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Drei verschiedene Möglichkeiten: Welcher Frühlingsanfang ist der richtige?

Beginnt der Frühling am 20. März oder schon am 1. März? Klar, es gibt einen meteorologischen und einen astronomischen Frühlingsbeginn - und dazu noch einen phänologischen. Aber wann ist der? Und welcher der drei Frühlingsanfänge ist jetzt der richtige?

Am 1. März ist Frühlingsbeginn. Aber dann irgendwie noch mal am 20. März. Moment, zweimal Frühlingsbeginn? Na, klar: einmal der meteorologische, einmal der astronomische, auch kalendarischer Frühlingsanfang genannt. Aber es gibt auch noch einen dritten, den phänologischen Frühlingsanfang. Welcher von denen ist nun der richtige?

Meteorologischer Frühlingsanfang: Wie der Name schon sagt, haben Meteorologen sich das ausgedacht. Dieser Frühlingsbeginn ist immer am selben Datum, dem 1. März. Warum? "Grundsätzlich braucht die Meteorologie zur Vergleichbarkeit fixe Zeiträume", erklärt ntv-Meteorologe Björn Alexander. Nur so kann verglichen und überprüft werden, ob ein Frühling besonders warm oder besonders nass war. Am 1. März beginnt daher meteorologisch immer der Frühling, am 1. Juni der Sommer, am 1. September der Herbst und am 1. Dezember der Winter.

Astronomischer (oder kalendarischer) Frühlingsanfang: Dieser wird meist als echter Frühlingsanfang wahrgenommen. Doch er ist anders als der meteorologische nicht fix und kann sich zwischen dem 19. und 21. März bewegen. "Dieser Frühlingsanfang ist immer gleichgesetzt mit der Tagundnachtgleiche", sagt Alexander. Zur Tagundnachtgleiche steht die Sonne senkrecht über dem Äquator, überall auf der Erde sind dann Tag und Nacht gleich lang - außer an den beiden Polen.

Das genaue Datum der Tagundnachtgleiche verschiebt sich aber immer wieder, weil die Umlaufzeit der Erde um die Sonne ein paar Stunden länger ist als 365 Tage. Schaltjahre fangen das wieder auf, aber eine gewisse Ungenauigkeit bleibt. Der astronomische Frühlingsanfang schwankt daher: In diesem Jahr ist er am 20. März, zwischen 1916 und 2011 fiel er mehrheitlich auf den 21. März. Im Jahr 1796 war zum letzten Mal am 19. März Frühlingsbeginn, ab 2050 wird das aber wieder häufiger vorkommen.

Phänologischer Frühlingsanfang: "Hierbei geht es darum, dass wir den Stand der Natur abbilden", sagt Meteorologe Alexander. Also um die Frage, wie weit die Vegetation vorangeschritten ist. "Eine der Kenngrößen ist hierbei die sogenannte Grünlandtemperatursumme. Diese bildet ab, wie viel Energie in Form von Wärme das Wetter seit Jahresanfang gebracht hat. Ist ein bestimmter Wert überschritten, dann legt die Natur mit nachhaltigem Wachstum los."

Den Takt geben die unterschiedlichen Pflanzenarten vor: "Schneeglöckchen und Haselnuss läuten den Vorfrühling ein, bevor der Erstfrühling mit der gelb blühenden Forsythie folgt", so Alexander. "Am Ende steht der Vollfrühling, der mit der Blüte der Apfelbäume und weitere Obstarten einhergeht." Es gibt keine fixe Daten dafür, jedoch kann ein Mittelwert berechnet werden: Der Vorfrühling beginnt durchschnittlich am 10. Februar, der Erstfrühling am 25. März und der Vollfrühling am 26. April.

Welcher Frühlingsanfang ist der richtige?

"Jede Form hat ihre Daseinsberechtigung", sagt Alexander. Der fixe meteorologische Frühlingsbeginn zum 1. März sei in der Meteorologie wichtig für die Vergleichbarkeit der Wetter-Parameter. "Sprich: War es zu warm, zu kalt, zu nass, zu trocken?", so der Experte. Zudem habe der Beginn der Jahreszeiten am vorausgehenden Monatsersten im Sommer den Vorteil, dass das Wettergeschehen schon mit Juni-Beginn normalerweise eher in den Sommer als ins Frühjahr passt.

Den Startpunkt wie beim astronomischen Frühlingsbeginn mit der Tagundnachtgleiche gleichzusetzen, sei ebenfalls sinnvoll, so der Meteorologe. "Hierbei halten wir uns mehr an unsere innere Uhr. Die ansteigende Tageslänge bis zum Sommeranfang bringt uns in die entsprechende Grundstimmung für die warme Jahreszeit." Der astronomische oder kalendarische Frühlingsbeginn bestimmt zudem den Ostertermin. Denn Ostersonntag ist immer der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im kalendarischen Frühling.

Phänologischer Frühling im Trend

Und wie ist der phänologische Frühlingsbeginn zu bewerten? "Von den drei Frühlingsanfängen ist es der variabelste", sagt Alexander. Die Phänologie gebe einen guten Blick auf die Gesamtentwicklung und bilde nicht nur ein paar warme Tage ab, sondern vielmehr "die innere Uhr der Natur". Gleichzeitig helfe sie dabei, den Klimawandel direkt sichtbar zu machen. "Hier zeigt sich nämlich über längere Zeiträume betrachtet, dass der phänologische Frühlingsanfang nach vorne wandert."

KlimaJahreszeiten im Wandel

Die obige Grafik macht diese Verschiebung deutlich: Im Jahr 2023 setzte die Haselblüte im deutschlandweiten Schnitt bereits am 16. Januar ein und verkürzte die Winterperiode zum Jahresbeginn von durchschnittlich 40 Tagen auf gerade einmal 16 Tage. Und die nächste Frühlingsphase ist bereits eingeläutet: Seit Mitte März sieht man vielerorts schon die Forsythie blühen.

"In den vergangenen Jahren rückt der phänologische Frühlingsanfang immer prominenter in den Fokus, so Alexander. Denn in Bezug auf den Klimawandel sei er eine wichtige Kenngröße zur Bewertung der Klimakrise und gleichzeitig ein wichtiges Gesprächsthema, das Menschen gerne aufnehmen. "Auch in Bezug auf späte Kaltlufteinbrüche nach einem rasanten Frühlingsbeginn ist die Phänologie natürlich sehr wichtig. Denn wenn die Natur im Vollfrühling ist, dann schmerzt ein Polarluftvorstoß mit Nachtfrost richtig."

Übrigens: In anderen Kulturen wird der Frühling mit eigenen Festen eingeläutet. Zum Beispiel gibt es das iranische Nouruz-Fest am Tag der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, das auch in vielen weiteren Ländern der Region gefeiert wird. In Japan feiert man das Kirschblütenfest Hanami, mit dem der Beginn des Frühlings und die Schönheit der Kirschblüten zelebriert wird. In China und anderen asiatischen Ländern fällt das Frühlingsfest auf den ersten Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar.