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Doppeltes Klinik-Jubiläum in Bad Kissingen

Vor 30 Jahren, am 2. Februar 1993, nahm die DRV-Klinik Rhön im neuen Gebäude an der Kurhausstraße ihren Dienst auf. Bereits fünf Jahre zuvor hatte die DRV-Klinik Saale an der Pfaffstraße am 3. Februar 1988 ihren Neubau bezogen. Anlässlich beider Jubiläen lud die Klinikleitung zu einer internen Feier, in deren Verlauf Dr. Wolfram Franke, ärztlicher Gründungsdirektor bis 2021, über die Entwicklung beider Kliniken am Standort Bad Kissingen berichtete.

„Fast hätten wir vor lauter Arbeit unsere Jubiläen vergessen“, entschuldigte sich Dr. Klaus Hermann, seit März 2021 Nachfolger Frankes als ärztlicher Direktor beider Kliniken , für die kurzfristige Einladung. Gerade noch rechtzeitig hatte man ihn eher zufällig darauf aufmerksam gemacht. So hatten er und sein neuer kaufmännischer Direktor Mathias Kirchner die Gelegenheit, sich von Wolfram Franke bei einem Glas alkoholfreien Jubiläumscocktails die Geschichte des Hauses erzählen zu lassen, die eigentlich viel früher begann.

Wie alles begann

Schon 1921 hatte die damalige Reichsversicherungsanstalt in Bad Kissingen neben dem Haus Bethania (Menzelstraße) ein neues Sanatorium gebaut. „Dies war die Keimzelle unserer heutigen Kliniken in der Kurstadt“, betonte Franke in seinem Rückblick. Nach dem Krieg baute deren Nachfolgerin, die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA, heute DRV Bund) an der Menzelstraße das erste Hochhaus der Stadt. Franke: „Es war für Kissinger Verhältnisse ein sehr avantgardistisches Bauwerk.“ Dieser Neubau wurde als Rhön-Sanatorium unter Leitung von Dr. Hans-Georg Dehnhardt (1913 – 2001) genutzt, der ab 1954 mit dem Kurländer Haus ein eigenes Sanatorium betrieb.

Annähernd zur selben Zeit kaufte die BfA das Palasthotel Sanner an der Kurhausstraße, baute das 200-Zimmer-Haus für eigene Zwecke um und betrieb darin ab dem Jahr 1958 das Saale-Sanatorium mit Schwerpunkt auf Gastroenterologie (Magen-Darm). Nachdem die Trinkkur aus der Mode gekommen war, berichtete Franke weiter, verlegte das Sanatorium im Jahr 1979 mit seinem neuen Chefarzt Prof. Ekke Haupt (1941 – 2022) den Schwerpunkt auf die Diabetologie.

Sanierung kam zu teuer

Drei Jahrzehnte später ließ die BfA an der Pfaffstraße für ihr Rhön-Sanatorium einen Neubau errichten. Franke: „Alle Rhön-Mitarbeiter hatten sich schon gefreut.“ Doch es kam anders: Da eine Sanierung des ehemaligen Sanner-Gebäudes an der Kurhausstraße zu teuer und unzweckmäßig geworden wäre, entschied sich die BfA für den Abriss und die Verlegung des Saale-Sanatoriums unter neuem Namen als Saale-Klinik in die Pfaffstraße. Der dortige Betrieb begann am 3. Februar 1988.

Das nach dem Umzug frei gewordene Sanatoriumsgebäude in der Kurhausstraße konnte nun abgerissen und am selben Standort ein zweckmäßiger Neubau für die Rhön-Klinik errichtet werden. Als Wolfram Franke im Jahr 1991 als deren neuer Chefarzt nach Bad Kissingen kam, nutzte die Rhön-Klinik bis zur Fertigstellung des Neubaus noch das Hotel Viktoria an der Kurhausstraße. „Das große Jugendstil-Restaurant mit dem Kronleuchter war unsere Kantine“, erinnert er sich an seine Anfänge. „Mein Arbeitszimmer ging zum Kurgarten mit Musik des Kurorchesters.“

Modernes Gebäude

Zwei Jahre später war am 2. Februar 1993 endlich die feierliche Schlüsselübergabe für die neue Rhön-Klinik. „Man war damals sehr stolz auf diese gebrochene, mit dem Eingang von der Straße abgesetzte Gebäudeform“, betonte Franke. Das frühere Hotelgebäude hatte im Gegensatz dazu in langer Front direkt an der Straße gestanden. Vor allem die rosafarbenen Granitplatten vor dem Neubau erregten Aufmerksamkeit, kamen sie doch aus dem damaligen Apartheid-Staat Südafrika. „Das war damals eigentlich ein No-Go.“

Die heutige Klinik Rhön war vor 30 Jahren die erste psychosomatische Klinik der BfA in Deutschland. Franke: „Es herrschte im Haus eine große Aufbruchstimmung. Man schaute auf uns.“ In der Öffentlichkeit konnte man mit dem Begriff Psychosomatik allerdings noch nichts anfangen, musste Franke leidvoll erfahren: „Ich galt damals in der BfA als Irrenarzt.“ Inzwischen sei dies ganz anders: „Eine Rehabilitation ist heute ohne die zentrale Bedeutung der Psychosomatik gar nicht mehr vorstellbar.“

Pionierarbeit geleistet

Viele der heute gültigen Konzepte und Anforderungen an psychosomatische Abteilungen wurden damals unter Wolfram Franke erforscht und entwickelt. „Franke leistete eine wichtige Pionierarbeit für die gesamte Reha-Szene in Deutschland“, ergänzte sein langjähriger Stellvertreter und seit 2021 auch Nachfolger Dr. Klaus Hermann auf Nachfrage dieser Zeitung. „Heute freuen wir uns über die lange Präsenz mit zwei Kliniken der damaligen BfA, die im Jahr 2005 in Deutsche Rentenversicherung Bund umbenannt wurde“, stellt er als ärztlicher Direktor beider Häuser fest und ergänzt mit einem Blick in die Zukunft: „Unser intensives Engagement für die psychische Gesundheit unserer Patienten ist so aktuell wie damals. Immer weiter steigende Krankheitstage wegen psychischer Erkrankungen zeigen, wie wichtig diese Indikation in der Reha-Landschaft ist.“

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