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Fabriken dicht, U-Bahnen leer: China leidet unter Null-Covid-Keule

Die Staatspropaganda feiert die von Präsident Xi verordnete Null-Covid-Strategie. Doch die harten Lockdowns gehen nicht nur immer mehr Chinesen auf die Nerven, auch für die Wirtschaft sind die Auswirkungen heftig.

Chinas strikte Null-Covid-Politik stößt an ihre Grenzen. Selbst bei wenigen Corona-Fällen werden Wohnblöcke oder sogar ganze Stadtteile abgeriegelt und Fabriken geschlossen. Während bei Chinesen der Frust zunimmt und es zu Protesten kommt, leidet die Wirtschaft enorm.

Die Bewegungsfreiheit von Millionen Chinesen ist derzeit eingeschränkt - und im ganzen Land ist es jederzeit möglich, dass ohne Vorwarnung plötzlich ein harter Lockdown verhängt wird. Viele können nicht zur Arbeit. Sie gehen nicht in Restaurants, zum Bäcker oder zum Friseur. Fabriken schränken die Produktion ein oder machen ganz dicht.

Das bremst das Wirtschaftswachstum enorm. Zur Einordnung: Im Januar ging der Internationale Währungsfonds noch davon aus, dass die chinesische Volkswirtschaft in diesem Jahr um 4,8 Prozent wachsen wird. Mittlerweile liegt die Prognose weit darunter bei 3,2 Prozent. Dieses geringere Wachstum von 1,6 Prozent heißt, dass das Bruttoinlandsprodukt satte 284 Milliarden Dollar kleiner sein wird als Anfang des Jahres erwartet. Offiziellen Angaben zufolge hat fast ein Fünftel der jungen Chinesen keinen Job.

Das schwächere Wachstum liegt nicht nur an der strikten Null-Covid-Politik. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die globale Wirtschaftsschwäche wegen steigender Zinsen tragen wesentlich dazu bei. Aber Null-Covid hat einen beträchtlichen Einfluss.

In Zahlen ausgedrückt: In der vergangenen Woche gab es dem "Economist" zufolge in China fast die Hälfte weniger Inlandsflüge als ein Jahr zuvor. In den ersten neun Monaten des Jahres haben die drei größten Fluggesellschaften Chinas zusammengenommen umgerechnet rund zehn Milliarden Dollar Verlust eingeflogen. In den zehn größten Städten Chinas haben die U-Bahnen bisher etwa ein Drittel weniger Menschen befördert als im vergangenen Jahr. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Kinokarten, ein aussagekräftiger Indikator des Ausgehens, gingen um 64 Prozent zurück. Derzeit sind mehr als die Hälfte der Kinos in China geschlossen.

Apple bekommt weniger iPhones

Das zeigt die Kehrseite der Null-Covid-Politik. Sie hat in China hohe Todeszahlen wie in den USA und Europa verhindert. Während 2021 weite Teile der Welt mit der Verbreitung immer neuer Covid-Varianten kämpften und etwa in Deutschland Einschränkungen verhängt wurden, war in China wegen Massentests und harter, lokaler Einschränkungen weitgehend ein normaler Alltag möglich. Doch mit den mittlerweile hochansteckenden Virus-Varianten funktioniert die Null-Covid-Strategie immer weniger. Während der Rest der mittlerweile mit dem Virus leben kann, hängt China in der Lockdown-Dauerschleife.

Staats- und Parteichef Xi Jinping hat Null-Covid zu einem Pfeiler seiner Politik gemacht. Die Staatspropaganda preist die Strategie als riesigen Erfolg. Doch nicht nur deshalb gibt es in China derzeit offenbar keinen Ausweg. Ein Großteil der Menschen - vor allem Alte - sind ungeimpft. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung war dem Virus bisher ausgesetzt. Das heißt: Eine lockere Covid-Politik dürfte zu zahlreichen Toten führen und das Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze bringen - oder sogar darüber hinaus.

In den vergangenen Wochen gab es zwar immer wieder Berichte, dass die Kommunistische Partei die strikte Covid-Linie lockern könnte. Doch nunmehr sieht es danach aus, als sollten geringe Erleichterungen der Regierung lediglich ermöglichen, der Bevölkerung noch ein paar harte Null-Covid-Monate zuzumuten. Sobald Behörden Corona-Infektionen entdecken, fällt der Lockdown-Hammer.

Das ist nicht nur für Chinas Wirtschaft schmerzhaft. Ein Beispiel ist die riesige iPhone-Fabrik von Foxconn in der zentralchinesischen Stadt Zhengzhou. Im Oktober waren Wanderarbeiter vom Gelände geflohen, nachdem 200.000 Arbeiter von der Außenwelt abgeschottet wurden und auf dem Gelände leben und arbeiten mussten, weil in der Metropole Corona-Ausbrüche registriert worden waren.

Derzeit gilt für rund sechs Millionen Menschen in Zhengzhou wieder eine Corona-Ausgangssperre: Alle Einwohner von acht Stadtteilen um die größte iPhone-Fabrik des Landes dürfen ihre Viertel nicht mehr verlassen. Wohnblocks, die als "hochgefährdet" eingestuft sind, wurden mit Barrikaden abgeriegelt. Auf den Straßen gibt es Kontrollpunkte. Der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge wird Apple wegen der Corona-Einschränkungen in dem Werk voraussichtlich sechs Millionen iPhones weniger produzieren können als geplant.