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Exklusive Einblicke hinter die Kulissen: Tag der offenen Tür im Theater Pforzheim

Pforzheim. Bis unter die Decke stapeln sich in dem viereckigen Raum in den Regalen die Modellköpfe. Manche tragen schwarze, andere rote Perücken, viele auch gar nichts. Es handelt sich um das Reich von Andrea Dengler-Heiermann. Sie ist die Chef-Maskenbildnerin des Pforzheimer Stadttheaters und am Samstag nicht die einzige gewesen, die einen Einblick in ihre Arbeit gegeben hat.

Beim Tag der offenen Tür ist fast alles zu sehen gewesen: die Probebühne, die Kostümwerkstätten, der Chorsaal, der Malersaal, die Schlosserei, die Schreinerei, die Beleuchtung, der Proberaum für das Orchester, der Ballettsaal, die Kantine – und eben auch die Maske. Dort hat Dengler-Heiermann drei Perücken ausgestellt: die des Traummännchens, des Sandmanns und der Mutter, die alle in der Inszenierung von „Hänsel und Gretel“ eingesetzt werden. Wenn ein neues Stück auf die Bühne gebracht wird, kommen Regisseur und Ausstatter zu Dengler-Heiermann und ihren Kollegen, um ihre Wünsche zu äußern. Aus ihnen fertigt Dengler-Heiermann dann eine Perücke, immer „ganz individuell“ und angepasst auf den Darsteller der jeweiligen Rolle. Für eine Damenperücke braucht sie rund 40 Stunden, für eine Herrenperücke nur rund 30. Wobei aus der Maske nicht nur Perücken kommen: Die Mitarbeiter sind auch im Formenbau tätig – und stellen unter anderem aus Silikon auch schon mal abgehackte Gliedmaßen und herausquellendes Gedärm her. Ein Anblick, der so manchem Besucher des Tags der offenen Tür einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lässt.

Doch den hat man schnell vergessen, wenn man ein Stockwerk höher geht. Denn dort ist Mitmachen angesagt. Bei Schauspielerin Michaela Fent lernen die Besucher das Sprechen im Chor. Das hört sich zwar einfach an, ist es aber nicht – zumindest nicht, wenn die Gruppe deutlich und wie aus einem Mund reden soll. „Das braucht viel Übung und ist sehr komplex, auch für Profis“, sagt Fent, die mehrere Übungen zeigt, um Stimme, Atem und Körper in Einklang zu bringen. „Jede einzelne Person muss eine große Sensibilität an den Tag legen“, sagt Fent und erklärt, im Chor zu singen sei leichter, weil da die Musik den Rhythmus vorgebe. Das haben viele Besucher nicht gewusst. Es gehe darum, zu zeigen, wie Theater entsteht, sagt Intendant Markus Hertel, der sich über das große Interesse und über den „stetigen Besucherstrom“ am Tag der offenen Tür freut. Nicht weit von der Abendkasse entfernt hat auch der Verein „Kulturschaffer“ seinen Stand aufgebaut, an dem er über seine Arbeit informiert. An die Wand wird der Film projiziert, den er auf Grundlage von Faust II zusammen mit Sebastian Seibel produziert hat.