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Einfluss auf Kriegsstrategie: Putin verbietet Truppen in Cherson Rückzug

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Will unter allen Umständen weitere Niederlagen vermeiden: Kreml-Chef Putin.

(Foto: IMAGO/SNA)

Angesichts zunehmender Niederlagen im Ukraine-Krieg übernimmt Russlands Präsident Putin US-Berichten zufolge wichtige Entscheidungen in der Kriegsführung selbst. In Cherson untersagt er seinen Truppen den Rückzug. Unter den Soldaten macht sich Demoralisierung breit.

Seitdem sich die Berichte über Niederlagen russischer Truppen im Ukraine-Krieg häufen, mischt sich Russlands Präsident Wladimir Putin offenbar direkt in die Planung der Kriegsführung ein. Er teilte Kommandeuren mit, dass strategische Entscheidungen vor Ort von ihm zu treffen sind, wie die "New York Times" mit Verweis auf US-Beamte berichtet.

Der Kreml-Chef lehnte laut dem Bericht unter anderem eine Forderung seiner Kommandeure in Cherson im Süden des Landes ab, sich aus dem Gebiet zurückzuziehen. Ein geordneter Rückzug der russischen Truppen über den Fluss Dnipro könnte Militärausrüstung schonen und Leben von Soldaten retten. Jedoch würde der Schritt eine weitere Niederlage für Russland bedeuten. Gerade der Kampf um Cherson spielt eine zentrale Rolle im Krieg gegen die Ukraine. Es war die erste große Stadt, die die Russen nach ihrer Invasion besetzten, und ist die einzige regionale Hauptstadt unter Moskaus Kontrolle.

Putins zunehmender Einfluss auf die strategische Kriegsführung hat nach Angaben der US-Offiziellen, die mit sensiblen Geheimdienstinformationen vertraut sind, zu Spannungen geführt. Seine Ablehnung des Rückzugs aus Cherson habe die Soldaten zunehmend demoralisiert. Die Truppen seien durch ukrainische Angriffe ohnehin größtenteils von Versorgungsrouten abgeschnitten und glaubten sich gegenüber den Ukrainern auf verlorenem Posten.

"Kann nicht genug betonen, wie brenzlig Situation ist"

"Sie haben dort Einheiten, die, wenn die Ukrainer die Linien durchbrechen, abgeschnitten und umzingelt werden", sagte der Militärexperte Seth G. Jones der "New York Times". "Ich kann gar nicht genug betonen, wie brenzlig die Situation für sie ist". Ein Rückzug über den Fluss Dnipro würde es den russischen Kommandeuren wahrscheinlich ermöglichen, die Linie im Süden mit weniger Truppen zu halten. Dies würde ihnen mehr Spielraum geben, um Kräfte aus Cherson in andere Gebiete zu verlegen. Durch Putins Durchhalte-Forderung ist ihnen dies jedoch nicht möglich.

Sollte die Ukraine die russischen Streitkräfte weiter zurückdrängen, könnte Putin nach Angaben der US-Offiziellen auch die hart erkämpfte Landbrücke zur Krim, die 2014 von Russland annektiert wurde, verlieren. "In diesem Krieg gab es ein ständiges Missverhältnis zwischen Putins politischen Zielen und den militärischen Mitteln, sie zu verwirklichen", erklärte der US-Militärexperte Michael Kofman der "New York Times" gegenüber. "An wichtigen Entscheidungspunkten hat Putin gezögert und sich geweigert, die Realität anzuerkennen, bis sich die Möglichkeiten verschlechtert haben."