden die guten alten Ballon-Pneus kläglich versagen. Für einen deutlichen Agilitätsschub in Kurven sorgt außerdem die serienmäßige Hinterachslenkung. Und genau diese Hinterachslenkung bringt es fertig, dass der gewaltige EQS beim Rangieren gefühlt ungefähr so wendig ist wie eine kompakte A-Klasse.

Auf Wunsch wird der EQS zum Siebensitzer

Mercedes_EQS_SUV_580_Fond.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_Fond.jpg

Viel Platz im Fond: Das Raumangebot macht das große Mercedes-SUV zum Reiseprofi.

(Foto: Patrick Broich)

Aber in deren Fond können die Passagiere ihre Beine nicht so räkeln. Auch die Anschmiegsamkeit der Fauteuils rangiert auf bestem Oberklasse-Niveau. Bank und Lehnen hinten lassen sich freilich elektrisch zurechtrücken, wie es den mitreisenden Damen und Herren genehm ist.

Bei Bedarf und gegen Aufpreis (1904 Euro) kommt auch eine sechste und siebte Person unter, aber dann geht der Platz irgendwann auch zur Neige - 3,21 Metern Radstand zum Trotz. Um es den EQS-Nutzern so einfach wie möglich zu machen, das Heckabteil zu beladen, lassen sich die Lehnen einfach per Schalter im Kofferraumbereich umklappen - selbstverständlich elektrisch.

Mercedes_EQS_SUV_580_Zentraldispl.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_Zentraldispl.jpg

Mercedes' Menüsteuerung ist intuitiv und gut verständlich.

Solcherart Drucktasten sind in der ersten Reihe selten geworden, weil der Hyperscreen quasi komplett aus Touchfläche besteht. Wer berührungssensitive Flächen nicht mag, kann ja auch die exzellente Sprachbedienung nutzen - in dieser Qualität ein echter Produktvorteil der Untertürkheimer. Und wer lieber analog unterwegs ist, hat im EQS SUV weniger Freude, das ist eben der Zeitgeist.

Dafür funktioniert das Lademanagement so gut und intuitiv wie in kaum einem anderen Auto, einmal abgesehen von den Tesla-Modellen. Einfach Ziel eingeben, das Navi berücksichtigt die Ladesäulen schon und schickt den Fahrer raus. Fährt er weiter, wird zur nächsten Säule gelotst.

EQS SUV lädt auch mit 400-Volt-Bordnetz zügig

Mercedes_EQS_SUV_580_HI.jpg
Mercedes_EQS_SUV_580_HI.jpg

Das Zusammenspiel der Lackierung Uni-Grau (Mercedes-O-Ton: Manufaktur Alpingrau Uni) mit den Zierelementen im funkelnden Hochglanzschwarz gelingt perfekt.

(Foto: Patrick Broich)

Ladeperformance ist in diesem Kontext auch so ein Thema. Man kann auch mit 400 Volt schnell die Batterie befüllen. Das Werk verspricht 200 kW Ladeleistung, in der Praxis hat der 580er allerdings auch mal 208 Kilowatt geschafft. Entscheidend ist aber, dass er selbst bei über 70 Prozent Ladestand noch mit mehr als 100 Kilowatt Strom in den Speicher pumpt. Aber auch für einen EQS gilt trotz hoher Ladengeschwindigkeit: Es werden längere Stopps nötig, als das mit einem Verbrenner der Fall wäre.

Mit dem werksangegebenen WLTP-Stromverbrauch von 20 bis 24 kWh je 100 Kilometer kommt man bei moderater Fahrt hin - und dann bis zu 615 Kilometer weit. Wenn man jedoch richtig Spaß haben möchte, kann der Wert auch mal mit einer 3 beginnen. Hier haben vor allem die Kunden gut lachen, die eine Photovoltaik-Anlage auf ihrem Hausdach betreiben. Und diese Möglichkeit dürften viele EQS-Käufer haben angesichts eines Grundpreises von 135.433 Euro. Attraktiv dürfte das SUV außerdem für gewerbliche Interessenten sein, die ihre privaten Fahrten pauschal abgelten auf Grundlage des halbierten Brutto-Listenpreises.

Datenblatt

Mercedes EQS 580 4Matic SUV

Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)

5,13 / 1,96 / 1,72 m

Radstand

3,21 m

Leergewicht (DIN)

2810 kg

Sitzplätze

5 bis 7

Ladevolumen

645 bis 2100 l

Motorart

Zwei permanenterregte Synchronmotoren

Getriebe

Eine Übersetzung, fest

Systemleistung

544 PS (400 kW)

Antrieb

Allradantrieb

max. Drehmoment

858 Nm

Beschleunigung 0-100 km/h

4,6 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit

210 km/h

Akkukapazität

108,4 kWh

Maximale Ladeleistung (Gleichstrom)

200 kW

Ladeleistung (Wechselstrom)

11 kW

Verbrauch (kombiniert)

20,0 bis 24,1 kWh/100 km (WLTP)

kombinierte WLTP-Reichweite

515 bis 615 Kilometer

CO₂-Emission kombiniert

0 g/km

Grundpreis

Ab 135.433,90 Euro

Fazit: Ist der Mercedes EQS 580 4Matic SUV die eierlegende Wollmilchsau? Nein, nicht wirklich. Aber wer höchsten Komfort und Nutzwert mit Luxus sowie Performance verbinden möchte, ist bei dem SUV an der richtigen Adresse. Und der Hyperscreen flasht einfach. Der Preis ist ambitioniert, aber das Fahrzeug ist es ja auch.