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Energiekrise: Wie man einen guten Energieberater findet

Gute Energieberater sind gefragt – und schwer zu finden. Denn eine vorgeschriebene Qualifikation gibt es nicht. Wer danach sucht, muss sich also auf andere Indikatoren verlassen

Energieberater haben es dieser Tage leicht. Die Nachfrage nach den Experten für Dämmung, energetische Sanierungen und Solaranlagen fürs Dach erleben durch die Energiewende und die hohen Energiepreise einen Boom. Und weil manche Fördermittel das Hinzuziehen eines Energieberaters bereits länger vorschreiben, waren die Auftragsbücher vorher schon gut gefüllt. Die Konsequenz: Wer Hilfe sucht, muss teils lange auf einen Termin warten. Das gilt auch für die Beratung bei Vereinen: „Die Energieberatungen der Verbraucherzentralen vor Ort haben unter Umständen eine Wartezeit von mehreren Monaten“, berichtet Florian Bublies, Diplom-Ingenieur und selbst Energieberater bei der Verbraucherzentrale NRW in Solingen.

Wer dieser Tage einen Profi sucht, um den Strom- und Wärmeverbrauch im Haus zu senken hat damit gleich zwei Probleme auf einmal. Fachliche Expertise und Qualität ist knapp – und zudem sowieso schon schwer zu finden. Denn die Unterschiede zwischen den Anbietern sind groß, und für Laien ist es schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Hauptgrund dafür: die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. „Jeder kann sich in Deutschland Energieberater nennen“, sagt Bublies, besondere Vorschriften oder Kontrollen von staatlicher Seite gibt es mit Blick auf die reine Berufsbezeichnung nicht. Und im Boom kommen viele neue Anbieter auf den Geschmack.

Berufserfahrung und Weiterbildung

Wer sich orientieren will, sollte zunächst auf eine fundierte Ausbildung, berufliche Vorkenntnisse und Weiterbildungen achten. Den besten Indikator für fachliche Qualität bietet dabei wenig überraschend die praktische Berufserfahrung. Wer schon lange im Geschäft ist, dürfte im Lauf der Zeit Expertise aufgebaut haben. Eine Meisterprüfung in einem einschlägigen Handwerk oder ein technisches Studium sprechen ebenfalls für fachliches Wissen, zumindest in der Theorie.

Stiebel-Eltron-Chef Kai Schiefelbein

Die Nachfrage nach Wärmepumpen geht durch die Decke. Stiebel Eltron profitiert davon – und will die Produktion verdreifachen. Firmenchef Kai Schiefelbein spricht im Podcast über den Mangel an Installateuren und die Frage, ab wann sich eine Wärmepumpe lohnt

Bei den Weiterbildungen ist das Angebot inzwischen groß, allerdings schwanken die Schulungen mit Blick auf Teilnahmevoraussetzungen, Dauer und abzulegenden Prüfungen enorm. Während bei manchen Anbietern bereits technische Basiskenntnisse für ein Zertifikat reichen, liegt bei Energieberatern, die ihr Wissen vor einer Handwerkskammer bewiesen haben, die Qualitäts-Messlatte deutlich höher. Ein Signal dafür ist auch der Titel „Energie-Effizienz-Experte“, sagt Energieberater Bublies. Denn um ihn tragen zu dürften, müssen die Interessenten bei den Fördermittelgebern BAFA und KfW hohe fachliche Nachweise erbringen, die zudem von der Deutschen Energie Agentur Dena kontrolliert werden. Auf der Webseite energie-effizienz-experten.de können Verbraucher über eine Postleitzahlensuche Experten vor Ort finden.

Wichtig zu wissen: Energie-Effizienz-Experten können aus der Architektur, dem Ingenieurwesen oder aus dem Handwerk kommen. „Hier sollte nach der Art der Maßnahme ausgewählt werden“, rät Bublies. Die Angebotspalette von Energieberatern ist breit und reicht von einem reinen Energie-Check und Einschätzungen zu Sparpotenzial, über das Ausstellen von Energieausweisen, bis zur Beratung bei Einzelmaßnahmen, Fördermitteln, dem individuellen, ganzheitlichen Energiekonzept oder gar der Baubegleitung.

Ganzheitliche Betrachtung und Feingefühl

Ein weiterer Indikator, der für einen fachlich versierten Energieberater spricht, ist, dass er neutral und unabhängig zu unterschiedlichen Maßnahmen berät und eine Immobilie als Ganzes betrachtet. In diesem Zusammenhang sollten auch Baumängel angesprochen werden. Im Optimalfall folgt ein branchenübergreifender Blick. „Eine gute Energieberatung sollte immer den Ist-Zustand abbilden und dann energetisch sinnvolle Maßnahmen aufführen. Zielführend ist eine Bewertung des Gebäudes über alle Bauteile und Heizkomponenten hinweg“, sagt Verbraucherzentralen-Experte Bublies.

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Neben der Produktkenntnis helfen schließlich auch Weiterempfehlungen, Bewertungen und Referenzen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis bei der Expertensuche. Deren Favorit als Energieberater muss dann nur noch Zeit haben – denn die Besten ihres Fachs sind derzeit häufig ausgebucht.

Wer diese Punkte berücksichtigt, hat gleichwohl gute Karten, einen versierten Fachmann zu finden. Und falls es bis zum ersten Gespräch ein bisschen dauert, können sich Hausherren ja schon mal in Eigenregie auf die Suche nach unnötigen Stromfressern und versteckten Kostenfallen machen. So spart der Wechsel von Stand-by in den Aus-Modus bereits Energie und damit Kosten. Hoch im Kurs steht zudem das Thema richtige Dämmung, bei dem auch viele Energieberater gezielt ansetzen. Damit kann man in der Regel schon viel sparen.

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