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Erdbeben in der Türkei: Es zählt nur schnelle Hilfe

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

es gibt diese Tage, an denen ringt man mehr um Worte als sonst. Die Welt ist eine andere als noch Stunden zuvor.

Alles änderte sich Montagnacht, um 1.17 Uhr. Als das deutsche Geoforschungszentrum in Potsdam ein Erdbeben im Südosten der Türkei registrierte (Link: http://geofon.gfz-potsdam.de/eqinfo/list.php?page=2&lang=en). Es erreichte einen Wert von 7,7 auf der Richterskala, nordwestlich der Stadt Gaziantep und unweit der Grenze zu Syrien. Das Epizentrum lag in rund 10 Kilometern Tiefe. Das ist für ein Erdbeben niedrig – und sorgte dafür, dass die Schäden umso heftiger waren. Spürbar wurden die Erschütterungen auch im Nordwesten von Syrien, im Libanon, auf Zypern, in Israel und im Irak.

Als ich das hörte, fiel mir erst mal das Schreiben schwer. Was gibt es zu einer solchen Katastrophe zu sagen? Die Bilder des Leids der vielen Opfer haben wir alle schon gesehen: Häuser, die in sich zusammenfallen, oder Rettungskräfte, die bei Wintertemperaturen in den Trümmern nach Überlebenden graben.

"Mein Cousin musste überlegen, welches Kind er zuerst rettet", sagte die Grünen-Politikerin Lamya Kaddor meinem Kollegen Tobias Eßer. Sie hat Angehörige in den Erdbebengebieten. Ein anderer Cousin arbeite dort in einem Krankenhaus. Es fehle an Ausrüstung, um alle Verletzten zu versorgen.

Hat diese Region nicht schon genug gelitten? In Syrien tobt seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg. Das Erdbeben erreichte unter anderem die Stadt Aleppo, die einst vom syrischen Machthaber Baschar al-Assad nahezu vollständig zerstört wurde. Schon ganz ohne das Beben mangelt es dort an Betten, Medikamenten oder medizinischem Personal.

Die Türkei hat so viele syrische Kriegsflüchtlinge aufgenommen wie kein anderes Land auf der Welt. 3,6 Millionen syrische Menschen haben dort Schutz vor ihrer eigenen Regierung gefunden. Viele Lager wurden in der Grenzregion gebaut, die jetzt von den Erdbeben erfasst wurden.

Doch solange noch zahllose Menschen vermisst werden oder auf einen Arzt warten, stellt sich eigentlich nur eine Frage: Wie können wir ihnen in dieser schweren Zeit helfen?

In einer ersten Reaktion haben zahlreiche Staaten ihre Hilfsbereitschaft erklärt. 45 Länder hätten bis zum Nachmittag schon ihre Hilfe angeboten, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. "Wir werden alle Hilfen in Bewegung setzen, die wir aktivieren können", sagte etwa die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Das Technische Hilfswerk (THW) bereite schon Hilfslieferungen vor. Auch aus den USA soll erste Unterstützung auf dem Weg sein. Am Mittag waren bereits mehr als zehn Rettungsteams unterwegs, die vom Zentrum für Katastrophenhilfe der EU geschickt wurden.

Es lohnt sich allerdings genauer hinzusehen, wer noch alles seine Hilfe angeboten hat. Als eines der ersten Länder sagte Griechenland Hilfe zu, obwohl zwischen dem Land und der Türkei große Spannungen herrschen. Helfen wollen auch Schweden und Finnland, deren Nato-Beitritt die türkische Regierung seit Monaten blockiert. Israel möchte sowohl die Türkei als auch Syrien unterstützen, obwohl das Assad-Regime Israel als Staat nicht anerkennt. Im Krieg befinden sich auch Russland und die Ukraine: Trotzdem haben beide Länder ebenfalls ihre Hilfe angeboten.

Ein Land braucht Hilfe – und fast alle machen mit. Das ist schon in vermeintlichen Friedenszeiten bemerkenswert, aktuell ist es noch außergewöhnlicher. In dieser extremen Notsituation ist es plötzlich möglich, dass selbst bitter verfeindete Länder ihre Differenzen für eine Sekunde vergessen und für ein höheres Ziel zusammenarbeiten. Bleibt nur noch die Frage: Warum braucht es erst eine solche Katastrophe, damit so etwas geschehen kann?

Ein Minister auf Abruf?

Das Ende von Olexij Resnikow als Verteidigungsminister der Ukraine schien bereits beschlossene Sache zu sein. Doch nun folgte die Rolle rückwärts. In dieser Woche sei keine Umbildung des Kabinetts vorgesehen, hieß es am Montag von der Selenskyj-Partei "Diener des Volkes".

Nach einer besonders sicheren Position klingt das allerdings auch nicht. In der Amtszeit von Resnikow soll das Ministerium Lebensmittel für Soldaten zu überhöhten Preisen eingekauft haben. Zahlreiche Beamte wurden bereits wegen Korruptionsverdachts entlassen.

Am Sonntag hieß es noch, Resnikow solle vom Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, als Chef des Verteidigungsministeriums abgelöst und Minister für strategische Industrien werden. Doch offenbar gibt es noch ein Problem: Da das Verteidigungsministerium von einem Zivilisten geführt werden muss, muss der Militäroffizier Budanow erst den Dienst quittieren. Das Amt des Verteidigungsministers ist also nicht nur in Deutschland gar nicht so einfach zu besetzen.

Was steht an?

Habeck in den USA: Gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire setzt der Wirtschaftsminister seine Gespräche in Washington fort. Konkret geht es vor allem darum, die europäischen Einwände gegen das amerikanische Inflationsbekämpfungsgesetz vorzutragen. Habeck und Le Maire befürchten, dass durch das Gesetz europäische Unternehmen gegenüber US-Konkurrenten benachteiligt werden könnten.