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Ein Gaurettersheimer geht auf die Walz: Mit mit Handwerkswappen und der Kluft in die Fremde ziehen

Abschied nehmen von Familie, Freunden, Bekannten und allem, was ihm lieb ist, hieß es jüngst für  Jakob Fach aus Gaurettersheim bei einer eigens für ihn organisierten Party mitten im Dorf. Der Grund: Der Schreiner-Geselle begibt sich auf die Walz. Und so war es ein Aufbruch ins Unbekannte.

Versammelt hatten sich zum Lebewohl sagen viele Menschen – Familie, Freunde, Bekannte, Kollegen, ja sogar die Feuerwehren aus Gaurettersheim und Tiefenthal. Einen besonderen Charakter bekam das Prozedere durch die feierlichen Klänge der Musikkapelle Gaurettersheim, die den Gesellen mit „Muss i denn zum Städele hinaus“ und dem „Frankenliedmarsch“ über die Schwelle des Ortsschildes hinausbegleiteten, bis er schließlich allein weitermarschierte, während die Zurückbleibenden ihm die „Irischen Segenswünsche“ mit auf den Weg sangen. 

Vorfreude und eine Prise Ungewissheit

Für den 19-Jährigen war das Losgehen mit einer Prise Ungewissheit verbunden, aber auch mit der Freude, Neues zu entdecken, berichtet Heike Kreußer im Namen der Familie. Und so spiegelte auch das Wetter beim Abschied  die Stimmungslage wider. Es gab dunkle Wolken, aber auch den ein oder anderen kleinen Sonnenstrahl.

Verzicht auf Handy, Laptop und Auto

Das Abenteuer jedenfalls hat für Jakob Fach begonnen. Denn auf der walz zu sein, heißt nicht nur Familie, Freunde und Bekannte zurückzulassen, sondern für die Zeit der Wanderschaft auch auf Handy, Laptop und Auto zu verzichten und möglichst auch öffentliche Verkehrsmittel zu meiden. Außerdem ist das Gepäck auf ein Bündel eingeschränkt, welches auf der Schulter getragen wird.

Um sich in dieses „neue und andere“ Leben besser einzufinden wird Jakob die erste Zeit von einem sogenannten Exportgesellen begleitet. Dieser wird ihm lernen, wie man bei einer Arbeitsstelle vorspricht, wie man sich ehrbar und rechtschaffen verhält, wo und wie man am besten eine Übernachtungsmöglichkeit finden kann und was eben sonst noch wichtig ist während der Walz.

Drei Jahre und einen Tag unterwegs

Jakob reist als Angehöriger der Gesellschaft der Rechtschaffenen Fremden, dies ist an der schwarzen Ehrbarkeit mit Handwerkswappen und der Kluft zu erkennen. Den typischen Wanderstab (Stenz) wird er auf seiner Wanderung noch finden, denn dabei handelt es sich um einen in der Natur gewachsenen Stock. Alle sind gespannt wann und mit welchen Erfahrungen bzw. Erlebnissen im Gepäck der Gaurettersheimer zurückkommen wird. Pflicht ist es für drei Jahre und einen Tag unterwegs zu sein und an seinen Heimatort nicht näher als 50 Kilometer Luftlinie heranzukommen.

Vermutlich wird dieses Zeitfenster für die Umsetzung seiner Pläne etwas eng werden. Denn er möchte auf alle Fälle in die USA, nach Kanada, Australien, Neuseeland, Japan und nach Skandinavien, diese Länder darf er aber erst nach dem ersten Jahr auf der Walz bereisen. Auch muss man wissen, dass nur  auf die Walz gehen kann, wer nicht vorbestraft, schuldenfrei, kinderlos und jünger als 30 Jahre ist und natürlich einen Gesellenbrief vorweisen kann. All das kann Jakob Fach und so hat er sich auf den Weg gemacht. Am Anfang stand der Abschied vom Vertrauten. Jetzt erwartet ihn vor allem eines – Neues.