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Dürre in Ostafrika: Die nächste Katastrophe ist da

Guten Morgen aus Nairobi, liebe Leserin, lieber Leser,

6.500 Kilometer liegen zwischen Berlin und der kenianischen Hauptstadt. Ein langer Weg, den man nicht leichtfertig antreten sollte. Langstreckenflüge sind eine Geißel für das Weltklima, aber es gibt Gründe, die auch eine so lange Reise rechtfertigen. Der Grund, der mich hierhergeführt hat, steht diese Woche im Zentrum des Tagesanbruchs: Zwischen all den Schlagzeilen, die seit Monaten die deutschen Medien bestimmen – dem Krieg in der Ukraine, den Energiepreisen und der Inflation – ist eine viel größere Misere in den Hintergrund geraten. Dabei reißt diese Krise eine ganze Weltregion ins Verderben, stürzt Millionen Frauen, Männer und vor allem Kinder ins Elend. In diesem Moment, in dem Sie diese Zeilen lesen, vielleicht bei ihrem Morgenkaffee, vielleicht in der Bahn zur Arbeit, leiden in Ostafrika mehr als 20 Millionen Menschen an Hunger – und täglich werden es mehr. Die Lage dramatisch zu nennen, wäre eine Untertreibung. Sie ist brutal. In Somalia, in Äthiopien, aber auch hier in Kenia. Dabei gilt Kenia eigentlich als Stabilitätsanker:

Zugleich werden die Menschen hier jedoch zu Opfern der Klimasünden anderer Staaten: Die letzten fünf Regenzeiten sind ausgefallen, die Dürre verbrennt den Osten des Landes, rafft Rinder, Ziegen und Kamele dahin, auch geschützte Elefanten und Zebras sterben massenhaft. 4,4 Millionen Menschen haben zu wenig zu Essen, fast 900.000 Kinder sind akut mangelernährt, 230.000 sind dem Tod näher als dem Leben. Hatte ein durchschnittlicher Kenianer vor einigen Monaten noch 15 Liter Wasser pro Tag zur Verfügung, sind es jetzt gerade mal noch 4 Liter. Die Brunnen sind versiegt, die Flüsse vertrocknet. In ihrer Verzweiflung graben die Menschen tiefe Löcher in die knochentrockene Erde, um wenigstens eine Handvoll Brackwasser zu ergattern. Die Lage ist schlimm, und sie verschlimmert sich von Tag zu Tag – während man in Deutschland Fußball guckt und sich darüber streitet, ob das 49-Euro-Ticket ab März oder April gelten soll.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Selbstverständlich sind auch viele Deutsche hart von den gegenwärtigen Krisen getroffen, auch sie brauchen Mitgefühl und Unterstützung. Aber der Blick auf die eigene Bredouille relativiert sich dann doch, wenn man sieht, was hier im Osten Afrikas vor sich geht. Hier ist die Krise nicht einfach eine Krise. Sie ist ein Abgrund:

  • Die Erderhitzung trocknet das Land aus, raubt Menschen und Tieren ihren Lebensraum, begünstigt lebensbedrohliche Schädlinge und Krankheiten. Experten zufolge dürften weite Teile der Region in absehbarer Zeit zu unbewohnbarem Ödland verdorren; die Bewohner werden nach Westen und Norden fliehen.
  • Der Corona-Stillstand hat die Wirtschaft schwer getroffen, die Staatsverschuldung verschlimmert und Unruhe zwischen rivalisierenden Volksgruppen geschürt.
  • Im Bürgerkriegsland Somalia erstarkt die Terrormiliz Abu Schabab. Zehntausende Menschen sind vor Angriffen und Anschlägen, vor Zwangsrekrutierung und Genitalverstümmelung ins Nachbarland Kenia geflohen, wo sie in den Flüchtlingslagern Dadaab, Kakuma und Garissa ihr Dasein fristen.
  • Das rapide Bevölkerungswachstum verschärft den Kampf um Wasser, Getreide und Jobs. Viele Eltern sehen in Kindern ihre einzige Lebensversicherung im Alter, weil ihnen sonst niemand hilft. Zahlreiche Studien belegen: Erhalten afrikanische Frauen mehr Bildung und mehr Geld, bekommen sie weniger Kinder. Doch viele Staaten haben ihre Spenden reduziert, und die Inflation macht alles nur noch schlimmer. Die Vereinten Nationen räumen ein, dass der Kampf gegen den Hunger "stagniere", und sprechen von einer "Katastrophe".
  • Aufgrund von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine gelangen viel weniger Getreidelieferungen nach Ostafrika. Um den verbleibenden Rest ist ein zynischer Verteilungskampf entbrannt. An den Rohstoffbörsen in Chicago und Frankfurt treiben Zocker die Preise in die Höhe – gleichzeitig landet ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel im Abfall.

Was den Deutschen wichtig ist

Nicht nur Ostafrika leidet unter den Folgen der Erderhitzung, auch in Deutschland macht sich die Klimakrise bemerkbar. Extremwetter und Überschwemmungen wie im Ahrtal, Dürren und Waldbrände im Sommer, schmelzender Alpenschnee und der Anstieg des Meeresspiegels verändern unser schönes Land. Das beeinträchtigt die Stimmungslage in der Bevölkerung, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Think Tanks Das Progressive Zentrum belegt. Sie liegt unserer Redaktion exklusiv vor. Demnach wünschen sich die Bürger vor allem, dass die Bundesregierung sowohl die Inflation bekämpft als auch den Klimaschutz und die Energiewende vorantreibt.

Pikant ist allerdings: Nur rund ein Viertel der Befragten traut der Ampelkoalition zu, langfristig politische Ziele zu verfolgen, das Land zu erneuern und dieses in der Welt gut zu vertreten. Nur knapp 17 Prozent attestieren der Regierung ein gutes Krisenmanagement – und weniger als 7 Prozent finden, dass sie gut mit der Bevölkerung kommuniziere. Dominic Schwickert vom Progressiven Zentrum sieht darin einen "dringenden Arbeitsauftrag an die Regierung".

Mission Grüner Wasserstoff

Mit einem gewaltigen Kraftakt verringern die EU-Staaten ihre Abhängigkeit von Putins Regime. Ab heute darf russisches Rohöl nur noch in Ausnahmefällen in die Europäische Union importiert werden. Zeitgleich schippert der erste LNG-Tanker flüssiges Erdgas nach Wilhelmshaven – und Robert Habeck sucht in Namibia nach klimafreundlichen Alternativen: Auf einer mehrtägigen Afrika-Reise will der Wirtschaftsminister Energiekooperationen einfädeln.

Der 22. März 2016 erschütterte Europa: Drei Selbstmordattentäter des "Islamischen Staats" ermordeten am Brüsseler Flughafen und in einer Metrostation im EU-Viertel 32 Menschen, Hunderte wurden verletzt. Heute beginnt in der belgischen Hauptstadt endlich der Prozess gegen zehn Männer, die an der Organisation der Anschläge beteiligt gewesen sein sollen. Eigentlich war der Verhandlungsauftakt früher geplant, wurde jedoch wegen eines Streits über die Unterbringung der Angeklagten verschoben. Unter den Angeklagten ist auch Salah Abdeslam, der einzige Überlebende des Terrorkommandos vom 13. November 2015 in Paris. Er wurde schon in Frankreich zu lebenslanger Haft verurteilt, soll aber auch an den Brüsseler Terrortaten beteiligt gewesen sein. Für das Verfahren sind mindestens sechs Monate angesetzt.

Aufruhr im Iran