Germany
This article was added by the user . TheWorldNews is not responsible for the content of the platform.

Er gibt den Gefallenen ein Gesicht

Themen & Autoren / Autorinnen

Münnerstadt

DJK Kleineibstadt

Erster Weltkrieg (1914-1918)

Kirchengeschichte

Kriegsdenkmale

Söhne

Vermisste

Zweiter Weltkrieg (1939-1945)

Horst Zakravsky ist viel unterwegs. Über mangelnde Bewegung kann er sich als Postbote im Raum Maßbach wirklich nicht beklagen. Deshalb hat er sich als Hobby in der wenigen Freizeit etwas ganz anderes gesucht: die Heimatforschung. "Ich brauche das als Ausgleich. Ich setze mich hin und fahre mal runter", sagt er. Und seit Horst Zakravsky im Jahr 2010 mit dem Fußball aufgehört hat, ist er immer tiefer in die Geschichte seines Heimatortes eingetaucht. Unerschöpfliche Quellen sind für ihn das Stadtarchiv Münnerstadt und viele Burghäuser, die ihn mit Informationen und alten Bildern versorgen. Daraus hat er jetzt eine erstmals vollständige und teilweise korrigierte Mappe mit den Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege erstellt.

Horst Zakravsky zeigt ein Foto aus dem Jahr 1955, das in der Burghäuser Kirche entstanden ist. Damals war sein Vater nach zehnjähriger Kriegsgefangenenschaft aus Tschechoslowakai zurückgekommen, was mit einem Gottesdienst gefeiert wurde. Das Foto hat ihm, der 1970 geboren wurde, seine Mutter, Rita Zakravsky, gegeben, die noch heute in Burghausen lebt und eine unerschöpfliche Quelle für den Hobby-Heimatforscher ist. Gut zu erkennen ist auf dem Foto eine Tafel im Eingangsbereich, auf der die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges verzeichnet waren. An der Seite der Kirche hingen zwei Bilderrahmen mit den Namen und meist auch Bildern der Gefallenen und Vermissten aus dem Zweiten Weltkrieg .

Zwei Fotos fehlten

Alle drei Tafeln wurden bereits vor Jahrzehnten abgenommen. Die beiden Tafeln mit den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges wurden in der Kirche gelagert. Auf ihnen fehlten zwei Fotos, und sie waren auch nicht ganz vollständig. Also hat Horst Zakravsky mit der Recherche begonnen. "Anhand des Sterbebuches aus dem Stadtarchiv und persönlichen Gesprächen mit den Nachkommen konnte ich die Liste vervollständigen und korrigieren", sagt er. Auf dem Kriegerdenkmal im Ort beispielsweise fehlt der Lehrer Markus Väth. Er hatte nach dem Ersten Weltkrieg eine Liste mit den Gefallenen und Vermissten in den Jahren 1914 bis 1918 zusammengestellt und war dann selbst im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen. Auch sind auf dem Stein die Sterbedaten von zwei Brüdern vertauscht worden. Einer starb am 1. Januar 1945, der andere am 6. Januar 1945.

Mappe geht an die Kirchengemeinde

"Wichtig waren mir die Fotos, damit man auch mal ein Bild von den Leuten hat", sagt der Hobby-Heimatforscher. Ihm ist es gelungen, die beiden Fotos, die auf den Tafeln gefehlt haben, aufzutreiben. Der Münnerstädter Teddy Katzenberger hat die Tafeln mit 14 gefallenen Burghäusern neu gestaltet, inzwischen sind wie wieder am alten Platz in der Kirche aufgehängt worden. Der Lehrer Markus Väth fehlt. Im Ersten Weltkrieg waren es fünf Söhne des Dorfes, die ihre Heimat nie wiedersahen. Über ein Jahrhundert ist seither vergangen. Trotzdem ist es Horst Zakravsky gelungen, von zwei der Gefallenen ein Sterbebildchen zu organisieren. Bei einem hat er die Todesanzeige gefunden. Von den beiden anderen kann man sich leider kein Bild mehr machen.

Nun ist die Mappe fertig und soll zum Volkstrauertag im November an die Kirchengemeinde übergeben werden. Ohne das Münnerstädter Stadtarchiv mit Klaus Dieter Guhling und seiner Mitarbeiterin Dorothea Hanshans wäre es ihm niemals möglich gewesen, das Werk zu vollenden, sagt Horst Zakravsky. Viel Unterstützung kam auch aus Burghausen. Der frühere Kreisheimatpfleger Bertram Becker beispielsweise und Hildegard sowie Sieglinde Schmitt haben ihm ebenfalls Material zur Verfügung gestellt. "Ich freue mich immer, wenn ich Bilder und Unterlagen von den Burghäusern über die Ortsgeschichte bekomme", betont er.

Und das wird er auch weiter brauchen. Denn jetzt beschäftigt er sich mit der Kirchengeschichte von Burghausen. Die Historie der DJK Burghausen und die Ortsgeschichte hat er schon aufgearbeitet. Er wohnt in Stadtlauringen. So hat er sich auch mit der Postgeschichte des Marktes und der von Maßbach und Münnerstadt auseinandergesetzt und mit der Lauertalbahn, dem "Bockele", die 1960 ihren Verkehr eingestellt hat.